Nun ist also das geschehen, was viele befürchtet haben und was so absurd ist, dass man es kaum glauben kann: Nach zwölf Jahren Sanierung wird die Eröffnung der Kölner Oper erneut abgesagt. Dieses Mal wieder kurz vor dem eigentlich geplanten Start am Offenbachplatz, aber ohne neuen Termin – so wenig vertraut man offensichtlich in die eigenen Kompetenzen, dieses Millionen – pardon – Milliardengrab fertigzustellen.
Die Armlängen-Oberbürgermeisterin Henriette Reker nennt es „sehr, sehr enttäuschend“ und gibt laut WDR an, sie habe schon ein Kleid für die Wiedereröffnung. Ja, das ist ja prima. Als Bürger, Steuerzahler und Opernfreund platzt einem an dieser Stelle der Kragen. Wir reden über Kosten von rund einer Milliarde (!) Steuergeldern, die so hemdsärmelig durch den Kamin geblasen worden sind, dass man es kaum glaubt. Das ist nicht enttäuschend, das ist schlichtweg eine Frechheit, und zwar eine bodenlose.
Dass Kulturdezernenten nicht den „Ober-Verantwortungs-Hut“ aufhaben, wissen wir seit den peinlichen Auftritten der stark überforderten ehemaligen Dezernentin Laugwitz-Aulbach, aber wer hat denn den Hut auf? Wer steht dafür gerade, dass mit diesem lachhaften Totalversagen, dieser absurden Unfähigkeit, dieser miserablen Leistung Künstlern und Künstlerinnen mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen wird, Zuschauern vor den Kopf gestoßen wird, ein Image-Schaden für Köln entsteht, der die Stadt zum Gespött der Nation macht?
Wer repariert ein jetzt endgültig zu Bruch gegangenes Vertrauen in Verwaltung und politische Mandatsträger in Köln? Wer steht für diese bodenlose Geldverschwendung gerade? Welcher Kopf rollt nach dieser Katastrophe? Kann ein Kulturdezernent nach so einem Desaster noch im Amt bleiben? Das würde mehr interessieren als ein Einblick in den Kleiderschrank von Henriette Reker. Kultur und kulturelle Bildung sind heute wichtiger denn je und da ist ein derartiger Skandal um so mehr unverzeihlich.
Sebastian Jacobs, 4. Mai 2024