Bücherecke: „Starke Frauen“, Michael Zerban

Kunst als gesellschaftliches Statement

Am 15. Januar 2024 erscheint Michael Zerbans zweiter Bildband Starke Frauen als E-Book im pdf-Format. 144 Schwarzweiß-Fotografien von Kulturarbeiterinnen, im wahren Sinne des Wortes, die sich von ihrer stärksten Seite zeigen. Es ist die zweite Arbeit des Fotografen, in der er sich zum ersten Mal nicht nur der Ästhetik der Fotografie widmet, sondern damit, wie er selbst sagt, ein gesellschaftliches Statement verbindet. Hier zum ersten Band.

Es hat mich geärgert, dass Frauen als arme, wehrlose Wesen dargestellt werden, denen man helfen muss, sich zu emanzipieren, erklärt Autor und Fotograf Zerban seine Motivation, diesen jetzigen zweiten aktuellen Bildband zu erstellen. Ich wollte Frauen als das darstellen, was sie heute wirklich sind: Stark und auf Augenhöhe mit den Männern.

Damit wehrt der Fotograf sich gegen die Spaltung von Geschlechtern, die gerade Minderheiten versuchen, weil sie damit Geld verdienen können. Also hat er zwölf Frauen vor die Kamera gebeten, um ihre Stärke zu demonstrieren. Stärke meint dabei nicht nur zu zeigen, dass die Frauen in ihrem anspruchsvollen Beruf ein gutes Bild abgeben, sondern dass sie ihre Identität als Frau genauso ausleben dürfen.

Die ersten Bilder wurden zunächst in den Sozialen Medien veröffentlicht. Schon kurz nach dem Erscheinen dieser Fotografien meldeten sich Frauen, die darum baten, ebenfalls abgelichtet zu werden. Das Besondere, also das Alleinstellungsmerkmal dieses Buches: Die Frauen ließen sich nicht in ihre Posen reinreden. Anstatt Anweisungen des Fotografen zu folgen, präsentierten sie sich so, wie sie sich wohlfühlten. Die Offenheit auf beiden Seiten führte zu Ergebnissen, die viele selbst überraschten, entdeckten sie doch bislang unbekannte Facetten.

Die Resonanz der Betrachter – vor allem auf Frauenseite – war so groß, dass der Fotograf sich entschloss, die Ergebnisse nun in einem E-Book im pdf-Format zu veröffentlichen. Zwölf Frauen mit jeweils zwölf Bildern. Bei der Auswahl war nicht entscheidend, ob die Bilder den Frauen gefielen, sondern ob sie dem Anspruch genügten, Menschen in all ihren selbstgewählten Ausdrucksmöglichkeiten und damit ihrer Selbstbestimmung zu zeigen.

Die Ergebnisse sind sicher nicht repräsentativ, aber sie zeigen Frauen von heute, wie sie tatsächlich sind: Selbstbewusst, bereit ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten und es in all seinen Spielarten zu genießen. Dabei sind sie nicht auf Männer angewiesen, aber sie brauchen sie auch nicht als Feindbilder. Es ist erfrischend, dass es sowas noch gibt! Entsteht doch mittlerweile der völlig meschugge und perverse Eindruck, vor allem durch die Öffentlich-Rechtlichen mit Zwangssteuern finanzierten Radio- und TV-Sender, dass in Deutschland die Frauen generell unterdrückt werden und man dem durch Schwachsinns-Genderei begegnen müsse.

Dabei übersehen diese Ideologen, dass sich seit den 1970-er Jahren gerade in der Bundesrepublik gesellschaftlich in Sachen Gleichberechtigung viel, sehr viel verändert hat. Und zwar zum Guten. Daran tragen Frauen wie Männer ihren Anteil. Dass es immer noch etwas zu verbessern gibt, sei hier gar nicht in Frage gestellt. Gesellschaftliche Prozesse, die von heute auf morgen funktionieren sollen, sind faul und nicht von Bestand. Aber bislang gingen die Veränderungen in den meisten Fällen in Richtung Konsens. Wenn sich das nun ändert, trägt es das Gros der Gesellschaft zurecht nicht mit. Auch die Mehrheit der Frauen nicht.

Noémi Schröder (c) Michael Zerban

Die Frauen, die in dem neuen Bildband porträtiert werden, gehören nicht zu denen, die glauben, sich bessere Positionen durch Quoten oder eine geschlechtsbetonende Sprache verschaffen zu können. Sie stehen für die Mehrheit der Frauen, die genießen, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der es nicht auf das Geschlecht, sondern auf den persönlichen Willen ankommt. Das macht, sagt Zerban, die Bilder so ausdrucksstark. Schauen Sie mal rein. Es sind nicht nur beeindruckende Zeitdokumente. Es sind Persönlichkeiten, Gesichter von markanter Individualität, über die ein berühmter Film-Regisseur in einer anderen Gattung mal sagte auf manche Gesichter fahre ich einfach mit meiner Kamera zu und halte die Großaufnahme. Gesichter, die ohne Pose und ungeschminkt etwas aussagen. (frei aus dem Italienischen übersetzt 😉)

Das Monochrome des Dokumentarischen hebt diese Bilder aus der üblichen Fotoszene darüber hinaus. Ein grandioser Bildband ist Michael Zerban da gelungen. Das E-book Format sorgt dafür, daß wir die Fotos in dimensionaler Tiefe und Authentizität auf guten Displays in gewählter Größe, die ein gedruckter Bildband niemals wiedergeben kann, auf uns einwirkend lassen können. Darüber hinaus sind die Bilder technisch omnipräsent.

Peter Bilsing, 20. Februar 2024


Bildband kann ausschließlich beim Autor zum Preis von 19,99 Euro erworben werden