Premiere: 20.07.2018, Besuchte Vorstellung: 16.08.2018
Monty Python’s „Die Ritter der Kokosnuss“ auf der Suche nach dem heiligen Gral
Basierend auf dem Film „Die Ritter der Kokosnuss“ (Originaltitel: Monty Python and the Holy Grail) entstand im Jahre 2005 ein rund 2 1/2stündiges Musical, geschrieben von den Monty Python Mitgliedern Eric Idle und John Du Prez. Aus dem Film „Das Leben des Brian“ wurde zudem der populäre Song „Always Look an the bright side of Life“ entnommen. Der Titel „Spamalot“ sollte hierbei als Verbindung des Wortes Camelot mit einem recht bekannten Spam-Sketch der britischen Komikertruppe dienen.
Angelehnt ist die Geschichte sehr frei an der Sage von König Artus und seinen Rittern der Tafelrunde. Zur Erinnerung: Wir schreiben das Jahr 932, König Artus ist erst gerade zum König der Britten gewählt worden und macht sich nun im Auftrage des Herrn auf die Suche nach dem heiligen Gral. Hierzu wirbt er einige lustige Gesellen an, die er zu seinen Rittern seiner runden, aber wirklich sehr runden Tafelrunde ernennt. Er kämpft sich vorbei am französischen Chateau, weicht erfolgreich den hier fliegenden Kühen aus, besiegt das gefährliche Killerkaninchen und den gefährlichen schwarzen Ritter, kämpft sich mit seinem Diener Patsy durch einen großen, aber sehr sehr teuren Wald, bringt den Rittern die nur „NI“ sagen ein ungeheuer hübsches Gebüsch und findet um es vorweg zu nehmen, am Ende nicht nur den Gral, sondern auch seine große Liebe. All dies strotz nur so von Blödeleien in typischer Monty Python Manier, allerdings ist das Musical auch eine wunderbare und augenzwinkernde Parodie auf das Genre Musical als solches.
In den letzten Jahren fand sich das Stück auf unzähligen Stadttheaterbühnen wieder, man könnte es fast als das Musical der Stunde bezeichnen. Warum nun also weit bis Tecklenburg reisen, könnte man sich fragen. Die Antwort ist einfach, denn man hat hier wie üblich ein wirklich hervorragendes Ensemble zusammengestellt, was bei diesem Werk äußerst wichtig ist und oftmals den Unterschied ausmacht, zwischen einfachem Nachspielen einiger Gags und einem wirklich hinreißenden Musicalabend mit allem was dazu gehört. Frank Winkels gibt den König Artus in all seiner Tollpatschigkeit und mit toller Stimme in den Gesangsparts. Seinen mit Kokosnüssen klappernden Diener Patsy übernimmt Robert Meyer, der u. a. zu Beginn des zweiten Aktes unter starkem Beifall das Lied „Nimm das Leben beschwingt, hab einfach Spaß!“ („Always Look an the bright side of Life“) vortragen darf. Im Übrigen wird das komplette Musical auch in Tecklenburg in der gelungen deutschen Übersetzung von Daniel Grosse Boymann aufgeführt. Als Fee aus dem See zeigt Femke Soetenga eine ebenso gute Leistung wie Thomas Hohler als etwas ängstlicher Sir Robin, Florian Soyka als Sir Galahad (wunderbar auch seine Wandlung vom autonomen Dennis zum Ritter Galahad) und Gerben Grimmius als Sir Bedevere. Mathias Meffert wagt als Sir Lancelot ein großes Coming Out, was in Kombination mit Nicolai Schwab als Prinz Herbert als eines der großen Highlights des Abends im Gedächtnis bleibt. Jan Altenbockum gibt einen souveränen Erzähler und darf gesanglich als „noch nicht toter“ Fred überzeugen. Lobenswert auch das große Ensemble, welches hervorragend integriert wurde.
Die Inszenierung von Werner Bauer weiß die Größe der Tecklenburger Freilichtbühne gut zu nutzen und überzeugt durch eine liebevolle Regie bis in kleinste Details. Insbesondere die Szenen in Camelot und im Wald nehmen die gesamte Bühne ein. Zudem beweist Herr Bauer, dass er das Stück gut verstanden hat, indem er den vorhandenen Humor vorsichtig einigen lokalen und aktuellen Anpassungen und Erweiterungen unterzieht. So antworten die Franzosen beispielsweise auf die Frage, wer sie seien mit dem Ausspruch: „Wir? Wir sind die Weltmeister.“ Auch seine Anspielungen auf andere Musicals treffen den Punkt. So treten in der Broadway-Szene viele bekannte Musicalfiguren auf, bei denen es für den Zuschauer eine Freude ist zu schauen, wer da alles auf der Bühne steht. Gleiches gilt im Übrigen auch für die Bewohner des französischen Schlosses, auch hier gesellen sich Asterix und Obelix sowie der kleine Prinz zu vielen anderen bekannten Gesichtern. Highlight der Inszenierung ist aber wohl die Nummer „Such den Gral“, bei der rechts auf der Ruine ein riesiger Kelch erscheint, der auch entsprechend durch die Fee aus dem See eingesetzt wird.
Auf der musikalischen Seite leitet Giorgio Radoja ein für dieses Werk ungewöhnlich großes Orchester bestehend aus 17 Musikern, welches die schwungvollen Melodien stets treffend zu Gehör bringen. Mit „Monthy Python´s Spamalot“ gelingt den Freilichtspielen Tecklenburg erneut eine großartige Produktion, die humorvoll zu unterhalten vermag, wenngleich sicherlich ein ganz anderes Werk als das opulente „Les Misérables“. Die Mischung stimmt, bei der Programmauswahl wie bei der Besetzung, in Tecklenburg beweist man auch 2018 wieder aufs Neue, dass sich auch eine weitere Anfahrt zu dieser wunderbar gelegenen Naturbühne in aller Regel lohnt.
Markus Lamers, 17.08.2018
Fotos: © Stephan Drewianka / Holger Bulk / Heiner Schaeffer