„Warum hat mich keiner gewarnt?“, Leserbrief zu „Hoffmanns Erzählungen“ in Saarbrücken

Warum konnte mich kein „Freund der Opern“ vor diesem Abend bewahren – Hoffmanns Erzählungen, neben Die Tote Stadt, Otello und einigen mehr, die ich „Lieblingsoper“ nenne, stand in Saarbrücken nach langer Zeit wieder auf dem Programm. Tatsächlich habe ich eine Kritik zu der vorherigen Inszenierung gefunden. 

Auch möchte ich nichts Negatives zu meinem Aufenthalt in Saarbrücken sagen, das Hotel in 10 Minuten nachts um halb eins erreicht und von dort am nächsten Tag das Opernhaus in 15 Minuten.

Hoffmann in Saarbrücken immer allgegenwärtig: Kein Platz für Schöngeistiges in der aktuellen Produktion „Les contes d’Hoffmann“: Statt im Weinkeller landet Dichter Hoffmann in einer Art Football-Umkleide, wo es kräftig Prügel setzt. Nicht alle Zuschauer konnten sich damit anfreunden.

Die Kritik spricht von der brutalen wie poetischen Inszenierung von Krystian Lada.

Seit Jahren wünsche ich mir, daß aktuelle Inszenierungen nicht mehr mit dem Komponisten / Texter in Verbindung gebracht werden, also mit den Urhebern, nur weil das „Urheberrecht“ abgelaufen ist.

Ich wünsche mir, dass es heißt: „Hoffmanns Erzählungen von Krystian Lada“ mit Musik von J. Offenbach und Text nach Jules Barbier.

Die Idee der Inszenierung ist so fahrig, dass man sie mit dem Gesehenen nicht in Einklang bringen kann. Die Oper beginnt statt im Wein oder von mir aus auch Bierkeller in einem Sportclub, wo Hoffmann genötigt wird, seine Geschichten zu erzählen. Dies unter Androhung von Prügel. 

Die Muse, keine Inspiration, sondern in der Hässlichkeit eher erinnernd an die nackte „Cindy von Marzahn“ – Hoffmann wird in 3 Lebensphasen von 3 unterschiedlichen Sängern dargestellt, was per se interessant ist, hört man dann aber, ich glaube es war Antonia Schluss, alle 3 gleichzeitig den Tod der Geliebten, wie „Die 3 Tenöre“ beklagen, stellt sich mir die Frage „Wer ist dran?“ und „Was machen die anderen beiden jetzt hier?“.

Die Bühne mal Sportclub, Olympia singt sich durch eine Kirche, Antonia holt sich queer über die große Bühne ihre Gesangsentzündung, die bis zum Tode führt, der Guiletta Akt war sehr schwelgerisch, stückgemäß in Rot ausgestattet.

Alles wurde eingerahmt und unterbrochen von Videoeinspielungen, die es leider an Kraft vermissen ließen, da die schauspielerische Leistung nicht mit der gesanglichen einher ging. Dies ist vor allem den Sprachbarrieren geschuldet.

Letztes Jahr sah ich in Karlsruhe den Hoffmann gleich mit 3 KammersängerInnen und einem dagegen verblassendem Hoffmann – „Mirko Roschkowski“ – den man selbst bei uns in Essen, als sehr „stimmschwachen“ Faust in Erinnerung hat in einer für mich stimmigen Inszenierung. Und in Detmold war Hoffmann gleich in die Psychiatrie eingeliefert und das Stück gleich um den komischen Tenor Andreas, Cochenille, Pitichinaccio, Frantz aus zeitlichen Gründen gekürzt worden.

Seit dieser eher brutalen, wie poetischen Erfahrung werde ich mich vor dem Besuch noch eindringlicher, nicht nur über das Stück, sondern vor allem über den Regisseur und seine Motivationen informieren. Als letzte negative Erinnerung in diesem Sinne kommt mir „Die Stumme von Portici“ in Kassel in Erinnerung, wo das „Gemeine Publikum“ nach der Pause nichts mehr live mitbekommen hat, sondern nur ein auserlesenes Schaar von Zuschauern die auf der Bühne saßen und mitwirken durften, der Rest durfte sich die Inszenierung als Projektion auf den „Eisernen Vorhang“ anschauen. Video“Künstler“ und Puppenspieler werden ja aktuell von Theater zu Theater gereicht.

Gespannt bin ich diese und nächste Spielzeit noch auf „Paul und Marietta“ in Kaiserslautern und Mainz im Herbst, die sich durch die Tote Stadt singen und im Dezember habe ich mir gerade Gera und „Die toten Augen“ in den Kalender eingetragen.

Viele Grüße von einem fleißigen Leser*

*Name ist der Redaktion bekannt