München: „Jonas Kaufmann“, Liederabend

Ein perfektes Tandem!

Das war sicher ein ganz besonderer Moment: Jonas Kaufmann mit einem Liederabend in der Bayerischen Staatsoper anlässlich der 150. Münchner Opernfestspiele. Etwa sechs Zugaben forderte das begeisterte Publikum von seinem Liebling – er ist ja aus München – und von seinem kongenialen Begleiter am Flügel, Prof. Helmut Deutsch, der mit ihm seit seinen Studienjahren zusammenarbeitet. Die Leute wollten Kaufmann nicht gehen lassen. Es war in der Tat ein sehr guter Vortrag von ihm, wobei man sagen muss, dass er sich im ersten Teil vokal noch sehr zurückgehalten hat, mit der „Bürgschaft“ von Franz Schubert nach Friedrich Schiller und anschließend den Liedern nach Gedichten von Heinrich Heine aus dem „Schwanengesang“ von Franz Schubert. Es ging hierbei sehr stark um Liebe, um Depressionen in Verbindung mit der Liebe, Enttäuschungen, Frustrationen.

© Geoffroy Schied

Es trat hier auch sehr stark Kaufmanns baritonale Basis hervor, die natürlich auch sehr klangvoll ist und immer wieder Ausflüge in tenorale Höhen zulässt. „Die Bürgschaft“ ist ein sehr langes Stück, wo berichtet wird, dass ein Freund Bürge steht für einen Freund, der von einem Tyrannen verklagt wurde und mit dem Tode bestraft werden soll. Am Ende der inhaltvollen Geschichte wird der  Tyrann dazu bewegt, in Liebe die beiden zu begnadigen, von deren Liebe er überzeugt wurde. Eine großartige Geschichte! Kaufmann erzählt sie spannend mit immer perfekter Diktion. Helmut Deutsch am Klavier ist ihm dazu ein verständiger Begleiter mit sehr viel Gefühl am Flügel.

Im zweiten Teil gab es dann die 12 Gedichte op. 35 von Robert Schumann. Nun ging Kaufmann dann schon sehr viel mehr aus sich heraus. So wurde beispielsweise „Die Lust der Sturmnacht“ sehr dramatisch vorgetragen. Dagegen gab es sehr viel Poesie im „Ersten Grün“. Akzentuiert und engagiert besingt er die „Wanderung“, wobei man regelrecht merkt, wie dem Wanderer das Herz vor Freude springt, wenn er endlich loswandern kann. Das klang viel Emphase mit. Bei „Alte Laute“ am Schluss hörte man einen fast depressiven Rückblick auf ein vergangenes Leben. Ein betrübliches Ende.

© Geoffroy Schied

Also, es war eigentlich alles drin, was man bei einer solchen Gelegenheit an deutschem Lied hören wollte. Jonas Kaufmann hat das mit sehr viel Intuition, Feingefühl und zeitweise auch mit viel Delikatesse dargestellt. Auch für Helmut Deutsch war es ein großer Erfolg. Jonas Kaufmann hat an diesem Abend im Liedgesang eine Marke gesetzt.

Klaus Billand, 25. August 2025


Liederabend Jonas Kaufmann

Münchner Opernfestspiele

Besuchte Aufführung am 23. Juli 2025

Begleitung: Helmut Deutsch