Kontrapunkt: „Aller schlechten Dinge sind drei!“ – Anmerkung zum Wiener „Lohengrin“

„Lohengrin“ ist eine Oper, die ich sehr liebe. Dem Vernehmen nach ist es jenes Werk von Richard Wagner, das an der Wiener Staatsoper am häufigsten aufgeführt wurde. Nicht allerdings für mich. In meinen Teenager-Jahren – ja. Die Doppel-Premiere der Wieland-Wagner-Inszenierung: Böhm! Watson und Thomas! Ludwig und Berry! Hillebrecht und King! Varnay und Neidlinger! Und dann noch oft in verschiedenen Besetzungen.

Darauf folgten Inszenierungen von Herz und Weber, na ja, aber wunderbare Sänger – erinnert man sich noch an Peter Hofmann? Er war damals, was Vogt heute ist. Und die schmunzelnde „Sensation“, als Domingo den Lohengrin sang. Und Abbado dirigierte…

Dann folgte eine Katastrophe auf die andere. Die Kosky-Interpretation von 2005 hat mich mit ihrer blinden Elsa und dem imbezilen Vogel-Aufzug zum Kirchgang so empört, dass ich nie wieder hinein gegangen bin. (Man war damals offenbar noch provozierbar.) Kosky war und ist seit damals für mich gestorben, und außer einem einigermaßen witzigen „Orpheus in der Unterwelt“ habe ich nichts von ihm gesehen, das mein Urteil revidieren würde. Dann kam (den „Ratten-Lohengrin“ von Neuenfels in Bayreuth möchte ich ganz verdrängen) 2014 Homoki – und die Idee, die Oper in ein Bierzelt zu verlegen, fand ich ebenso unterirdisch und respektlos, so dass ich auch hier nicht mehr hinein gegangen bin. Und jetzt, 2024, Wieler und Morabito – auch keine Version, die man zweimal sehen möchte. Drei Inszenierungen – alle falsch gedacht, alle falsch gemacht. Aller schlechten Dinge sind drei…

Renate Wagner, 7. Mail 2024