Duisburg: „Die lustigen Weiber von Windsor“

Philharmoniker in Hochform

am 17.11.16

Was gibt es schöneres, als mit dem Beginn der Ouvertüre so in den Bann gezogen zu werden, dass einen dies durch den Abend trägt, selbst wenn die Oper als solche nicht frei von Längen ist? Dieses Kunststück gelang der Oper am Rhein mit Otto Nicolais Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ im Theater Duisburg wunderbar. Grund hierfür vor allem die Duisburger Philharmoniker unter der meisterhaften Leitung von Generalmusikdirektor Axel Kober, der an diesem Abend einmal mehr demonstrierte, welches Potential in diesem Orchester steckt. Grundlegenden Anteil an diesem starken Beginn des Abends hatte allerdings auch das eindrucksvolle Bühnenbild von Dieter Richer, welches mit dem düsteren Wald von Windsor startet, im Hintergrund eine mystisch anmutende Waldkapelle.

Während der laufenden Ouvertüre erkennt man durch geschickten Lichteinsatz einen Mann, der gerade am Galgen hingerichtet wird. Eine sehr geschickte Verwebung der Oper mit der „Sage vom Jäger Herne“ aus William Shakespeares „Die lustigen Weiber von Windsor“, welcher ansonsten in Nicolais Oper meist nicht solch eine große Rolle zukommt wie in dieser Inszenierung von Dietrich W. Hilsdorf. Eine auf den ersten Blick vielleicht etwas merkwürdig anmutende Mischung mit der Opera buffa, durch die allerdings die Doppelbödigkeit des Bürgertums in der Biedermeierzeit, in welcher diese Inszenierung spielt, stark zur Geltung kommt. Zwar irritiert der Balanceakt zwischen Schwank und Schauerdrama auch hin und wieder, dennoch liefert Hilsdorf hier in der Gesamtsicht eine gut durchdachte und stimmige Inszenierung ab, die auch im weiteren Verlauf durch starke Bühnenbilder beeindrucken kann und ohne albernen Klamauk auskommt. Lobenswert auch die wunderbaren Kostüme von Renate Schmitzer.

Auch die Gesangssolisten sowie der Chor der Deutschen Oper am Rhein boten allesamt eine starke Leistung, allen voran Stefan Heidemann als Herr Fluth. Mit Heidi Elisabeth Meier stand ihm als „Ehefrau“ eine Sopranistin zur Seite, bei der trotz der großen Rolle alle Töne genau saßen. In weiteren Rollen Thorsten Grümbel als Sir John Falstaff, Torben Jürgens als Herr Reich, Katarzyna Kuncio als Frau Reich, Jussi Myllys als Sir Richard Fenton, Paul Schweinester als Abraham Spärlich, Günes Gürle als Dr. Cajus und Anna Princeva als Anna Reich, die vom leider etwas müden Duisburger Publikum wohl mit den größten Applaus bekam. Keine große Gesangsaufgabe hatte an diesem Abend Peter Nikolaus Kante, der als Küster eher seine komödiantische Seite zeigen durfte.

Was bleibt von diesem Abend ist die starke Musik, das detaillierte und liebevolle Bühnenbild und eine grundsolide Inszenierung, die einen Besuch auch für „Operneinsteiger“ empfehlenswert macht. Übersehen sollten gerade diese hierbei aber nicht die Gesamtlänge von rund 3 ½ Stunden, bedingt durch zwei Pausen. Auch einige Längen insbesondere im etwas zäh daherkommenden zweiten Akt trüben etwas das Gesamtbild. Dennoch blickt man schlussendlich glücklich und zufrieden auf diesen Opernabend zurück, was will man mehr?

Markus Lamers, 19.11.2016
Fotos: © Hans Jörg Michel