10. Februar 2019
Werke von Mozart und Beethoven
Musikalischen Großeinsatz leisteten die Dortmunder Philharmoniker und ihr Dirigent GMD Gabriel Feltz am vergangenen Wochenende.
Am Samstag spielten sie im Opernhaus hinreissend im melodischen Zusammenspiel sowie in allen Soli der farbigen, harmonisch und rhythmisch anspruchsvollen Instrumentation den Orchesterpart in der Premiere von Giocomo Puccini`s lyrischem Drama (dramma lirico) Turandot. Schon am folgenden Sonntagmorgen bestritten sie die Matinée der Mozart-Gesellschaft Dortmund mit Werken von Mozart und Beethoven.
Im ersten Teil umrahmten zwei Kompositionen von Wolfgang Amadè Mozart aus den Jahren 1785 und 1786 eines seiner Frühwerke.
Zu Beginn erklang die Maurerische Trauermusik c-moll KV 477, die Mozart zum Tode zweier Logenbrüder komponiert hat. Trotz der verhältnismässig grossen Streicherbesetzung, die besonders für die Hörbarkeit der manchmal begleitenden punktierten 16teln der Violinen günstig war, vermittelten die Bläser den elegischen klanglichen Eindruck des Stücks, hier insbesondere die Oboen zu Beginn und die beiden Bassetthörner. Elegisch klang besonders der Mittelteil mit dem choralartigen Zitat entnommen den gregorianischen Klagegesängen des Jeremias. Deutlich erklang als Abschluß der für die Zeit ganz ungewöhnliche Schwellton, jetzt in C-Dur.
Ziel der Mozart-Matinéen ist bekanntlich, junge Nachwuchskünstler als Stipendiaten dadurch zu fördern, daß sie Gelegenheit erhalten, mit grossen Orchestern zu konzertieren.
So folgte nun die ganz frühe – Mozart war fünfzehn Jahre alt – Motette Regina coeli für vierstimmigen Chor und Sopran in C-Dur KV 108 – die erste von drei solcher Motetten Mozarts zum Lob der Himmelskönigin. Insbesondere in den Alleluja-Ecksätzen glänzte stimmlich der etwa 50 Sängerinnen und Sänger umfassende Jugendkonzertchor der Chorakademie Dortmund einstudiert von Felix Heitmann auch dann, wenn nur einzelne Stimmgruppen sangen oder die Orchesterbegleitung aussetzte. Die beiden Sopran-Solosätze sang die Stipendiatin Sophie-Magdalena Reuter mit besonders in der Höhe perlenden Koloraturen und Trillern im schnelleren Quia quem meruisti (den du zu tragen würdig warst) und langer Kantilene im Ora pro nobis, hier besonders in tieferer Lage ganz einfühlsam unterstützt und begleitet von Gabriel Feltz und dem Orchester.
Es gibt Musikstücke, die wegen ihrer ausgefallenen Besetzung nur selten aufgeführt werden können. Dazu gehört von Mozart die grosse Konzertszene mit Rezitativ und Rondo Ch’io mi scordi di te? ES-dur KV 505 über Verzweiflung und Treue in der Liebe für Sopran, Klavier und Orchester..Mozart schrieb sie zum Abschied der Sängerin Nancy Storace (der ersten Susanna im Figaro ) und den Klavierpart für sich selbst. Kürzlich erklang sie in einer Matinée der Mozartwoche in Salzburg, Jetzt musizierten sie als Sopran wieder Sophie-Magdalena Reuter und die schon länger von der Mozart-Gesellschaft auch durch Herausgabe einer CD geförderte Pianistin Magdalena Müllerperth – immer noch betreut durch Prof. Klaus Hellwig aus Berlin. Zu der anspruchsvollen Sopranpartie – wechselnd zwischen dramatischem Rezitaiv und melodischen Kantilenen – spielte die Pianistin die Singstimme teils kontrastierend teils begleitend den Klavierpart. Dank ihrer pianistischen Fähigkeiten wurde es zusammen mit dem Orchester fast ein kleines Klavierkonzert in Mozarts spätem Stil. Als Zugabe erfreuten die beiden Stipendiaten mit dem Vergeblichen Ständchen von Brahms.
Im zweiten Teil der Matinée glänzten das Orchester und der auswendig dirigierende Gabriel Feltz mit einer ausgefeilten, durchdachten und sorgfältig einstudierten Aufführung der 7. Sinfonie A-Dur op. 92 von Ludwig van Beethoven. Dies zeigte sich auch an den spannenden Übergängen zwischen verschiedenen Teilen innerhalb eines Satzes, etwa in ersten Satz zwischen der langsamen Poco sostenuto – Einleitung und dem punktierten 6/8 Rhythmus des folgenden Vivace – Flöten und Oboen sei gedankt . Dabei hörte sich dieses Vivace vielleicht etwas langsamer an als sonst schon einmal, dafür aber groß und mächtig. Der fast-Stillstand beim Übergang zur Coda wurde dadurch besonders dramatisch. Im direkt folgenden Allegretto des zweiten Satzes gelangen sehr gut die melodischen Teile einschließlich des kleinen Fugato als Gegensatz zum bohrenden Hauptrhythmus. Der dritte Satz war dann so sehr Presto, daß man sich wunderte, daß die Holzbläser ein so schnelles Staccato überhaupt spielen konnten. Wieder folgten direkt die mächtigen aber immer exakten Anfangsakkorde des abschliessenden Allegro con brio. Auch hier kam wieder besondere Spannung auf durch einen Fast-Stillstand durch den zweimaligen verzögerten Sprung zum sf vor erneutem Einsatz des ersten Themas. Danach versetzte die dynamische Steigerung bis zum fff-Höhepunkt der Coda das Publikum im fast ausverkauften Konzerthaus offenbar in eine Art Rauschzustand, so stark waren Beifall und Bravorufe.
Sigi Brockmann 11. Februar 2019
Fotos (c) Stephan Lucka