CD: „Dora Pejačević“, Orchesterwerke

Dora Pejačević war die erste Frau in Kroatien, die erfolgreich sinfonische Musik schrieb. Unter den wenigen großen Orchesterwerken kommt ihrer fis-moll Sinfonie eine zentrale Bedeutung bei. Die Tonsprache ist erkennbar spätromantisch, üppig gestaltet. Bruckner und Mahler haben deutlich ihren Einfluss genommen. Die Instrumentation ist meisterhaft und farbintensiv. Die Tonsprache ist zuweilen geradezu schwärmerisch. Nicht immer sind die Themen und kompositorische Struktur vollends ausgestaltet. Dafür ist die klangliche Opulenz und die Schönheit der Themen sehr einnehmend.

Der erste Satz beginnt in geballter Dissonanz. Offensichtlich hat die Komponistin hier ihre Erfahrungen des Ersten Weltkriegs verarbeitet. Hier hatte sie sich im Sanitätsdienst engagiert. Was dann folgt, ist ein großer Erzähl Strom, die mit gewaltigen Steigerungen daher kommt.

Im folgenden Andante spielen sich die seelenvollen Soli des Englisch-Horns und der Bass-Klarinette die Bälle zu. Anklänge an einen Trauermarsch sind zu vernehmen. Dazu rauschen kantable Themen in der kraftvoll tönenden Streichergruppe in epischer Größe am Ohr des Zuhörers vorbei. Ja, tatsächlich kann das ein wenig an Rachmaninow erinnern. Und doch, Pejačević hat ihre ganz eigene Klangsprache, die unverwechselbar ist. Keck und sprunghaft ist das bunte Scherzo zu bestaunen, mit schönen Details im Schlagzeug. In dem beschließenden Allegro appassionato bündelte Pejačević alle Themen zusammen und demonstriert nochmals eindrucksvoll ihr großes Können in der Behandlung des Orchester-Apparates.

Die Phantasie Concertante, ein packender Konzertsatz für Klavier und Orchester, hat es in sich und ist ein großes Bravourstück. Sie ist aufregend, virtuos und bietet für eine Viertelstunde größtes Hörvergnügen. Der Pianist Volker Banfield spielt mitreißend und begegnet den immensen Anforderungen mit souveräner Lässigkeit.

Dirigent Ari Rasilainen und die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz holen jede Nuance aus den beiden Werken. Das Orchesterspiel erklingt losgelöst und spielerisch intensiv. Aufnahmetechnik und die wissenswerten Informationen im Beiheft sind vorbildlich.

Bleibt zu wünschen, dass dem spannenden und farbintensivem Werk von Dora Pejačević im Konzertleben mehr Raum zuerkannt wird.

Dirk Schauß, 29. März 2023


cpo 777 418-2

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