Potsdam: „Festspiele Sanssouci“, Eröffnungskonzert

In Freundschaft lautet das Motto der diesjährigen Festspiele in Potsdam Sanssouci, das im Schlosstheater des Neuen Palais zwei absolute Opernraritäten von Andrea Bernasconi (L’Huomo) und Bernardo Pasquini (Idalma) offeriert und darüber hinaus Recitals und Konzerte mit renommierten Interpreten im Programm hat.

Sogleich das Eröffnungskonzert am 9. 6. 2023 gemäß der Tradition in der Friedenskirche präsentierte mit der Accademia Bizantina ein namhaftes Barockorchester und an dessen Pult keinen Geringeren als Ottavio Dantone, der den Klangkörper seit 1996 leitet.

(c) Accademia Bizantina

Das Programm mit dem Titel „Harmonie an die Macht!“ bot Kompositionen rund um Preussens erste Königin Sophie Charlotte, an deren Musenhof hochrangige Künstler wirkten. Bononcini und Ariosti schrieben Werke für sie, Torelli und Corelli widmeten der Regentin einige ihrer Schöpfungen. Sie alle waren im Programm vertreten, das nicht weniger als fünf Concerti grossi enthielt und mit dem aus der Feder Arcangelo Corellis op. 6/IV in D-Dur begann. Nach der gravitätischen Adagio-Einleitung folgten ein munter bewegtes Allegro, ein spannungsgeladenes Adagio, das wiegende Vivace und schließlich das finale, auftrumpfende Allegro. Es folgte Alessandro Scarlattis Version Nr. 5 in d-Moll in drei Sätzen von abwechslungsreicher Dynamik, was das Orchester in seinem Spiel betonte und auch mit filigraner Durchsichtigkeit aufwartete.

Weniger bekannt in unseren Breiten ist Gottfried Finger (1660 – 1730), der als Hofmusiker der Königin in Berlin wirkte. Dessen siebensätzige Suite g-Moll bietet reizvolle Effekte wie die einleitende Fantasia von aufregendem Duktus, ein Largo mit Echo-Wirkungen und ein feierliches Menuet. Vor der Pause gab es noch Giuseppe Torellis dreisätzige Komposition, die zwischen beschwingten schnellen Sätzen Vivace und Allegro ein getragenes Largo einschließt.

Zu Beginn des zweiten Teils konnte man Bekanntschaft mit der Ouvertüre, eigentlich einer ausgedehnten Gavotte,  zur Oper Il Vespasiano machen. Sie stammt von Attilio Ariosti, dem Hofkomponisten von Sophie Charlotte, der auch Opern für Berlin schrieb, so 1724 den Vespasiano, dessen virtuoser Stil ein treffliches Zeugnis für den Geist der italienischen seria darstellt. Gerade hier konnte die Accademia in schöner Balance von spontaner Frische und nobler Kultur des Musizierens glänzen. Ihren Gipfel erlebte die italienische Oper in Berlin durch das Wirken von Giovanni Battista Bononcini, dessen Polifemo 2019 bei den Festspielen in Potsdam aufgeführt wurde. Hier erklang seine Sinfonia da Chiesa in a-Moll und vier Sätzen im Wechsel von Langsam und Schnell, was reizvolle Kontraste bot.

Auch Georg Friedrich Händel fühlte sich von der Gattung des Concerto grosso angeregt und komponierte davon nicht weniger als 19. Das Orchester wählte das op. 3/V in d-Moll aus. Dessen sechs Sätze mit einer majestätischen Ouverture gewährten eine reiche Palette von Stimmungen und Affekten. Theatralische Effekte einer opera seria waren in Ausschnitten aus Agostino Steffanis Oper Henrico Leone zu erleben, vor allem im finalen Prélude pour les Démons, welches wie ein Sturmwind vorbei rast und enorme Wirkung hinterließ. Diese konnte das Orchester nur noch mit Francesco Geminianis Concerto grosso op. 5/XII mit dem bekannten Thema „La Follia“ steigern. Das Publikum war enthusiasmiert über diesen fulminanten Abschluss und wurde mit zwei Zugaben belohnt.

Bernd Hoppe, 10. Juni 2023


Eröffnungskonzert der Festspiele Potsdam Sanssouci

diverse Komponisten

Friedenskirche Potsdam

9. Juni 2023

Musikalische Leitung: Ottavio Dantone

Accademia Bizantina