Innsbruck: „Der Rosenkavalier“

Vorstellung: 11. 1. 2015

Im November 2014 gedachte auch das Tiroler Landestheater des 150. Geburtstags von Richard Strauss – mit einer sehens- und hörenswerten Neuinszenierung seiner wohl populärsten Oper „Der Rosenkavalier“. Es war die vierte Tiroler Produktion dieses Werks, für die man mit Heinz Zednik einen der beliebtesten österreichischen Sänger als Regisseur gewinnen konnte. Zur Freude des Publikums, das von Beginn bis zum Ende vollauf begeistert schien. Dazu trugen auch die prächtigen Bühnenbilder und Kostüme (Ausstattung: Michael D. Zimmermann) ganz wesentlich bei.

Heinz Zednik lässt den Rosenkavalier – wie von den Autoren vorgesehen – Mitte des 18. Jahrhunderts in Wien spielen. Dazu ein Zitat des Regisseurs aus einem im informativ und illustrativ gut gestalteten Programmheft abgedruckten Gespräch mit der Dramaturgin Susanne Bieler: „Das war mir sehr wichtig. Generell bin ich Übertragungen von Stücken in eine andere Zeit gegenüber durchaus aufgeschlossen. Aber speziell den ‚Rosenkavalier‘ sehe ich gerne in der dafür vorgesehenen Epoche. Meiner Ansicht nach passt das besser zur Sprache. Es ist zwar eine von Hofmannsthal erfundene Kunstsprache, aber ich bin davon überzeugt, dass die Menschen damals in etwa so gesprochen haben. Auch der hinreißenden Musik wird man dadurch eher gerecht.“

In vielen kleinen Gesten, aber auch im Mienenspiel der Hauptdarsteller ist die führende Hand des Regisseurs zu spüren. Es gelang ihm wunderbar, die zwischenmenschlichen Gefühle der Protagonisten auf die Bühne zu bannen und eine dichte Wienerische Atmosphäre zu schaffen. Kompliment! Typengerecht ausgewählt die einzelnen Figuren dieser Komödie für Musik, wie der Untertitel der Oper lautet.

Als Feldmarschallin Fürstin Werdenberg sang und spielte die gebürtige Wiener Sopranistin Susanna von der Burg ihre Rolle von der ersten bis zur letzten Szene eindrucksvoll. Es stimmte jede Geste, jede Miene. Ihr ebenbürtig als Octavian die bulgarische Mezzosopranistin Valentina Kutzarova, die auf burschikose Art den jungen, verliebten Mann gab. Interessant, dass Octavians Spitzname Quinquin dem eines Grafen Esterházy zur Mozart-Zeit entliehen ist. Der junge, kraftstrotzende Basssänger Andreas Hörl spielte den Baron Ochs auf Lerchenau gekonnt grobschlächtig und war auch stimmlich überzeugend. Es scheint in Mode zu kommen, diese herrliche Rolle mit einem jungen Sänger zu besetzen. Warum nicht…

Der Wiener Bariton Peter Edelmann war ein überzeugender Herr von Faninal, die hübsche Sopranistin Susanne Langbein als dessen Tochter eine Idealbesetzung. Sie spielte die junge, unbedarfte Sophie, die eben erst aus dem Kloster kommt, um einen ihr unbekannten Mann zu ehelichen, brillant. Mit köstlicher Mimik und exzellenter Stimme gab sie der Rolle das nötige Profil. Beeindruckend der harmonische Gleichklang ihres warmen Soprans mit der Stimme von Valentina Kutzarova als Octavian in der Schlussszene. Ein Liebespaar zum Verlieben!

Der portugiesische Tenor Paulo Ferreira bot als Sänger eine Pavarotti- Parodie und schmetterte seine Arie mit voller Brust und wehendem Taschentuch ins Publikum. Aus dem großen Ensemble wären noch die deutsche Sopranistin Susann Hagel als Leitmetzerin, der amerikanische Tenor Joshua Lindsay als Intrigant Valzacchi, die kanadische Sopranistin Jennifer Maines als dessen Begleiterin Annina und der deutsche Bassist Marc Kugel in den Rollen des Polizeikommissars und des Notars zu nennen. Sie alle waren für die gute Ensembleleistung mit verantwortlich.

Warum Alexander Rumpf das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck anfangs so laut spielen ließ, dass man meinte, in einer Sondervorstellung für Schwerhörige zu sitzen, ist rätselhaft, zumal er besonders die Schlussszene wunderbar einfühlsam dirigierte.

Das Publikum war von der qualitätsvollen Aufführung begeistert und spendete allen Mitwirkenden nicht enden wollenden Beifall mit vielen Bravo-Rufen für Susanna von der Burg, Susanne Langbein, Valentina Kutzarova und Andreas Hörl.

Udo Pacolt (Merker-online) 17.1.15

Bilder: Teater Innsbruck