Premiere 22.4.2018
Trotz herrlichem Sommerwetter fanden am 22. April 2018 am frühen Sonntagabend zahlreiche Zuschauer den Weg ins Duisburger Theater zur dortigen letzten Premiere der laufenden Spielzeit. Mit Pygmalion von Gaetano Donizetti und Ariadne von Bohuslav Martinu standen zwei Einakter auf dem Spielplan, die auf den ersten Blick außer dem Bezug zur griechischen Mythologie wenig gemeinsam haben. Präsentiert wurde dies unter dem Titel „Plattform Regie“, einem Projekt welches in der Spielzeit 2015/16 noch zwei sehenswerte Produktionen unter dem Titel „Young Directors“ auf die Bühne brachte. Notwendig wurde die Namensänderung vielleicht auch deshalb,
weil bei Pygmalion Volker Böhm die Inszenierung übernahm, langjährig mit der Oper am Rhein verbunden, auf Grund von diversen bisherigen Inszenierungen an zahlreichenreichen Häusern aber nicht unbedingt ein Kandidat für den „Young Director“. Das dies aber kein Nachteil sein muss und dieses Projekt daher für die Zukunft nun auch durchaus breiter aufgestellt ist, lassen beide Produktionen hoffen, denn erneut durfte sich das Premierenpublikum über zwei interessante Inszenierungen freuen.
Donizettis vermeintliches Erstlingswerk, welches er im Alter von 19 Jahren komponierte, war lange Zeit unbekannt. Seine Uraufführung erlebte das Werk erst am 13.10.1960 im Teatro Donizetti in Bergamo. In rund 40 Minuten erzählt es die Geschichte vom Künstler Pygmalion, der sich in seine aus Elfenbein geschaffene Figur Galathea verliebt und sich von den Göttern nichts mehr wünscht, als dass diese zu Leben erwachen möge. So geschehen, gibt sich Pygmalion der Liebe zu
Galathea hin und verliert hierbei seine bisherigen Aufgaben etwas aus den Augen. Musikalisch wusste bereits der junge Donizetti zu überzeugen, steckt in diesem Werk trotz der Kürze eine ganz eigene Dramatik, die ihren Höhepunkt vielleicht an der Stelle findet, wo plötzlich eine Art Spiegel in all seine Einzelteile zerspringt, szenisch wird dies wunderbar in Bilder gebracht.
Musikalisch bieten die Duisburger Philharmoniker unter der Leitung von Ville Enckelmann einen Hochgenuss fürs Ohr, den sie später bei Ariadne in mindestens gleicher Weise bestätigen können. Die musikalische Leitung nach der Pause liegt hier bei Jesse Wong. In der Rolle desPygmalion hat Ovidiu Purcel Höchstarbeit zu leisten, singt er die Oper quasi fast im Alleingang. Dies meistert er bravourös. Etwas Unterstützung erhält er am Ende von Lavinia Dames als Galathea, so dass die Oper mit einem sehr harmonisierenden Duett endet.
Volker Böhm hat für seine in sich runde Inszenierung Pygmalions Atelier gewählt, in dem diverse früher geschaffene Figuren durch die Statisterie des Hauses ebenfalls mit Leben gef
üllt werden. Abgegrenzt wird der Raum durch eine sich nach hinten teilweise öffnende Wand, wodurch optisch einiges geboten wird. Das Bühnenbild stammt (wie auch bei Ariadne) von Leif-Erik Heine, die detailreichen Kostüme (man achte vor allem auf die liebevoll gestalteten Statuen) hat Guido Reinhold entworfen. Für die gelungene Ausleuchtung zeigt sich Franz-Xaver Schaffer hier wie auch nach der Pause verantwortlich, welche das positive Gesamtbild des ersten Teils abrundet.