CD: „Dora Pejačević“, Werke für Violine und Klavier

Dora Pejačević war die erste Frau in Kroatien, die erfolgreich sinfonische Musik schrieb. Aus einer Adelsfamilie stammend, studierte sie Komposition in Zagreb und war überdies sehr gebildet. Intensiv war ihr Interesse an Literatur und Philosophie. Prägende Erlebnisse waren u.a. ihre Anwesenheit bei den Uraufführungen der Strauss Opern „Salome“ und „Der Rosenkavalier“. Ihr Leben währte kurz, sie starb im Alter von gerade einmal achtunddreißig Jahren, kurz nach der Niederkunft ihres einzigen Kindes, an den Folgen eines Nierenleidens.

Sie schrieb vor allem viel Kammermusik. Unter den wenigen großen Orchesterwerken kommt ihrer fis-moll Sinfonie eine zentrale Bedeutung bei. Die orchestrale Tonsprache ist erkennbar spätromantisch, üppig gestaltet. Bruckner und Mahler haben deutlich ihren Einfluss genommen. Die Instrumentation ist meisterhaft und farbintensiv. Die Tonsprache ist zuweilen geradezu schwärmerisch. Nicht immer sind die Themen und kompositorische Struktur vollends ausgestaltet. Dafür ist die klangliche Opulenz und die Schönheit der Themen sehr einnehmend.

Das Label cpo ist bekannt für die umfangreiche Tonträger-Produktion von Einspielungen unbekannter oder in Vergessenheit geratener Komponisten. Umso mehr kommt den verschiedenen Aufnahmen der Kompositionen von Dora Pejačević eine besondere Bedeutung bei. Auf der vorliegenden CD sind es die Werke für Violine und Klavier, die einen guten und spannenden Überblick über die kompositorische Entwicklung der begabten Komponistin gibt.

Die D-Dur Sonate op. 43 aus dem Jahre 1917 ist eine überaus gelungene Komposition, sehr klar in der Formgebung und der prägnanten thematischen Entwicklung. Das musikalische Talent von Pejačević trug bereits früh reife Früchte. Ganz erstaunlich ist in diesem Zusammengang die Canzonetta op. 8 geraten, die Pejacevic mit gerade einmal vierzehn Jahren komponierte. Bereits hier zeigt sich ihre melodische Kreativität, ihr musikalisches Gespür für intensive gefühlvolle Themen, die auf einem klaren Formverständnis basieren. Im Vergleich dazu wirkt die später entstandene Élégie op. 34 moderner und kühner in der Tongebung. Der melodische Einfallsreichtum ist frappierend und verblüffend zugleich. Keine Frage, die Komponistin war eine besonders begabte Vertreterin ihrer Zunft.

Dies zeigt sich insbesondere auch in ihrer Sonate op. 43 aus dem Jahre 1917. Sie erhielt den Beinamen „slawisch“ und steht in der ungewöhnlichen Tonart b-Moll. Und tatsächlich, das eigentümlich fremdländisch wirkende Adagio ermöglicht Assoziationen slawischen Ursprungs.

Wenige Jahre vor ihrem zu frühen Tod schrieb Pejačević ihre Meditation op. 51. In knapp drei Minuten ist hier eine Preziose besonderer Güte zu bestaunen. So viel Atmosphäre und Charakter, wunderbar.

Wie schön, dass cpo eine glückliche Hand bei der Verpflichtung der mitwirkenden Künstler zeigte. Der Geiger Andrej Bielow spielt mit großer Stilsicherheit und unbedingtem Ausdruckswillen. Sein Vortrag ist klangvoll und transparent. Seine Farbnuancen sind vielschichtig, sodass sein kunstvolles Geigenspiel fesselt. An seiner Seite agiert als echter Partner auf Augenhöhe der Pianist Oliver Triendl. Er sorgt für deutliche Kontraste und dynamische Vitalisierungen. Zu erleben ist ein kunstvoller und mitreißender Dialog zweier hoch engagierter Musiker. Eine gelungene Einspielung.

Der Klang der CD-Einspielung ist natürlich und warm zu erleben. Das Beiheft der cpo Produktion ist überaus informativ und unbedingt lesenswert.

Dirk Schauß, im März 2023


Dora Pejačević

Werke für Violine und Klavier

Andrej Bielow, Violine

Oliver Triendl, Klavier

1 CD erschienen bei, cpo 777 420-2

Alle Besprechungen von CDs dieser Komponistin im Überblick: