Dortmund: Mozart-Matinée

7. Oktober 2018

mit den Heidelberger Sinfonikern und einem jungen Trompeten-Solisten

Neben dem bereits bestehenden Philharmonischen Orchester gründeten sich in Heidelberg aus einem auf „alte Musik“ spezialisierten Kammerorchester zwecks Aufführung grösserer Werke im Jahre 1994 die Heidelberger Sinfoniker, die sich auf Werke der Wiener Klassik und frühen Romantik spezialisiert haben und nach historisch-orientierter Aufführungspraxis spielen. Beim Gastspiel im Rahmen der von der Mozart-Gesellschaft Dortmund veranstalteten ersten von sechs Mozart-Matinéen dieser Saison übernahm Johannes Klumpp die musikalische Leitung. Musikfreunden aus NRW ist er bekannt durch seine frühere Tätigkeit beim Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen und als Chefdirigent des Folkwang Kammerorchesters Essen.

Gleich beim ersten Werk des Abends, der Sinfonie Nr. 35 in D-Dur KV 385, der sogenannten Haffner Sinfonie, von Wolfgang Amadè Mozart wurde mit dem über zwei Oktaven herauf- und herabspringende Thema und dem nachfolgenden Triller sehr energisch und pointiert begonnen mit starkem Gegensatz zum kurzen p-Intermezzo.. Durchhörbar ließ sich das einzige wirkliche Thema des Satzes mit seinen musikalischen Abspaltungen verfolgen. Im Gegensatz dazu hörte man vom Orchester im langsamen Andante intime Serenadenklänge . Beim knappen Menuett freute man sich über das nachdrückliche Ritardando der Akkorde nach dem ersten Aufschwung-Motiv, beim noch knapperem Trio in der Mitte am Zusammenspiel von Oboen, Fagott und Geige. Wie von Mozart vorgeschrieben wählte der Dirigent ganz rasches Tempo für das an die „Figaro“-Ouvertüre und sogar „Osmin“ -Motive aus der „Entführung“ erinnernde finale Presto.

Zweck der Mozart-Matinéen ist aber nicht nur, schöne Musik aufzuführen, sondern vor allem jungen Nachwuchs-Künstlern das Zusammenspiel mit „richtigen“ Sinfonieorchestern zu ermöglichen.

Hier hatte der in Kasachstan geborene und in Hamburg studierende Trompeter Zhassulan Abdykalykov die Chance, mit den Heidelberger Sinfonikern eines der wichtigen Solokonzerte seines Instruments, das Trompetenkonzert in Es-Dur von Johann Nepomuk Hummel spielen zu können, komponiert 1803 für denselben Trompeter, für den auch Haydn sein Trompetenkonzert schrieb. Wenngleich der Dirigent in einer launigen Einführung mit gesungener Darstellung der Themen das Konzert als „Mozart unter gezuckerter Sahne“ bezeichnete, gibt es doch dem Interpreten Gelegenheit, sein Können mit allen klanglichen Möglichkeiten des Instruments vorzuführen. Dies gelang dem 26-jährigen Trompeter vortrefflich. Die jedem Musikfreund bekannten Fanfarenklänge beim ersten Einsatz der Trompete und der folgenden thematischen Durchführungen zeigten durch gekonntes Spiel ihre Wirkung. Im langsamen Andante bewunderte man die langen Kantilenen mit exakt geblasenen Trillern. Der letzte Satz mit dem ebenfalls bekannten Rondo-Thema zeigte in unheimlich raschem Tempo das grosse virtuose Können des jungen Trompeters. Das Zusammenspiel mit dem Orchester klappte bei allen drei Sätzen reibungslos. Zu Recht dankte das Publikum mit langem Beifall und Bravos.

Nach der Pause folgte vom damals fünfzehnjährigen Felix Mendelssohn Bartholdy dessen erste Sinfonie, erste insofern, als sie nach den noch jugendlicheren Streichersinfonien die erste war, in dem er zusätzlich Bläser einsetzte, also für ein volles Orchester schrieb. Daß sie in c-moll geschrieben wurde, mag mit Verehrung von Beethoven zu begründen sein, entspringt aber vielleicht auch etwas jugendlichem Leichtsinn. Vielmehr kann man sie eher als „Sturm und Drang“ charakterisieren, insbesondere im wilden ersten Satz „Allegro di molto“ – dieser doch mit Anklängen an Beethovens Coriolan-Ouvertüre, die ja auch in c-moll steht. Im langsamen Andante konnten insbesondere die Holzbläser des Orchesters in harmonischen Klängen schwelgen. Das Menuett zeigte zwar Anklängen an Mozart, wurde aber fast wie ein Scherzo Beethovenscher Prägung gespielt. Der letzte Satz hat vielleicht noch am meisten wilden c-moll Charakter, den das Orchester durchaus betonte. Der junge Mendelssohn probiert hier vieles aus. So spielte der Klarinettist ganz kantabel zu einer pizzicato-Begleitung der Streicher. Mendelssohn zeigte, daß er auch ein Fugato komponieren konnte, das vom Orchester gut hörbar gespielt wurde. Zum Schluß gab es eine sich zu ganz schnellem Tempo steigernde pompöse Coda, die das Publikum natürlich zu langem Beifall und Bravos anregte. Das Orchester bedankte sich mit Mozart´s „Figaro“ – Ouvertüre, die daran erinnerte, daß dessen zu Anfang erklungene Sinfonie das kompositorisch gelungenste Werk des Abends war.

Sigi Brockmann 9. Oktober 2018

Foto Monika Lawrenz