CD: „Haydn: Die Schöpfung“, Dresdner Philharmonie unter Marek Janowski

Die neueste Aufnahme aus dem Hause Pentatone, gilt Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“, unter der Leitung von Marek Janowski. Zusammen mit der Dresdner Philharmonie und dem Rundfunkchor des MDR Leipzig präsentiert Janowski eine Interpretation dieses epochalen Werkes, die nicht nur klassische Transparenz, sondern auch romantischen Tiefgang in großer Harmonie vereint. „Die Schöpfung“, komponiert im Jahr 1798, ist ein wahrhaftiges Meisterwerk, das die Erschaffung der Welt durch Gott in einem farbenfrohen Tableau musikalisch darstellt. Inspiriert von Händels Oratorien, wollte Haydn mit diesem Werk eine ähnliche emotionale Tiefe und Publikumsbeteiligung erreichen. Von der Eröffnung mit dem legendären Lichtdurchbruch bis zum hymnischen Finale, das den allmächtigen Schöpfer feiert, entführt Haydn in eine Welt der Schönheit und Transzendenz. Marek Janowski zeichnet sich durch seinen Fokus auf klare rhythmische Strukturen aus, die die Grundlage seiner Interpretation von Haydns „Die Schöpfung“ bilden. Seine akribische Arbeit an der rhythmischen Präzision des Orchesters und des Chores verleiht der Musik eine pulsierende Energie und sorgt für einen kraftvollen, durchdachten Ausdruck. Jeder Takt ist präzise ausgearbeitet, was dem Werk eine dynamische Spannung verleiht und die Zuhörer unmittelbar in die Schöpfungsgeschichte eintauchen lässt. Ein weiteres markantes Merkmal von Janowskis Interpretation ist die maximale Transparenz des Klangbildes. Janowski legt großen Wert darauf, dass jede musikalische Stimme und jedes Detail des Orchesters und des Chores deutlich hörbar ist. Dies ermöglicht es den Zuhörern, die Vielschichtigkeit von Haydns Komposition vollständig zu erfassen und die subtilen Nuancen der Musik zu genießen. Durch die klare Durchlässigkeit des Klanges entsteht eine klangliche Klarheit, die es dem Zuhörer ermöglicht, jedes Element der Musik in seiner ganzen Pracht zu erleben. Janowskis Interpretation zeichnet sich auch durch fließende Tempi aus, die eine organische musikalische Erzählung ermöglichen. Statt auf abrupte Tempoänderungen zu setzen, wählt Janowski Tempi, die ein kontinuierliches Fließen der Musik unterstützen und eine natürliche Entwicklung der musikalischen Spannung ermöglichen. Diese fließenden Tempi verleihen der Interpretation lyrische Qualität und lassen die Musik in einem kontinuierlichen Strom von Emotionen und Ausdrucksmöglichkeiten fließen. Die Solisten Christiane Karg, Benjamin Bruns und Tareq Nazmi überzeugen in ihren Rollen. Ihre Textverständlichkeit ist vorbildlich und der Gesang überaus kultiviert. Sie verschmelzen harmonisch mit dem MDR Rundfunkchor Leipzig und der Dresdner Philharmonie. Das Orchester erweist sich in dieser Aufnahme als Glanzpunkt. Mit virtuoser Präzision und leidenschaftlichem Engagement zaubert das Orchester eine feine Klangwelt. Von den majestätischen Fanfaren bis zu den zarten, lyrischen Passagen meistert die Dresdner Philharmonie jede musikalische Herausforderung mit Leichtigkeit und Eleganz. Unter der einfühlsamen Leitung von Janowski entfaltet sich das orchestrale Zusammenspiel zu einem Hörgenuss, der die subtilen Nuancen von Haydns Musik in all ihrer Pracht offenbart. Der Rundfunkchor des MDR Leipzig zeigt sich in dieser Aufnahme als ein Ensemble von Qualität und Ausdruckskraft. Mit kraftvollem Gesang und einer beeindruckenden Präsenz verleiht der Chor den jubelnden Chorgesängen und den feierlichen Hymnen Erhabenheit. Die Stimmen des Chores verschmelzen zu einem mächtigen Klangteppich, der die Schönheit und Größe von Haydns Musik auf eindrucksvolle Weise unterstreicht. Von den majestätischen Chorpassagen bis zu den intimen Ensembleszenen zeigt der Rundfunkchor des MDR Leipzig sein Können in jeder Note. Das Orchester und der Chor reagieren sensibel aufeinander und schaffen so eine musikalische Atmosphäre, die von einer intensiven emotionalen Resonanz geprägt ist. Das harmonische Zusammenspiel von Orchester und Chor verleiht dem Vortrag Lebendigkeit und Vitalität. Unter der Leitung von Marek Janowski formen sie ein großes, harmonisches Tableau, das die zarte Strahlkraft von Haydns Meisterwerk voll zur Geltung bringt. Marek Janowski sprach einmal von dem großen Respekt, Haydns Genialität in der musikalischen Gestaltung seiner Werke, gerecht zu werden. Mit dieser Aufnahme ist ihm das überzeugend gelungen.

Dirk Schauß, 10. Mai 2024


Joseph Haydn: Die Schöpfung

Dresdner Philharmoniker
Marek Janowski, Leitung

Pentatone, 5187205