Bei unseren Freunden vom Merker-online (Wien) schrieb ein Fachmann mal zu einer Salzburger Produktion: „kennt sich Michael Sturminger in Rom überhaupt aus? Der idiotische Einfall, dass Scarpia auf der Engelsburg auftaucht, schwer verletzt, ist mehr als ärgerlich. Vom Palazzo Farnese braucht ein gesunder Mensch nahezu 15 Minuten zu Fuß, wenn man die Treppen berücksichtigt. Scarpia, schwer verletzt, aber noch Revolver tragend, schafft das bei Sturminger. Was für ein Schmarrn!“ Dazu sei noch zu ergänzen, wenn wir schon realhistorisch denken:
Tosca war abends im Palazzo Farnese. Wenn Scarpia nach dem Messerangriff tatsächlich die Engelsburg erreicht haben sollte (?) muss er sich ja dann noch Stunden, schwer verletzt, dort versteckt gehalten haben (sic!) oder sich erst im Morgengrauen auf den Weg gemacht, nachdem er Stunden – unentdeckt – im Palazzo Farnese in seinem Blut gelegen hatte. Einfach unsterblich dieser Scarpia.
Ich möchte noch ergänzen, daß auch der reale Sprung von der Engelsburg höchstens Superman gelungen wäre, denn es sind mindesten 30 Meter, wie man von oben sieht, zu überbrücken. Daher wollten Puccinis Librettisten Giuseppe Giacosa und Luigi Illica (sie kannten sich wohl auch in Rom aus) die Oper eigentlich so enden lassen, daß sie nicht stirbt, sondern wahnsinnig wird. Das allerdings hätte uns wirklich die folgenden tollen Aktschlüsse diverser Opernhäuser verschlossen.
In Wuppertal sah ich vor Jahrzehnten mal eine Produktion, die auch anders geendet hätte als im Libretto vorgesehen, wäre man bühnenrealistisch vorgegangen, denn das Erschießungkommando stand quasi im Kreis (!) um Mario herum. 😉 Nein, das war nicht vom großen Otti. Der kommt jetzt:
Tosca auf dem Trampolin (kommt nach 35 Minuten ! – aber schauen Sie sich bitte unbedingt auch die anderen köstlichen Opernparodien an!) Als Schmankerl jetzt noch ein paar (mit Sicherheit) ernst gemeinte Finali:
Angela Georghiu – no comment dazu, sonst werde ich verklagt 😉
Und in der Arena di Verona 2017 die geniale Lösung: einfach Licht aus! Leider so dunkel, daß ich die Sängerin nicht erkennen konnte 😉
Auch die tierischen Versionen der Wolf Trap Opera’s production gefallen mir.
Daß die große Dame Kiri de Kanawa (Paris 1982) nur langsam im Fahrstuhl runterfährt, verstehe ich bei dem Tempo des Orchester. Schnell vorspulen auf Minute „7“, denn die Technik ist grauenhaft.
Hier besteht die ganze Bühne nur aus einer einzigen riesigen, einnehmenden Rampe, wobei der Zuschauer natürlich den ganzen Akt sich spannungsvoll fragt: Was macht diese Rampe da und wer wird am Ende da wohl runterspringen? Aber immerhin springt und singt Viktoriia Chenska toll.
Die Version mit der pistolehaltenden Catherine Malfitano (Amsterdam 1998) ist sagenhaft und olympiareif – bitte achten Sie auf den phänomenalen (superb gehechteten!) Sprung. Als alter Diplomsportlehrer und ehemaliger Bewertungs-Richter beim Wasserspringen gebe ich die absolute Bestnote dafür: 10 Points! WAHNSINN !!
Tosca hat das Essen anbrennen lassen! Moderne Inszenierung. Bitte vorspulen auf Minute 12 😉 . Also stirbt sie in der Küche. Und wie gemütlich Scarpias (?) Schergen dann da reinlatschen!
Hier stirbt Mario, ähem Puccini direkt im Komponierzimmer – tolle humorvolle Version für Minibühnen, die gar kein Orchester haben. Stellenweise wird Esperanto gesungen – egal. Es geht alles!
Sieger im Concours der am längsten gehaltenen Finaltöne – da es ziemlich dunkel ist, erschießt sie vermutlich der Dirigent, weil er nach Hause will.
Und zum Schluß die wirklich allerschönste und herzergreifend absolut jugendfreie Variante ab 5 Jahre. My favourite !
Ihr Peter Bilsing (Hrg.)
God save the king 😉 !