1988 wurde das Kölner Sommerfestival als Gemeinschaftsprojekt eines privaten Kulturveranstalters und der Kölner Philharmonie ins Leben gerufen. In diesem Jahr feiert das mit Ausnahme der Pandemiejahre jährlich stattfindende Festival seine 35. Spielzeit, die am Donnerstag mit einer ganz besonderen Version der Zauberflöte feierlich eröffnet wurde. Unter dem Titel „South Africa meets Mozart“ lässt das Isango Ensemble die berühmte Oper von Wolfgang Amadeus Mozart ganz anders erklingen, als man es gewohnt ist. Das Orchester besteht aus acht Marimbas, Trommeln und einigen anderen traditionellen Instrumenten der afrikanischen Musikkultur. Auch die Musiker stammen alle aus Südafrika. Seit seiner Gründung ist das Isango Ensemble vor allem dafür bekannt, Werke aus dem klassischen westlichen Theaterkanon in einen südafrikanischen Kontext zu setzen. In der Zauberflöte gelingt dies inhaltlich vor allem in der Rolle des Sarastro, der gegen alle Widerstände stets an die Versöhnung aller Menschen glaubt. Ayanda Tikolo verkörpert diese Rolle mit viel Liebe zum Spiel. Besondere Bühnenpräsenz zeigt auch Luvo Tamba als Papageno, während Masakane Sotayisi als Tamino stimmlich leider etwas blass bleibt.
Musikalisch ist die Aufführung durchaus spannend. Immer wieder wechseln sich die unverwechselbaren Melodien Mozarts mit afrikanischen Percussion ab, wobei vor allem letztere für Schwung auf der Bühne sorgt. Es sind die großen Chorszenen, die gute Laune verbreiten und besonders in Erinnerung bleiben. Aber auch die berühmte Arie der Königin der Nacht weiß in neuem Arrangement, dargeboten durch Nontsusa Louw, zu gefallen. Das Bühnenbild ist eher schlicht gehalten und die Oper spielt sich mit wenigen Requisiten ohne große Abwechslung auf der schrägen Bühne ab. Rechts und links stehen jeweils vier Marimbas, auf denen das Ensemble in wechselnder Besetzung für die typischen Klänge des Abends sorgt. Die Inszenierung von Mark Dornford-May strafft die Oper auf ca. 125 Minuten inklusive Pause und ist in einigen Punkten auch nicht ganz werkgetreu, erzählt die Geschichte aber im Großen und Ganzen recht flüssig mit nur kleineren Ergänzungen oder Abwandlungen. Für alle Besucher, die mit der Handlung der Zauberflöte nicht so vertraut sind, dürfte es allerdings schwierig sein, dem hierzulande eher selten verwendeten englischen Text zu folgen, der zudem stellenweise schwer verständlich ist. Dieser wird immer wieder durch kurze afrikanische Passagen unterbrochen, die aufgrund der fehlenden Übertitelung der Aufführung von den wenigsten Zuschauern wirklich verstanden worden sein dürften. Trotzdem zeigte sich das Publikum bei der Premiere begeistert und spendete allen Künstlern lauten und langanhaltenden Applaus.
Nach erfolgreichen Gastspielen u.a. in den USA, Paris, London, Tokio und Singapur ist die Produktion nun für einige Tage in Köln zu erleben, was allen Freunden außergewöhnlicher Aufführungen besonders empfohlen werden kann. Was die reine Operninszenierung betrifft, kann man sicherlich besser auf die Wiederaufnahme im benachbarten Theater Krefeld-Mönchengladbach in der kommenden Spielzeit warten, doch der besondere Reiz liegt hier nicht in einer weiteren klassischen Interpretation der Zauberflöte, sondern in der in dieser Form sicherlich einzigartigen Interpretation durch das Isango Ensemble. In den nächsten Wochen folgen im Rahmen des diesjährigen Kölner Sommerfestivals noch Les Ballets Trockadero de Monte Carlo, die Elvis Tribute Artist World Tour und das bekannte Musical Cabaret.
Markus Lamers, 12. Juli 2024
Die Zauberflöte – Impempe Yomlingo
Oper von Wolfgang Amadeus Mozart
Philharmonie, Köln
Premiere: 11. Juli 2024
Inszenierung: Mark Dornford-May
Musikalische Leitung: Mandisi Dyantyis
Weitere Aufführungen bis zum 14. Juli 2024