CD: „Rachmaninov: Sämtliche Symphonien“, Leonard Slatkin und das Detroit Symphony Orchestra

Am 1. April ist der 150. Geburtstag des großen Sergej Rachmaninov. Wie schön, dass das Label Naxos nun eine Gesamtaufnahme seiner drei Sinfonien mit dem Detroit Symphony Orchestra und dem Dirigenten Leonard Slatkin herausgibt. Slatkin, der so vielseitige Alleskönner, war zum Zeitpunkt der Aufnahmen Chef in Detroit. Immer wieder beschäftigte sich der amerikanische Maestro intensiv mit dem Oevre des russischen Komponisten, was sich auch in einer frühen Gesamteinspielung der Klavierkonzerte und Sinfonien mit dem Saint Louis Symphony Orchestra Ende der 1970er Jahre zeigte.

Was hat sich seither im Zugang von Slatkin geändert? Oder ist es doch nur eine Wiederholung im digitalen Gewand? Nein. Slatkin hat sich als Interpret weiter entwickelt und diese Aufnahmen sind, um es vorwegzunehmen, hervorragend!

1897 war ein Horrorjahr für Rachmaninov! Seine von ihm so geliebte erste Sinfonie erlebte eine desaströse Uraufführung, die den schockierten Komponisten völlig traumatisierte. Lange hatte er eine Schreibblockade. Viel Geduld, eine intensive Auszeit und tiefe Hypnose brachten das kompositorische Vertrauen zurück. Seine Partitur verschwand und tauchte erst 1944 wieder auf. Die Meinungen über diese Sinfonie gehen weit auseinander.

Slatkin nimmt in seiner Aufnahme das Werk ernst und poliert es auf Hochglanz. Hinzu kommen Schärfe und Klarheit, die diesem Werk viel Farbigkeit angedeihen lassen. Und doch ist es auf dieser CD die „Toteninsel“, die in ihrer dunklen Pracht, Orchester und Dirigent fulminant gerät. Das Detroit Symphony Orchestra spielt vorzüglich, elegant und zupackend.

Begeisternd ist Rachmaninovs Geniestreich seiner zweiten Sinfonie gelungen! Slatkins Dirigat ist äußerst spannend, spontan und impulsiv, aber auch formschön und hervorragend ausgestaltet.

Der erste Satz, drängend fließend, steigert sich zu einem gewaltigen Höhepunkt, unterstützt von grandiosem Blechbläserspiel. Das Scherzo ist sehr schnell und enorm spannend in seinen Kontrastwirkungen. Die Rückkehr zum Eröffnungsthema nach dem zentralen Fugato und dem Marsch ist herausragend gelungen. Slatkin lässt das Adagio endlos fließen, ohne dabei ins Stocken zu geraten. Das Finale ist einfach mitreißend, mit den Hörnern und Trompeten, die im Hauptthema treffend feierlich sind und den Streichern, die sich einmal mehr die Seele aus dem Leib spielen. Dazu ein offensives Schlagzeug. Eine Referenzaufnahme!

Dirk Schauß, 10. März 2023


Naxos: 8.503278