Tschaikowskys fünfte Sinfonie, auch bekannt als „Schicksalssinfonie“, wurde 1888 uraufgeführt und ist eine der bekanntesten Sinfonien der Musikgeschichte. Die Sinfonie ist in vier Sätzen angelegt und zeigt Tschaikowskys Meisterschaft in der Komposition von klassischen Werken. Sie ist bekannt für ihre emotionale Tiefe und ihre dramatischen Ausbrüche, die das Publikum von Anfang bis Ende fesseln. Der russische Meister schrieb die fünfte Sinfonie in einer Zeit großer persönlicher Unsicherheit. Er hatte gerade eine unglückliche Ehe hinter sich und wurde von Depressionen geplagt. In der Sinfonie spiegelt sich seine innere Zerrissenheit wider, aber auch seine Hoffnung auf Besserung.
Düster beginnt der erste Satz der Sinfonie mit einem düsteren Thema, das von einem schnellen Rhythmus unterbrochen wird. Ein Marsch, der folgt, ist ein triumphaler Ausdruck von Stärke und Entschlossenheit. Der zweite Satz ist ein langsames Kantabile mit einem der bekanntesten Solos für das Horn. Der dritte Satz ist ein melancholischer Walzer, bei welchem gegen Ende wieder das Schicksalsmotiv zu vernehmen ist. Mit einem langsamen Thema wird der letzte Satz eröffnet, das allmählich zu einem triumphalen Finale führt.
Die fünfte Sinfonie von Tschaikowsky erfordert eine sorgfältige und sensible Aufführung, um ihre emotionale Tiefe und ihre dramatischen Ausbrüche zum Ausdruck zu bringen. Der Dirigent sollte die verschiedenen Themen und Motive der Sinfonie geschickt miteinander verweben, um ihre Zusammenhänge und ihre Botschaft zu verdeutlichen. Die Musiker müssen ihr Können und ihre ganze Ausdruckskraft einsetzen, um die verschiedenen Stimmungen der Sinfonie treffend zum Ausdruck zu bringen.
BR Klassik veröffentlicht eine Live Aufnahme aus dem Jahr 2013, in welcher Zubin Metha das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks dirigiert. Der ehemalige Generalmusikdirektor des Münchner Nationaltheaters ist bei den Orchestern in München gerne gesehen. Seine Interpretation zeigt die Ernte einer langjährigen Dirigentenkarriere. Mit Intensität und kraftvollem Klang lässt Metha das bayerische Elite-Orchester frei aufspielen, somit kommen vor allem die Solobeiträge von Horn und den Holzbläsern zu guter Geltung. Interpretatorisch ist das ein Tschaikowsky ohne Überraschungen und Gefühlsextreme. Der gesamte Vortrag wirkt insgesamt etwas zu kalkuliert und abgeklärt. Emotionale Dichte und Dramatik sind in Methas Altersstil selten Gäste.
Franz Liszt gilt als einer der bedeutendsten Komponisten des 19. Jahrhunderts und war bekannt für seine virtuosen Klavierwerke. Die Legende von Ivan Mazeppa war im 19. Jahrhundert weit verbreitet und wurde von vielen Künstlern sowie Schriftstellern aufgegriffen. Liszt war von der Geschichte fasziniert und sah darin eine Möglichkeit, seine musikalische Vision von Dramatik und Leidenschaft auszudrücken. In Mazeppa geht es um Liebe, Verrat und Rache. Der Protagonist wird aufgrund seiner Affäre mit der Königin von Polen von seinem König auf einem wilden Pferd angeschmiedet und durch die Steppe gejagt. Die Musik von Liszt vermittelt die Intensität und das Leid, das Mazeppa während dieser Tortur erlebt. Am Ende wird Mazeppa gerettet und schwört Rache an seinem König.
Franz Liszt war ein Meister der musikalischen Dramatik und nutzte seine virtuosen Fähigkeiten, um die Geschichte von Mazeppa zum Leben zu erwecken. Die Musik ist voller Leidenschaft und Dramatik. Sie vermittelt die Emotionen des Protagonisten auf eindrucksvolle Weise. Besonders beeindruckend ist die Art, wie Liszt die Bewegungen des wilden Pferdes in seiner Musik darstellt. Die schnellen Läufe und Sprünge in den Streichern erzeugen eine Atmosphäre von Chaos und Verzweiflung. Liszts Mazeppa ist ein komplexes Werk, welches viele musikalische Elemente und Techniken enthält. In jedem Teil verwendet Liszt verschiedene musikalische Stilelemente, um die Emotionen und Handlungen Mazeppas zu vermitteln. Die schnellen Läufe und Sprünge des wilden Pferdes werden durch schnelle Arpeggios und Oktavläufe in den Streichern dargestellt, während die Liebe zwischen Mazeppa und der Königin durch sanfte und lyrische Passagen zum Ausdruck gebracht wird.
Zubin Metha wirkt bei Liszt vergleichsweise verjüngt, denn hier versteht er es, die Dramatik und Emotionen der Musik auf eindrucksvolle Weise zu vermitteln. Besonders beeindruckend sind die schnellen Läufe und Sprünge, die das wilde Pferd perfekt darstellen. Die Aufführung von Mazeppa ist eine Herausforderung für jedes Orchester. Das Werk erfordert eine hohe technische Fähigkeit und ein tiefes Verständnis der musikalischen Dramatik. Zubin Methas Dirigat von Mazeppa überzeugt und zeigt seine souveräne technische Fähigkeit und sein Verständnis für die Musik von Franz Liszt. Seine Interpretation ist emotional, intensiv und vermittelt die Geschichte von Mazeppa auf eindrucksvolle Weise. Das beherzt aufspielende Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks bietet einen stark engagierten Vortrag und hat hörbar Freude, die großen spieltechnischen Herausforderungen zu meistern. Der orchestrale Schlussjubel wird vom Orchester sehr gut getroffen.
Die Klangqualität der Aufnahme ist hervorragend und vermittelt packend die Intensität der Musik.
Dirk Schauß, 5. Mai 2023
Peter I. Tschaikowsky
Sinfonie Nr. 5 e-moll op. 64
Franz Liszt
Mazeppa, symphonische Dichtung Nr. 6
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Zubin Metha, Leitung
Live Aufnahme 2013
BR Klassik, 900207