Braunschweig: Tops und Flops – „Bilanz der Saison 2024/25“

Mit diesem Beitrag gehen unsere Spielzeitbilanzen in das dritte Jahr (Überblick über die Bilanzen 2024). Wieder gilt: Ein „Opernhaus des Jahres“ können wir nicht küren. Unsere Kritiker kommen zwar viel herum. Aber den Anspruch, einen repräsentativen Überblick über die Musiktheater im deutschsprachigen Raum zu haben, wird keine Einzelperson erheben können. Die meisten unserer Kritiker haben regionale Schwerpunkte, innerhalb derer sie sich oft sämtliche Produktionen eines Opernhauses ansehen. Daher sind sie in der Lage, eine seriöse, aber natürlich höchst subjektive Saisonbilanz für eine Region oder ein bestimmtes Haus zu ziehen.

Den Anfang macht das Staatstheater Braunschweig.


Beste Produktion:
Regisseurin Kerstin Steeb vermeidet in Die Vögel von Braunfels bewusst jede Aktualisierung und setzt auf ein äußerst fantasiereiches Ambiente, für das ebenso wie für die ausladenden, detailverliebten Kostüme Lorena Días Stephens und Jan Hendrik Neidert verantwortlich sind. Die musikalische Ausführung ist unter GMD Sraba Dinic in allen Bereichen von sehr hohem Niveau.

Befremdliche Regie:
Ilaria Lanzinos feministische Sicht auf Don Giovanni weicht allzu oft vom Libretto ab, u.a. die hochschwangere Donna Anna, verheiratet mit Don Ottavio, oder die Bier trinkende, grölende Männerhorde im Finale.

Beste Sängerin (Ensemble, Hauptpartie):
In Die Vögel von Braunfels beherrschte Ekaterina Kudryavtseva die stimmtechnisch höchst anspruchsvolle Partie der Nachtigall bravourös.

Bester Sänger (Ensemble, Hauptpartie):
In Don Giovanni gefiel in der Titelrolle Zacharia Karithi mit dem charakteristischen Timbre seines in allen Lagen überzeugenden Baritons, der vor allem in den lyrischen Szenen und der virtuos dargebotenen „Champagner-Arie“ Wirkung zeigte.

Beste Sängerin (Gast, Hauptrolle):
Marina Prudenskaya mit ihrem unter die Haut gehenden Gesang als Azucena in Verdis Il Trovatore auf dem Burgplatz

Bester Sänger (Gast, Hauptrolle):
Mirko Roschkowski wusste in Die Vögel in der Partie des Hoffegut nicht nur Lyrisches ausdrucksstark zu gestalten, sondern verbreitete auch tenoralen Glanz.

Bestes Dirigat:
Alexander Sinan Binder mit äußerst präziser, umsichtiger musikalischer Gesamtleitung in Dialogues des Carmélites von Francis Poulenc.


Die Bilanz zogen Marion und Gerhard Eckels sowie Jochen Rüth.