Premiere: 12.04.2019
Ein erster großer Erfolg für den seinerzeit noch jungen Andrew Lloyd Webber war das im Oktober 1971 uraufgeführte Musical „Jesus Christ Superstar“, welches er zusammen mit Tim Rice entwickelte. Insbesondere rund um die Osterfeiertage wird dieses musikalisch wunderbare Werk, welches die letzten sieben Tage Jesu beleuchtet, auch heute noch gerne in den verschiedensten Inszenierungen aufgeführt. So wählte auch das Theater am Marientor dieses Musical aus, um hiermit als erste Eigenproduktion der neuen Theaterleitung in eine hoffentlich erfolgreiche Zukunft zu starten. Angekündigt wurde zunächst eine konzertante Version, die sich bei der Premiere am vergangenen Freitag als eine durchaus beachtliche halbszenische Show entpuppte.
Allein musikalisch betrachtet ist „Jesus Christ Superstar“ ein Musical, welches scheinbar mit jedem Besuch besser wird, natürlich immer vorausgesetzt die Umsetzung stimmt. In Duisburg zeichnen sich hierfür 12 Mitglieder der Kölner Symphoniker verantwortlich, die unter der musikalischen Leitung von Inga Hilsberg einen durchaus respektablen Klang entwickelten. Naturgemäß muss man bei der in Duisburg gewählten Rockband-Version im Vergleich zur großen Orchesterversion einige Abstriche hinnehmen, da einiges eben doch stark nach Synthesizer klingt. So klang auch bei der Premiere die Ouvertüre noch etwas sehr schwach, was aber vielleicht zum Teil auch der Soundabmischung geschuldet war. Im Verlaufe des weiteren Abends gab es hier sonst auch nicht viel mehr zu bemängeln. Ein großer Wurf gelang dem Theater bei der Besetzung der Hauptrollen. In der Rolle des Jesus zeigt Patrick Stanke, warum er zu populärsten Musicaldarstellern im deutschsprachigen Raum zählt. Selbst beim schwierigen „Gethsemane“ sitzt jeder Ton perfekt. Im gegenüber gibt auch Andrea Matthias Pagani als Judas ein glänzendes Bild ab. Konnte er erst vor kurzem noch als Tito Merelli in „Otello darf nicht platzen“ im Theater Mönchengladbach vollkommen überzeugen und neben dem Gesang sein komödiantisches Talent zeigen, so ist die Rolle des Judas doch komplett anders angelegt.
Doch auch bei den sehr rockigen Stücken zeigt er sein ganzes Können und die innere Zerrissenheit des Judas bringt er bis zum effektvollen Selbstmord gekonnt auf der Bühne, bravo. Dionne Wudu lässt insbesondere bei dem sehr bekannten „I don´t know how to love him“ kurz vor der Pause besonders aufhorchen, viel schöner hat man diesen Song selten gehört. Die Rolle des König Herodes wird traditionell sehr humorvoll inszeniert, mal gelingt dies besser mal schlechter. Für mich persönlich ist der Auftritt von Ralph Morgenstern in seinem wallenden Gewand, eine der eindrucksvollsten Herodes-Darstellungen die ich bisher erleben durfte und dies ohne jeden Zweifel in sehr positiver Manier. In den weiteren Rollen hinterließen vor allem Benedikt Ivo als Simon und Mathias Schiemann als Hohepriester Annas einen sehr positiven Eindruck, während Csaba Markovits als Kaiaphas nur sehr schwer zu verstehen war. Auch das weitere Ensemble, welches zu großen Teilen aus jungen Darstellern zusammengestellt wurde, kann in weiten Teilen überzeugen.
Wie bereits eingangs erwähnt gelingt der gebürtigen Wienerin Katja Thost-Hauser in dieser eigentlich eher halbszenisch angelegten Aufführungsreihe eine fast komplette Inszenierung, die durch einige starke Bilder gefallen kann, genannt sei hier nicht zuletzt das Finalbild der Kreuzigung. Auch die Personenregie ist gut angelegt, so dass sich alle Rollen glaubhaft dem Zuschauer offenbaren. Dass „Pilatus Traum“ in diesem Zusammenhang im ersten Akt recht allein und zusammenhanglos daherkommt, kann man in diesem Fall nicht der Inszenierung ankreiden, hier offenbart sich dann eben doch, dass es keine vollständige szenische Umsetzung ist. Das Bühnenbild von Helmut Mühlbacher schafft verschiedene Spielebenen mit einem Podest im Hintergrund und der zentralen Ebene im Mittelpunkt der Bühne, dazwischen ist geschickt das Orchester untergebracht. Eine große Leinwand wird immer wieder mit passenden Bildern versehen oder effektvoll beleuchtet. Positiv zu erwähnen in diesem Zusammenhang auch das gelungene Lichtdesign von Michael Grundner. Für die Choreografie zeichnet sich Kati Farkas verantwortlich, die das Ensemble immer wieder gut über die Bühne leitet.
Zu sehen ist „Jesus Christ Superstar“ im Duisburger Theater am Marientor noch bis zum 22. April 2019. Sollten Sie noch auf der Suche nach dem passenden Theaterbesuch für die anstehenden Feiertage sein, ein Besuch in Duisburg würde sich hier anbieten.
Markus Lamers, 14.04.2019
Bilder: © Frank Altmann