Zürich: „Neue Spielzeit“, Tonhalle

Den Creativ Chair wird der US-amerikanische E-Gitarrist, Rockmusiker und Komponist Bryce Dessner innehaben. Paavo Järvi wird Dessners Orchesterwerk MARI dirigieren. Bei ST. CAROLYN VY THE SEA wird Dessner selbst auf dem Podium stehen. Auch ein neugierig machendes Projekt zusammen mit den Labèque Schwestern, David Chalmin und Barbara Hannigan wird zu erleben sein, der Titel lautet ELECTRIC FIELDS. Zudem werden die Besucher die Uraufführung eines Klavierkonzerts von Dessner erleben, das von Alice Sara Ott gespielt werden wird. Auch Dessners Violinkonzert steht auf dem Spielplan, mit Pekka Kuusisto als Solisten.

(c) Tonhalle Gesellschaft Zürich

Debütieren in der Tonhalle werden der Pianist und Organist Wayne Marshall (mit Gershwins Konzert in F und einer eigenen Orgel-Improvisation, der Pianist Bruce Liu (mit Chopins erstem Klavierkonzert), die norwegische Sopranistin Mari Eriksmoen in Mahlers 4. Sinfonie (Leitung Kent Nagano), die deutsche Sopranistin Anja Kampe (mit Auszügen aus Wagners GÖTTERDÄMMERUNG, unter der Leitung von  Philipp Jordan), die Dirigentinnen Simone Young und Joanna Mallwitz und der junge russische Dirigent Dima Slobodeniouk. Die lettische Cellistin und Dirigentin Margarita Balanas wird Järvis neue Assistant Conductor.

Paavo Järvi plant alle Mahler-Sinfonien bis 2029 mit dem Tonhalle-Orchester einzuspielen, begonnen wird mit der 5. in der Saison 2023/24. Mahler ist für ihn die Kulmination des sinfonischen Schaffens in der Linie von Haydn-Mozart-Schumann-Brahms-Bruckner; im Tonhalle-Orchester Zürich hat er das für ihn perfekte Orchester mit seiner Tradition, der Verwurzelung in der mitteleuropäischen Kultur  und der Erfahrung für dieses Grossprojekt gefunden. Andere Mahler-Sinfonien erklingen aber in der laufenden und der nächsten Saison bereits unter Leitung von Joanna Mallwitz – 1. Mahler -, Kent Nagano – 4. Mahler -, David Bruchez-Lalli – auch 1. Mahler, mit dem Jugend Sinfonieorchester Zürich.

Freuen darf man sich auch auf die Pianisten Lucas und Arthur Jussen mit Mozart, auf Yoev Levanon in der Serie Jeunes, auf die Dirigenten Giovanni Antonini mit Haydn und Beethoven, Semyon Bychkov mit Schostakowitsch und Brahms, auf Marek Janowski mit Brahms und Schumann, Pafalel Payre mit Tschaikowski und Strauss, Jan Willem de Vriend, David Zinman (Beethoven), Jaap van Zweden (Wagner, Mozart, Bartók) und Herbert Blomstedt mit zwei Mozart-Sinfonien.

Anschließend an die Programmvorstellung durfte man sich an den langen Tisch setzen. Das exzellente Essen vom aufmerksamen Service des Gastrobetriebes des Kongresshauses serviert, wurde beinahe zur Nebensache, soll hier aber ausdrücklich gelobt werden. Die Verantwortlichen hatten sich an dieser Tavola etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Alle sechs Minuten wechselten die Gastgeber der Tonhalle-Gesellschaft ihre Plätze, die Presseleute durften sitzen bleiben. So bekam man alle Gesprächspartner einmal für sechs Minuten quasi für sich alleine, was interessante, spannende und informative Gespräche ergab – und die sechs Minuten waren für jedes Gespräch eindeutig zu kurz. Aber für ein nähers Kennenlernen war das ideal, und man sieht sich bestimmt an den Konzerten wieder (oder an den vertiefenden Nachgesprächen unter der Leitung der Intendantin) und hat dann Anknüpfungspunkte.

Alle Infos zur neuen Spielzeit auf www.tonhalle-orchester.ch

Kaspar Sannemann, 10. Juni 2023