Bad Wildbad: Belcanto Opera Festival 2014

und das königliche Kurtheater

Böse Zungen behaupten, Rossini habe im recht jungen Alter von 37 Jahren das Komponieren von Opern eingestellt, bevor alle Welt merkte, dass er immer die gleiche Oper schrieb. Fakt ist, dass er, der als Komponist reich geworden war, mit seinem Leben noch etwas anderes anfangen wollte und sich u.a. auch den Gaumengenüssen in einem Maß zuwandte, das seiner Gesundheit abträglich war. In dieser Zeit florierten gerade die deutschen Badeorte mit ihren diversen Heilwässern (und anderen einträglichen Aktivitäten), so dass Rossini auf Ratschlag seiner Ärzte deutsche Kurorte besuchte. In Bad Wildbad war er im Jahr 1856, wovon ein bronzenes Denkmal im Kurzentrum Zeugnis gibt. In Bad Wildbad erinnern auch jedes Jahr die Rossini Belcanto Festspiele von diesem Ereignis, die sich unter der Intendanz durch Jochen Schönleber zu einem kaum mehr wegdenkbaren jährlichen Kulturereignis im Juli entwickelt haben. Anders als z.B. in Bad Ems, der langjährigen Sommerresidenz von Jacques Offenbach, wo sich ein Festival zu dessen Ehren leider nicht durchsetzen konnte.

Während Rossini nur ein einziges Mal in Wildbad kurte, tat das der württembergische König so regelmäßig wie König Wilhelm I von Preußen in Bad Ems oder sein Enkel in Wiesbaden. Wo ein Herrscher kurt, musste selbst im 19.Jhdt. noch ein Theater her; so entstand 1864 mit Zustimmung von König Karl mit einem privaten Bauherrn das kleine „königliche Kurtheater“ im Kurpark, ein Kleinod (leider mit zwei wenig geglückten modernen seitlichen Anbauten) mit etwa 250 Zuschauerplätzen, das 1897 in Staatsbesitz übergeführt und erstmals renoviert wurde. Bis in die 70er Jahre war es so heruntergekommen, dass es schon abgerissen werden sollte, ehe sich Bürger- und Promi-Wille (hier u.a. Justus Frantz) regte und das das Gebäude rettete. Nach einer Grundsanierung wurde das Theater 2005 im Rahmen des Rossini Festivals mit L’inganno felice wiedereröffnet unf nun zum 150-jährigen Bestehen nach erneuter Restaurierung in diesem Jahr gewissermaßen als Preludium zum Belcanto Festival mit Rossinis Oper „Il viaggio a Reims“ (konzertant in Galabesetzung) an einem Festwochenende erneut eröffnet. Nun wird es wieder für kleinere Konzerte, für Kammeropern sowie als ansprechender Rahmen für die Einführungsvorträge zu den Opernabenden von Dr. Reto Müller genutzt, dem wissenschaftlichen Berater des Festivals. Für die Opernaufführungen ist das Theater wegen des geringen Fassungsvermögens leider unwirtschaftlich.

Wie schon in den letzten Jahren bringen die Festspiele bringen je drei Opern, davon ein gut bekanntes Werk von Rossini (dieses Jahr „Il viaggio a Reims“, eine Rarität ("Adelaide di Borgogna") und ein Werk eines Zeitgenossen ; eines dieser Werke jeweils in konzertanter Version. Die Solisten sind täglich im Einsatz. Um sie stimmlich nicht zu überfordern, werden sie meist abwechselnd in Haupt-oder Nebenrollen eingesetzt. So gibt es auch ausgesprochene Luxusbesetzungen in kleinen Rollen.

Seit 2010 finden die Opernaufführungen finden in der Trinkhalle statt