Bamberg: „Zauber der Operette“

Kräftiger Beifall der fast 1000 begeisterten Besucher in der Konzerthalle Bamberg beim nunmehr siebten Galakonzert des Wirtschaftsclubs Bamberg. Und diesmal gibt es eine Änderung und die schlägt ein, wie die sprichwörtliche Bombe. Statt Tenören und Opernarien am Abend (oder mit Anna-Maria Kaufmann vor 2 Jahren) gibt es diesmal ein Operettengalakonzert vom Feinsten und dies bereits am Nachmittag, so dass auch eine ganze Anzahl Kinder den ersten Eindruck von dieser Musik bekommen kann – und der ist überaus positiv. Eine erneute Steigerung zu den zurückliegenden Konzerten, die man kaum für möglich gehalten hatte.

Der Wirtschaftsclub Bamberg bietet sein diesjähriges Galakonzert unter dem Titel Zauber der Operette an und trifft damit mitten ins Schwarze.

© Wirtschaftschaftsclub

Der Vorsitzende des Wirtschaftsclubs Wilfried Kämper ist ein ausgesprochener Liebhaber der klassischen Musik, ohne den diese Konzertreihe nicht so viele Jahre mit solchem durchschlagenden Erfolg hätte durchgeführt werden können. Er ist der Motor dieser Konzerte, die gute Seele der Veranstaltungsreihe und er freut sich sehr, dass man in diesem Jahr auch einmal die Operette auf die Bretter der Konzerthalle Bamberg bringen kann, noch dazu familienfreundlich am Nachmittag und alles geht mehr als auf. So wunderbar, dass man sich spontan entschließt, evtl. sogar auch im nächsten Jahr der Operette wieder den ihr gebührenden Raum in der Bamberger Konzerthalle zu bieten. Viele Helfer sind an seiner Seite und haben dieses einmalige Konzert vorbereitet und in vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit ein Kleinod der Musik auf die Bühne gebracht. Fast 1000 Besucher sind mehr als begeistert, die Stimmung im großen Saal der Konzerthalle ist einfach nur einmalig. Bei den Künstlern, als auch beim Publikum springt der Funke sofort über und der Applaus tost lange, begeistert und anhaltend durch den Konzertsaal.

Und man hat in diesem Jahr einen weiteren Glücksfall. Der Tenor Martin Fösel, der in Bamberg geboren ist und praktisch ein Heimspiel hat, tritt nicht nur als Sänger auf, sondern ist als Moderator auch der rote Faden, der sich durch das gesamte Programm zieht. Und was für ein Faden. Charmant, liebenswert, leidenschaftlich und einfühlsam führt er durch den Nachmittag. Immer eine Anekdote, immer eine Verbindung zwischen den einzelnen Stücken auf den Lippen, immer voller sachkundigem Hintergrundwissen und dies alles mit leidenschaftlicher Hingabe. Er ist das Bindeglied zwischen den einzelnen Stücken und zwischen dem Publikum und macht dies außerdem auf eine unnachahmliche sympathische Art und Weise. Alles kommt locker, spontan, kenntnisreich und spritzig und ist ein großer Pluspunkt des musikalischen Nachmittags, der auch vom Publikum entsprechend gefeiert wird. Gleich zu Beginn holt er Wilfried Kämper auf die Bühne, der einige Worte zur musikalischen Reihe des Wirtschaftsclubs erzählt und dem Publikum viel Freude wünscht, wie auch der Vertreter des Hauptsponsors, der VR Bank, Herr Thomas Schwarz, der einige Bonmots aus seiner musikalischen Leidenschaft zum Besten gibt. Man merkt den beiden richtig an, wie sehr sie sich über die große Resonanz beim Besuch dieses Nachmittags freuen.

