Parma: „Les pêcheurs de perles“

Aufführung 6.4.2014, (Premiere 25.3.2014)

Musik weit besser als Bühne

Diese Produktion von Georges Bizets nach “Carmen” bekanntestem Werk war in Italien bereits in Triest und Verona zu sehen gewesen. Ich hatte sie in letzterer Stadt gesehen und in jeder Hinsicht (fehlende Personenführung, seltsam ungenaue Charakterisierung der Örtlichkeit) verfehlt gefunden. Meine Meinung dazu konnte ich auch in Parma im Teatro Regio nicht ändern, denn weiterhin sehen wir neben einem zertrümmerten Buddhakopf Tänze, wie sie an das tiefste Afrika erinnern (Choreographie: Anna Rita Pasculli) oder eine mit Motiven à la Jugendstil verzierte Behausung Zurgas (Bühnenbild: Giorgio Ricchelli) – also ein Mischmasch, der nur in den Kostümen von Alessandra Torella daran erinnert, daß die Handlung in Indien spielt. Auch wurde (im Gegensatz zu Verona und zum – zugegebenermaßen recht flüchtig zusammengeschusterten – Libretto von Eugène Cormon und Michel Carré) das vorgesehenen Finale, in welchem Zurga durch die aufgebrachten Dorfbewohner dafür, daß er dem Liebespaar Leïla-Nadir zur Flucht verholfen hat, gelyncht wird, verändert: Nun blieb Zurga etwas ratlos vor dem sich schließenden Bühnenvorhang stehen – offenbar ein „Einfall“ des Regisseurs Fabio Sparvoli.

Glücklicherweise fiel der musikalische Teil diesmal trotz Veränderungen in der ursprünglich vorgesehenen Besetzung sehr positiv aus, denn Patrick Fournillier gelang es, das Orchestra Regionale dell’Emilia- Romagna zu intensivem Spiel zu führen, das den orientalisch gefärbten Melodien Bizets die richtige melancholische Farbe verlieh, ohne deshalb an Spannung zu verlieren. Für die schon vor Probenbeginn erkrankte Désirée Rancatore war Nino Machaidze verpflichtet worden, was eine gute Entscheidung war. Die Stimme der jungen Georgierin ist nach der Geburt eines Kindes in Mittellage und Höhe noch gerundeter und auch in der Tiefe kraftvoller geworden, und sie sang die ihr Keuschheitsgelübde brechende Priesterin nicht nur sehr schön, sondern auch mit großer Innigkeit. Antonino Siragusa hatte sich während der Proben mit dem Dirigenten nicht recht verstanden und sagte vor der Generalprobe ab. Mit Dmitry Korchak war ein sehr guter Ersatz gefunden, der seinen recht metallischen Tenor technisch ausgezeichnet führte und ihm dadurch die von Bizet für die Interpretation des Nadir verlangte träumerische Süße schenkte. Vincenzo Taormina kann man bescheinigen, daß er sich sehr um den Zurga bemühte und an lyrischen Stellen eine passable Leistung brachte, während er sich mit den dramatischen Ausbrüchen und Höhen seiner Arie plagte. Luca Dall’Amico sang mit Nachdruck den Nourabad, Hohepriester Brahmas. Besonderes Lob verdient der Chor des Hauses, der unter der wie immer exzellenten Leitung von Martino Faggiani brillierte.

Nach fünf Vorstellungen in Parma wird die Produktion zweimal in Modena zu sehen sein, wo wir ihr eine ähnlich herzliche Aufnahme wünschen wie an diesem Nachmittag.

Eva Pleus 13.4.14

Photos: Roberto Ricci