Channel Classics präsentiert mit der neuesten Veröffentlichung einen fesselnden Einblick in die Welt Ludwig van Beethovens, dargeboten vom Iván Fischer und dem von ihm gegründeten Budapest Festival Orchestra. Diesmal stehen Beethovens Sinfonie Nr. 3 „Eroica“ und die kraftvolle Coriolan-Ouvertüre im Mittelpunkt, zwei Werke, die die Grenzen der klassischen Musik neu definierten. Musikwissenschaftlich betrachtet stehen diese Werke als Meilensteine in Beethovens Schaffen. Die „Eroica“ markiert den Übergang von der klassischen zur romantischen Sinfonie und setzt neue Maßstäbe in Bezug auf Harmonik, Form und Ausdruck. Die Coriolan-Ouvertüre wiederum zeigt Beethovens Fähigkeit, dramatische Konflikte durch orchestrale Mittel darzustellen und ist ein faszinierendes Beispiel für die Verbindung von Musik und Theater im 19. Jahrhundert. Unter der Leitung von Iván Fischer erscheint Beethovens Sinfonie Nr. 3 in einem neuen Licht.
Statt des traditionellen Pathos oder Monumentalen wählt Fischer einen Ansatz, der die lyrischen Qualitäten des Werkes betont. Der erste Satz beginnt mit einem kraftvollen, markanten Thema, das von den Streichern eingeführt wird. Es folgt eine Reihe von motivischen Entwicklungen und Kontrasten, die eine dynamische Spannung erzeugen. Iván Fischer und das Budapest Festival Orchestra interpretieren diesen Satz mit einer auffallenden Leichtigkeit und einem flüssigen Zeitgefühl, wobei die Streicher besonders betont werden, während die Holzbläser eine markante Präsenz zeigen. Der anschließende Trauermarsch wird zu einem bewegenden und feierlichen Erlebnis. Er ist von seiner tragischen Stimmung geprägt. Fischer und sein Orchester vermitteln die Emotionalität dieses Satzes durch eine intensive Interpretation, wobei die Streicher eine warme Klangfarbe erzeugen und die Holzbläser mit ihrer expressiven Darbietung eine zentrale Rolle spielen. Das Scherzo bricht unter Fischers Leitung mit seiner lebhaften Energie und spielerischen Dynamik hervor. Das Budapest Festival Orchestra spielt mit bemerkenswerter Präzision und Leichtigkeit, wobei die markanten Rhythmen und Kontraste des Satzes deutlich herausgearbeitet werden. Besonders die Holzbläser und die strahlenden, furchtlos aufspielenden Hörner setzen Akzente und verleihen dem Satz seine besondere Brillanz. Der Schlusssatz ist ein rauschendes Finale, das mit einer Reihe von Variationen und kontrapunktischen Elementen aufwartet. Fischer wählt eine eher milde und leichtere Interpretation dieses Satzes, wodurch der Fokus auf der lyrischen und melodischen Entwicklung liegt. Die Zusammenarbeit zwischen Orchester und Dirigent ist hier besonders eindrucksvoll, da sie die vielschichtigen Strukturen und den klanglichen Reichtum dieses Satzes prägnant herausarbeiten. Die finale Steigerung wirkt strahlend und mitreißend. Als Ergänzung folgt die Coriolan-Ouvertüre, Op. 62, ein dramatisches Werk, das Beethovens Fähigkeit zur Charakterzeichnung und zur musikalischen Erzählung zeigt. Fischer und das Budapest Festival Orchestra präsentieren diese Ouvertüre intensiv und straff, wodurch die kompositorische Unerbittlichkeit und der Vorwärtsdrang des Stücks effektiv zur Geltung kommen. Die Aufnahmetechnik von Channel Classics verdient ebenfalls höchstes Lob. Sie schafft eine weiträumige, atmende Klanglandschaft, die jedes musikalische Detail für den Hörer zugänglich macht. Jedes Flüstern der Streicher, jeder markante Akzent der Holzbläser werden mit Klarheit und Präzision eingefangen. Diese gelungene Aufnahme fängt nicht nur die Leistung des Budapest Festival Orchestra unter Iván Fischer ein, sondern lässt auch die akustische Schönheit des Konzertsaals lebendig werden. Das Budapest Festival Orchestra und dessen langjähriger Chefdirigent und Gründer sind eine hörbar eingeschworene Gemeinschaft. Mit jedem Takt ist das gute Einvernehmen als lebendige Energie der Musizierfreude zu vernehmen. Keine Frage: Fischer hat aus diesem Klangkörper das beste Orchester seines Landes geformt.
Dirk Schauß, 12. April 2024
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 3 und Coriolan-Ouvertüre
Budapest Festival Orchestra
Iván Fischer, Leitung
Channell Classics, CCSSA46524