Athen: „Into the woods“, Steven Sondheim

Stephen Sondheims Musical Into the Woods auf einen Text von James Lapine feierte seine Athener Premiere im Februar 2020. Nun kehrt es in den Spielplan zurück. Der Regisseur Dimitris Ayiopetritis-Bogdanos, der auch zusammen mit Julia Diamantopoulou die Übersetzung besorgt hat und als Erzähler durch die Handlung führt, bringt das Musical in einer personell reduzierten Fassung auf die Kleine Bühne der Griechischen Nationaloper. Statt eines Orchesters sorgen nur ein Pianist und zwei Schlagwerker für die musikalische Begleitung. Die Akteure übernehmen fast alle zwei oder drei verschiedene Rollen. Der Bühnenraum gleicht einer wundersamen Rumpelkammer mit Möbeln, Stricken, und großen Holzkisten (Ausstattung: Lina Pigadioti-Tzima). Im Bühnenhintergrund bezeichnen Bäume den Wald. Und der Wald ist es, in dem Wesentliches der von den Brüdern Grimm entlehnten Handlung stattfindet.

(c) Griechische Nationaloper Athen

Im Musical sind mehrere Märchen der Brüder Grimm miteinander verflochten. Im ersten Akt trachten die Figuren angetrieben von einer Hexe nach der Erfüllung ihrer Wünsche, im zweiten Akt werden sie mit den unangenehmen Konsequenzen und einem Riesen konfrontiert. Bekannte Gestalten und deren Wünsche begegnen uns auf der Bühne: Aschenputtel, die unter ihrer bösen Stiefmutter und ihren Stiefschwestern leidet, wünscht sich am Ball des Königs erscheinen zu können, Jack, ein armer Junge, wünscht sich, dass seine Kuh endlich Milch geben würde, und ein Bäcker und seine Frau wünschen sich nichts sehnlicher als ein Kind. Dann gibt es da noch Rotkäppchen, die sich Brot und Kuchen vom Bäcker wünscht, Jacks alte, müde Mutter, die sich Reichtum wünscht und Aschenputtels Stiefmutter und die Stiefschwestern Florinda und Lucinda, die den Prinzen begehren. Das alles ergibt ein ziemliches Gewusel auf der Bühne. An der dargebotenen Rumpelkammer sieht man sich schnell satt. Das durch Mehrfachbesetzungen eingedampfte Ensemble und die drei Musiker erzeugen nicht eben überschäumende Musicalstimmung. Die zu betuliche Personenführung und die ausgedünnte musikalische Begleitung lassen das Ganze wie ein nettes Märchenpotpourri mit Musik erscheinen. Das ist entschieden zu wenig, zumal für eine Produktion der griechischen Nationaloper.

Die (Einstudierung: Stathis Soulis) geben fraglos ihr Bestes. Und auch auf der Seite der Akteure sieht man erfreuliche Leistungen.  Erwähnt seien nur das klangvolle Aschenputtel von Danai Moutsopoulou, das quicklebendige Rotkäppchen von Lydia Tzanoudaki, die agile und stimmkräftige Lito Messini in diversen Rollen und der spielfreudige Thanos Lekkas als Wolf und Prinz. Man erlebt einige schöne, ja witzige Szenen, im Ganzen wirkt die musikalische Märchenwelt aber ausgedünnt. Mehr Musical bitte, möchte man sagen.

Am Schluss gibt es herzlichen Beifall vom Publikum.

Ingo Starz, 5. Januar 2023

Besonderer Dank an unseren Kooperationspartner Merker-online


Into the woods
Musical von
Steven Sondheim

Athen
Griechische Nationaloper/Alternative Bühne

Besuchte Vorstellung am 2. Januar 2024

Regisseur: Dimitris Ayiopetritis-Bogdanos
Musiker: Kostas Seremetis, Theo Vazakas und Christos Sakellaridis