Amsterdam: „Ode aan de Meester“

Het Nationale Ballett Amsterdam

Premiere: 15. September 2017

Besuchte Vorstellung: 21. September 2017

Zum 85. Geburtstag von Choreograph Hans van Manen scheut das Niederländischen Nationalballett keine Kosten und Mühen und bringt einen Abend mit vier Werken des Jubilars auf die Bühne. Das Programm dieser „Ode an den Meister“ umfasst Werke der Zeit 1977 bis 1992.

Gemeinsamkeit der vier Stücke ist der gleichberechtigte Einsatz von Tänzerinnen und Tänzern. Die Herren dienen bei van Manen nicht nur als lebende Ballettstange für die Pirouetten und Sprünge der Damen, sondern beide Geschlechter kommen gleichgewichtig zum Einsatz. Außerdem fällt auf, wie oft van Manen immer wieder weite Armbewegungen in seine Choreografien einbaut.

Schon in „On the Move“ zum 1. Violinen-Konzert von Sergej Prokofjew entwickelt van Manen seine Choreographie punktgenau aus der Musik heraus, ohne die Tänzer plump dem Rhythmus der Musik verdoppeln zu lassen. Manchmal scheint es sogar so, als spüre der Choreograph den mathematischen Gesetzten nach, die in der jeweiligen Musik verborgen seien und bringe diese dann tänzerisch auf die Bühne.

Die beiden Paare werden von Suzanna Kaic und Remo Wörtmeyer sowie Sasha Mukhamedov und Marjin Rademaker mit schwereloser Eleganz getanzt. Unter dem Dirigat von Matthew Rowe spielt das Ballettorkest drahtig-leicht auf, während Geigerin Liza Ferschtman auch robuste Akzente setzt.

Zur minimalistischen „Sinfonie der Niederlande“ von Louis Andriessen entwickelt van Manen mit je 12 Tänzerinnen und Tänzern eine große Parade. Jede Gruppe tanzt in sich synchron, so dass ein Pas de deux der Geschlechter entsteht. Gleichzeitig entstehen aber allein durch die Anzahl der Akteure tolle Bewegungsbilder, wenn die Tänzer durcheinander springen, hüpfen oder marschieren.

In den „Sarcasmen“ zur Musik von Prokofjew, sitzt Pianist Robert Greuter auf der Bühne am Flügel und gibt dem Stück so eine zusätzliche optische Energie. Mit großen Posen und viel Ironie zeigt van Manen einen Wettstreit zwischen einer hochnäsigen Frau (Floor Eimers) und einem gockelhaften Mann (Jozef Varga).

Den Abschluss bilden die „Fünf Tangos“ zur Musik von Astor Piazzolla, die hier sogar live im Orchestergraben vom Sextete Cayengue musiziert werden. Zu den modernen Tango-Klängen entwirft van Manen fast schon ritualhafte Choreographien, wobei besonders das Solo von Daniel Camargo das Publikum begeistert.

Insgesamt ist hier ein starker Ballettabend zu erleben, der van Manens Vielseitigkeit unter Beweis stellt, denn jede Choreographie besitzt ihre besondere Note. Nach den Aufführungen im Amsterdamer Musiktheater geht die Produktion auch noch auf Tournee durch die Niederlande. Und für den Ballettabend „Dutch Doubles“ der im März 2018 Premiere hat, ist schon die nächste van Manen-Uraufführung angekündigt.

Rudolf Hermes 26.9.2017

Bilder (c) DNO