CD: „Dora Pejačević“, Klaviertrio und Cellosonate

Auch auf dieser CD ist das Staunen groß über die musikalische Genialität der Dora Pejačevic! Zu hören sind das Klaviertrio op. 29 und ihre Cellosonate op. 35. Diese herrlichen lyrischen Werke sind voller musikalischer Einfälle und großer erzählerischer Kraft. Diese Werke sind sehr eingängig, dicht im musikalischen Gehalt und kurzweilig. Wie so oft kommen einem Vergleiche in den Sinn, insbesondere beim Klaviertrio. Natürlich ist es einfach an Brahms, Mendelssohn oder den melodischen Zauberer Dvorák zu denken, aber Pejačevics Musik ist unverkennbar und eigen zugleich. Ihre originelle Melodieführung und der Detailreichtum ihrer Kompositionen sind stattlich.

Das Klaviertrio in C-Dur ist ungewöhnlich ausladend dimensioniert und in vier Sätzen unterteilt. Viele tänzerische Elemente sind darin enthalten und doch ergeben sich auch Aspekte der Schwermut. Die Melodien sind prägnant, so besitzt das Thema des ersten Satzes Ohrwurm-Qualität. Das 1910 vollendete Klaviertrio ist das zweite Klaviertrio der Komponistin. Ihr Erstlingswerk, das acht Jahre zuvor komponiert wurde, ist nicht, wie dieses Trio, repräsentativ für ihren reifen Stil als Komponistin.

Der Eröffnungssatz, Allegro con moto, zeichnet sich durch seine zwei sehr attraktiven und lyrisch fließenden Themen aus, die von einer schwungvollen rhythmischen Entwicklung und Brückenpassagen dazwischen unterbrochen werden.  Als Nächstes folgt ein sehr originelles Scherzo. Brillant konzipiert ist das verspielte Hauptthema. Einen feinen Kontrast bildet der etwas transparentere und lyrische Trio-Teil. Es folgt ein ziemlich außergewöhnlicher langsamer Satz, Lento. Die Musik ist primär lyrisch, aber konstante Wechsel im Tempo und der Tonart erzeugen eine umfangreiche Palette von Stimmungen und Gefühlen.  Das Finale, ein Allegro risoluto, ist ein energiegeladener Schluss mit mehreren spannenden und fesselnden Höhepunkten.

Pejačevics Musik besitzt eine immense erzählerische Kraft und Stärke, die direkt auf den Zuhörer einwirkt. Dora Pejacevics einzige Sonate für Cello und Klavier in e-Moll op. 35 berührt durch seinen romantischen Schwung und seine Kantabilität. Sie enthält einen ungewöhnlichen dritten Satz – das Adagio sostenuto – ganz im 5/4-Takt, zuweilen an Tschaikowsky erinnernd. Die elegische Grundstimmung wird in der Mitte durch dramatische Akzente unterbrochen.

Andrej Bielow, Christian Poltéra und Oliver Triendl spielen Pejačevics Musik mit Hingabe und breiter Ausdruckskraft. Wunderbar treten die Musiker in den gemeinsamen Dialog und stellen die herrlichen Melodien der Komponistin in den Mittelpunkt.

Das Label cpo hat die CD vorbildlich produziert. Wieder gibt es ein lehrreiches Beiheft und einen warmen, dynamischen Klang von der Tontechnik.

Dirk Schauß, 20. März 2023


Dora Pejačević

Klaviertrio und Cellosonate

Andrej Bielow, Violine

Christian Poltéra, Violoncello

Oliver Triendl, Klavier

cpo 777 419-2

1 CD

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