Berlin: „Festliche Opernnacht für die AIDS-Stiftung“

AIDS-Gala in neuem Gewand

Nicht nur den Namen von Operngala zugunsten der Deutschen AIDS-Stiftung in Festliche Opernnacht für die AIDS-Stiftung ändern mochte die neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Aids-Stiftung Anne von Fallois, sondern das Ereignis auch „schlanker, kommunikativer und zeitgemäßer“ gestalten, als es die bisherigen 27 Veranstaltungen seit dem Beginn im Herbst 1994 waren, die vom damaligen Operndirektor Götz Friedrichs, Alard von Rohr, und der Schauspielerin und Society Lady Irina Pabst ins Leben gerufen worden war und sich seitdem um Aidskranke in Berlin, aber auch, besonders der Verhütung verpflichtet, um von Aids Bedrohte in Südafrika kümmert. 8 Millionen Euro erbrachten die Kartenerlöse und Spenden bislang, und viele berühmte Conferenciers führten, beginnend mit Ulrich Wickert, mit Helmut Lohner, Otto Sander oder Helmut Karasek durch den Abend, aber ganz eng verbunden mit ihm ist Loriot, der nicht nur die 2. AIDS-Gala mit Wagners Ring an einem Abend gestaltet hatte, sondern der das Gesicht und die Stimme der AIDS-Gala für lange Jahre blieb mit so feinsinnigen wie lasziven, eher das Schmunzeln als die laute Lache provozierender Moderation unverzichtbar erschien. Nach ihm gestaltete Max Raabe, ihn nachahmend, aber nie das Original erreichend, die Gala und schließlich Rolando Villazon, der auch für die diesjährige Gala mitverantwortlich zeichnete. Dirigenten waren natürlich neben Gästen auch die jeweiligen Generalmusikdirektoren Christian Thielemann und Donald Runnicles. Alard von Rohr, der stets für hochklassige Sängerbesetzungen garantierte, ging zum Glück der Berliner Opernlandschaft nicht verloren, sondern war zuletzt verantwortlich für die Operngala im Konzerthaus, vom DSO zugunsten der Ukraine im April dieses Jahres gestaltet.

© Krösel/Wanja

Der Wunsch nach „weniger Chichi“ äußerte sich wohl vor allem im Wegfall der Tombola, des in der Eintrittskarte inbegriffenen Essens und der Damen- wie Herrenspende für die Besucher sowie des zaghafteren Blumenschmucks mit Weihnachtssternen. Die künstlerische Seite blieb unverändert und konnte sogar noch beim Lesen der Tageszeitungen des Vorstellungstages Vorfreude wecken. Aus der Sängerliste der Deutschen Oper waren da aber längst die beiden attraktivsten Namen, der des Malteser Tenors Joseph Calleja und der der gerade in der Staatsoper Berlin und der in Wien Triumphe gefeiert habenden Sopranistin Anastasia Bartoli, verschwunden, der ihre auch aus allen Vorstellungen von Macbeth, der in Kürze Premiere haben wird, der zukünftige Banco der Deutschen Oper, Marco Mimica, hatte sich wohl auch aus der Gala abgemeldet.

Trotz dieser herben Verluste war es der Deutschen Oper wieder gelungen, eine hervorragende Sängerriege für den dann allseits und ausführlich bejubelten Abend zu gewinnen, vor allem dem französischen und italienischen Repertoire zugewandt, so dass das deutsche mit einem allerdings vehement vorgetragenen Chor aus den Meistersingern vorlieb nehmen musste. Dabei setzte er, einstudiert vom Chorleiter Jeremy Bines, auf Überwältigung, während der Beitrag des Balletts sich auf ein schüchternes Paar, Krasina Pavlova und Olaf Krollmannsperger, beschränkte, im Hintergrund zu St. Petersburg von Peter Plate und Nils Wanderer tanzend, welch letzterer mit seinem Countertenor und aparter Gewandung faszinierte. Ebenfalls etwas aus dem Opernabend fiel das Brüderpaar Pene und Amitai Pati, letzterer der zukünftige Roméo in der Staatsoper am kommenden Wochenende, ersterer gerade mit seiner ersten CD auf dem Markt und mit eben dieses Romeos „Ah! Lève- toi soleil“ dem Bruder zuvor kommend, mit ihm gemeinsam mit einem Lied in die Welt der Maori einführend. Wonneschauer konnte Martina Russomanno mit der Arie der Semiramide aus Rossinis gleichnamiger Oper erzeugen, Vorfreude auf seinen Macbeth weckte Roman Burdenko mit seinem Nemico della patria, beste alte Gesangsschule bzw. deren Ergebnis dokumentierte Teresa Romano mit Ebolis Don fatale, die Wände wackeln mit seinem colpo di cannone ließ Alejandro Balinas Vieites. Genauso viel schauspielerisches Talent wie vokale Akrobatik bewies Serena Saenz mit der Arie der Puppe Olympia, während Golda Schultz mit der Louise aus Charpentiers gleichnamiger Oper mit apartem Timbre einer funkelnden Sopranstimme entzückte. Den Abschluss bildete mit hauseigenen, aber nicht weniger verdienten Kräften das Brüderlein und Schwesterlein aus Strauss‘ Operette Die Fledermaus. Für einen rasanten Beginn mit Rossini und zuverlässige Begleitung hatte das Orchester der Deutschen Oper unter Daniele Squeo gesorgt.

© Krösel/Wanja

Zu Beginn hatten der Intendant der Deutschen Oper, Dietmar Schwarz, und Anne von Fallois .auf die Bedeutung der immer noch notwendigen Hilfe für von Aids Betroffene hingewiesen, Jens Spahn, Ex-Gesundheitsminister, verlieh Annie Lennox den diesjährigen World Without Aids Award, r den die Künstlerin sich in einem Video mit bewegten und bewegenden Worten bedankte.

Und Rolando Villazon, nun er war sein unverbesserliches, eher sich als die gute Sache in Szene setzendendes Selbst, das auch nicht vor einem vokalen Anschlag auf die Ohren des Publikums mit einem zum Glück die Oper meidenden, aber doch die Zarzuela malträtierenden Beitrag erschreckte. Aber auch er konnte dem Publikum gefallen, was schließlich die Hauptsache ist.

Fazit: Der Kampf gegen Aids ist noch nicht gewonnen, und die Aids-Gala, welchen Namen sie auch tragen mag, ist weiterhin ein wertvolles Mittel im Kampf gegen diese schreckliche Krankheit.

Ingrid Wanja, 2. November 2024


Festliche Opernnacht für die Deutsche AIDS-Stiftung

2. November 2024

Deutsche Oper Berlin

Musikalische Leitung: Daniele Squeo
Orchester der Deutschen Oper Berlin