Budapest: „La Rondine“

Puccini 4

Aufführung am 28.05.2019

26.5.2019 Premiere

Als Gemeinschaftsproduktion der Ungarischen Staatsoper mit der Ungarischen Oper von Kolozsvár (Cluj-Napoca) wurde Puccinis selten gespielte „Schwalbe“, erstmals seit 1927 wieder in Ungarn gezeigt. Ursprünglich war diese „commedia lirica“ in drei Akten eine Auftragsoper für das Carltheater in Wien. Wegen des ersten Weltkrieges wurde sie am 27.3.1917 im Opernhaus von Monte Carlo uraufgeführt.

Ein Angebot aus Wien, eine Operette zu schreiben, hatte Puccini zunächst abgelehnt, denn er wollte lieber eine Oper ähnlich dem Rosenkavalier, nur unterhaltsamer und mehr organisch verfassen. Von zwei Vorschlägen aus Wien entschied sich Puccini für das Werk „Die Schwalbe“. Alfred Maria Willner (1859-1929), der bereits bei Franz Lehárs Operetten „Der Graf von Luxemburg“ und „Zigeunerliebe“ mitgewirkt hatte und Heinz Reichert (1877-1940), der später noch gemeinsam mit Willner für „Das Dreimäderlhaus“ mitverantwortlich zeichnete, verfassten das Originallibretto, welches von Giuseppe Adami (1878-1946) ins Italienische übersetzt wurde. Die Librettisten setzten dabei auf bewährte Klischees, die schon bei Lehár für Erfolg gesorgt hatten. Zusätzlich nahmen sie Anleihen aus dem Roman „La dame aux camélias“ von Alexandre Dumas dem Jüngeren sowie der Johann Strauß Operette „Die Fledermaus“. La Rondine sollte dann auch die letzte Oper bleiben, deren Uraufführung Puccini noch miterleben konnte.

Regisseur Ferenc Anger versuchte gemeinsam mit seinem Ausstatter Gergely Z. Zöldy den die Mode von Monte Carlo zur Zeit der Uraufführung festzuhalten. Zsuzsanna Ádám gab eine stimmgewaltige Lebedame Magda de Civry mit strahlendem Sopran, stabil auch bei den gefürchteten Höhen ihrer Partie. Adorján Pataki war ihr verarmter Liebhaber Ruggero Lastouc mit gut geführtem Tenor. Sándor Balla in der Rolle des reichen Bankiers und Liebhabers von Magda, Rambaldo Fernandez, verspricht sich Magdas Liebe durch Überreichung einer teuren Perlenkette erkaufen zu können. Diese aber glaubt die wahre Liebe, in dem Studenten Ruggero erblickt zu haben. Katalin Kolcsár war eine eher schrill singende Lisette, Dienerin von Magda, die von einer Gesangskarriere träumt. Bardon Tony als Dichter Prunier will Magda die Zukunft aus ihrer Hand lesen. Seine Vorhersage ist jedoch zweideutig. Sie könne ein schönes Leben wie eine Schwalbe in der Sonne finden, allerdings wäre es mit Tragik verbunden. Das Trio Pataki Enikő, Zseike Székely und Judit Hary als Magdas Freundinnen Yvette, Suzy und Bianca sorgten Limonade schlürfend für köstliche Situationskomik.

Zum großen Erfolg dieser Produktion trugen aber auch die Interpreten der kleineren bis kleinsten Rollen mit, die an dieser Stelle en bloc zusammengefasst werden: János Szilágyi als Périchaud, János Ádám und Árpád Sándor als Rambaldos Freunde Gobin und Crébillon. PetiTamás Ottó als Maggiordomo, László Mányoki als Rabonnier, Székely Dániel und Radu Pop als zwei Kellner. Die wichtige Rolle des Pianisten erfüllte Gergő Nagy mit Aplomb. Das Programm listet als weitere Rollen noch Plesa Róbert als Adolfo und Tímea Fülöp als Stimme auf. Das Orchester der ungarischen Oper von Cluj-Napoca wurde von József Horváth schwungvoll geleitet, der Chor desselben war von Szabolcs Kulcsár bestens auf seine gesanglichen Aufgaben vorbereitet worden. Das Publikum war von dieser Puccini-Rarität begeistert und schenkte allen Beteiligten lang anhaltenden Applaus. Den Rezensenten konnte der erste Akt musikalisch weniger überzeugen, als die beiden folgenden. Seiner Meinung nach handelt es sich, trotz mancher schöner Passagen, insgesamt betrachtet doch um ein eher schwaches Werk von Puccini.

Copyright: Szilvia Csibi

Harald Lacina, 1.6.2019