Basel: „Didone Abbandonata“

Premiere: 7. Juni 2019

>All the world’s a stage, and all the men and women merely players!<

>Die ganze Welt ist Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler!<

Dieses Zitat von Shakespeare aus "Wie Es Euch Gefällt" hat sich die Regisseurin zu Eigen gemacht und ihre Arbeit gefällt! Lotte de Beer verwendet den ganzen Zuschauerraum des Theater Basel, Grosse Bühne ebenso wie den dazu gehörigen Bühnenraum als Spielfläche.

Durch den ganzen Saal führt ein Laufsteg mit zwei Treppen und dies ist der Hauptspielort. Sängerinnen und Sänger treten aber auch unter den Zuschauerinnen und Zuschauern auf und spielen dort. Eine sehr gelungene Abkehr vom Guckkasten-Theater. Das Orchester ist auf der Bühnenseite auf gleicher Höhe wie das Publikum platziert.

Die Basler Produktion von DIDONE ABBANDONATA wurde von Niccolò Jommelli komponiert. Die musikalische Leiterin, Daniela Dolci entschied sich für die dritte Fassung, uraufgeführt in Stuttgart 1763. Das Libretto von Pietro Metastasio wurde über 60 Mal von diversen Komponisten vertont. Die letzten Male 2001 von Bruno Coli, aufgeführt in Mailand und von Michael Hirsch für Dresden.

Die Regisseurin hat das Werk Jommellis subtil und mit viel Herz in Szene gesetzt. Sie legte in ihrer Personenführung Wert auf die Interaktion zwischen den Protagonistinnen und ihrer Gegenspieler, dies Interaktion war konnte das Publikum sehr gut nachzuvollziehen, dank der Nähe der Künstler zu den Zuhörerinnen und Zuhörer. Etwas unnötig erschienen einige, dramaturgisch nicht nachzuvollziehenden Nebenaktionen auf der Spielfläche, so um Beispiel das Aufbauen der Spielklötze auf dem Laufsteg. Mehr Vertrauen in die Musik des Komponisten wäre angebracht.

Unter der musikalischen Leitung von Daniela Dolci interpretierte auf Barockinstrumenten das Barockensemble Musica Fiorita die Komposition Jommellis in einer Weise, welche aufhören lässt und als sehr gelungen bezeichnet werden muss. Das Orchester spielt die dem Werk entsprechenden Barockinstrumente.

Der Bühnenaufbau, ebenso wie die Kostüme wurde von Christof Hetzer entworfen. Für das Licht ist Roland Edrich verantwortlich. Die perfekte Lichtführung ist sehr aufwendig, da ja der ganze Theaterraum als Spielfläche dient und ausgeleuchtet werden muss.

Dido wurde von der amerikanischen Sopranistin Nicole Heaston gesungen. Ihre Leistung in dieser Produktion schloss nahtlos an ihre Interpretation in der Basler Produktion von Alcina an. Ihre Intonation, ihre Diktion überzeugen. Die Reaktionen auf ihre Antagonisten sind zwingend und ihre schauspielerische Leistung ist beachtenswert.

Sarah Brady, Mitglied von Operavenir plus Basel, erschien in der Rolle von Selene auf der Bühne. Ihre Stimme lässt aufhorchen und ihre schauspielerischen Qualitäten eröffnen ihr eine grosse Karriere. Ohne falsches Vibrato, mit hervorragender Intonation, war jedes Wort zu verstehen.

Dasselbe gilt für Ena Pongrac, welch die Rolle Osmidas, des Vertrauten Didos, interpretierte. Auch Pongrac ist Mitglied von Operavenir.

Der Countertenor Vince Yi spielte und sang den Aeneas. Seine Diktion und seine Intonation waren perfekt. Vielleicht war seine Stimme ein bisschen zu kalt, zu heldisch, mit zu wenig Wärme und Zuneigung zu Dido. Anzumerken ist, dass seine Körpersprache, seine Mimik und Gestik nicht den hohen Standard seiner Gesangskunst erreichen.

Jarbas wurde gesungen von Hyunjai Marco Lee. Sein Tenor, perfekt in Diktion und Intonation, überzeugte auf der ganzen Linie. Auch Lee ist Mitglied von Operavenir. Nicht so überzeugend waren auch bei ihm Körpersprache, Mimik und Gestik. Seine zornigen Abgänge zum Beispiel müssten, um zu überzeugen, noch wesentlich natürlicher sein.

Sehr gut gefiel dafür der Countertenor Luigi Schifano in der Rolle des Araspes. Er sang und spielte den Begleiter des Nubierfürsten Jarbas mit viel Hingabe und Können.

Das zahlreich erschienene Premierenpublikum belohnte die Reife Leistung des ganzen Teams, vor, auf und hinter der Bühne mit kräftigem und langanhaltendem Applaus. Und dieser war hochverdient!