PR 15.2.13
Allein für die eine Szene lohnt sich die Fahrt nach Detmold: Zweiter Teil, drittes Bild, das Zwiegespräch zwischen der Zigeunerin Azucena und dem Troubadour Manrico. Evelyn Krahe und Emmanuel di Villarosa in Höchstform schufen ein exzellentes, ergreifendes Stück Musiktheater, ebenbürtig Musik und Theater im zeitlos minimalistischen Bühnenbild von Susanne Ellinghaus. Über die geweckten Emotionen schweigt der Kritiker – es ist müßig, die Dramatik dieser Szene zu beschreiben. Man muss sie erfahren.
Die ganze Inszenierung stützt sich auf zwei Paare: Evelyn Krahe als Azucena – Emmanuel di Villarosa als Manrico, und Marianne Kienbaum Nasrawi als Leonore – James Tolksdorf als Graf von Luna. Sie gestalten das Drama, überzeugend, ergreifend, mit einem famosen Gespür für Musik und Erzählung. Sie werden konsequent durch die Inszenierung geführt, auch wenn man denken könnte, die Regie agiere sehr vorsichtig und kaum spürbar. Nein, hier wird kein Detail sich selbst oder dem Zufall überlassen. Die Szenen, wenn sie so gut gespielt sind, brauchen keine aufwendige Staffage, die Gewalt ist grausam ohne dies, auch in leisen Tönen. Wenn Tolksdorf zuweilen schargiert, deutet er nur einen unsicheren Macho la Luna an, dessen Stärke nur die Lautstärke ist. Die wahre Macht der Leidenschaft liegt ja im Verborgenen.
Der Regisseur Dirk Schmeding teilte die Oper in einzelne Bilder, die jeweils mit dem Vorhang und einer kleinen Pause der Stille enden. Die Geschichte wird dadurch klar strukturiert, großformatige Überschriften, die sich nur auf wesentliche Textpassagen des Librettos einschränken, erklären das Geschehen verständlich. Das kleine schmucke Detmolder Theater hat eine große, großartige Operninszenierung gezeigt.
Jan Ochalski
Fotos: Landestheater/ Lefebvre
Weitere Vorstellungen am 7. und 19. April 2013. Sonst Gastspiele in Paderborn und Gütersloh.