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Martin Fösel stellt kurz die beteiligten Künstler vor. Man hat in diesem Jahr fünf hervorragende Sänger zur Verfügung, neben Martin Fösel, die in Wien geborene Sopranistin Kerstin Grotrian, die aus München stammende Sopranistin Doris S. Langara, den aus Münzkirchen in Oberösterreich stammenden Tenor Harald Wurmsdobler und den aus Wilhelmshaven beheimateten Bariton Michael Mrosek. Am Klavier hat man den geborenen Salzburger Dirigenten Lorenz C. Aichner sitzen und er ist einfach nur ein Vollprofi, dem die Musikalität in jedem einzelnen Finger sitzt und der eine Bombenbesetzung auf diesem Platz ist. Über ein Jahrzehnt war er mehr als erfolgreich tätig an einem der Operettenhäuser schlechthin, der Volksoper in Wien. Er begleitet die Akteure gefühlvoll unterstützend, unaufdringlich, aber im Spiel gleichzeitig auch leidenschaftlich und vor allem mit einer ausgesprochenen sängerdienlichen Unterstützung, die das musikalische Geschehen zu jeder Zeit im Griff hat und der mehr als ein adäquater Begleiter ist. Daneben ist diesmal auch erstmals das Trio Vier dabei, ein Ensemble mit Künstlern aus Bamberg und Nürnberg. An der Violine zeigt Rebekka Wagner all ihr Können, am Cello ist Sophia Schulz gefühlvoll dabei und am Kontrabass ergänzt Stephan Goldbach den musikalischen Dreiklang. Im Zusammenspiel stimmt einfach alles und begeistert das Publikum genauso wie der der wunderbare Kinder- und Jugendchor die Heinrichsspatzen und der Gospelchor The next sparrows generation unter der einfühlsamen, souveränen und gefühlvollen Leitung der in Rosenheim in Oberbayern geborenen Kirchenmusikerin Anita Fösel. Da sie auch als Musiklehrerin im Fach Gesang ausgebildet ist, kann sie die jungen Musiker natürlich zielführend begleiten und alles aus ihnen herausholen. Man merkt den Kinder auch an, wie sehr sie sich freuen, zeigen zu können, was sie alles draufhaben und besonders berührend ist natürlich der Auftritt aus der Gräfin Mariza mit Wir singen dir, wir bringen dir ein Liedchen dar. Dies berührt das begeistert mitgehende Publikum besonders und man merkt den Kindern und Jugendlichen richtig die Freude am langanhaltenden begeisterten und warmen Applaus an. Und dann geht es auch schon los

So, wie es sich bei der Operette gehört, mit dem Auftrittslied des Adam aus Der Vogelhändler begleitet von Klavier und Trio Vier begrüßen alle Solisten ihr Publikum mit Grüß enk Gott, alle miteinander. Wie könnte eine Begrüßung passender sein. Dann geht es weiter und dazwischen immer wieder die erläuternde Moderation von Martin Fösel. Harald Wurmsdobler beginnt mit Wie mei Ahnl zwanzig Jahr aus dem Vogelhändler und er bringt dieses gefühlvolle Lied weich, zart und hingebungsvoll. Er lässt seinen gepflegten Tenor schmelzen und erntet viel Applaus. Dann gemeinsam mit Doris Langara aus derselben Operette das wunderschöne Duett Schenkt man sich Rosen in Tirol, welches sie einfach toll präsentieren, Doris Langara mit beweglichem, höhensicheren Sopran, welcher sich ideal mit dem leichten schlanken Tenor von Harald Wurmsdobler ergänzt.

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Michael Mrosek erklärt dann aus dem Zigeunerbaron, dass er mit dem Schreiben und lesen nicht viel anfangen kann und bringt seinen vollmundigen, kräftigen, voluminösen Bariton voll zur Geltung, zur Freude des Publikums. Aus der Gräfin Mariza bringt Martin Fösel das bereits vorhin erwähnte Liedchen mit dem Kinderchor. Und wenn die Kleinsten ihren Knicks machen, tritt sogar der weiche geläufige Tenor etwas in den Hintergrund und es gibt viel Beifall, für Martin Fösel, aber auch für die tollen Kinder und Jugendlichen des Chores. Dann der Soloauftritt der Chöre mit dem Piratenlied aus Der Schatz des Störtebeker. Und wieder begeistern die Kleinen das gerührte Publikum, welches nicht mit Beifall geizt und zeigt, wie sehr sie der Auftritt beeindruckt. Doris Langara dann mit der Maske in Blau und dem schwungvollen Die Juliska aus Budapest, welches sie mit klarem frischem und leuchtendem Sopran präsentiert. Martin Fösel mit Komm Zigany aus der Gräfin Mariza und dies ist für ihn eine Paraderolle, die er genüsslich auslebt, mit viel Glanz und Schmelz und sehr gefühlbetont. Kerstin Grotrian erklärt aus Schön ist die Welt Ich bin verliebt und man nimmt es ihr aufs Wort ab. Mit stimmlicher und darstellerischer Leidenschaft zelebriert sie dieses wunderschöne Lehárlied. Ich bin verliebt, behauptet auch Michael Mrosek aus dem Graf von Luxemburg, welches er mit durchschlagskräftigem Bariton kraftvoll darbietet und dabei von Martin Fösel und Harald Wurmsdobler als grandioser Background unterstützt wird. Aus der Lustigen Witwe dann das Vilja-Lied, welches Doris Langara gefühlvoll, sauber, mit leuchtendem Sopran präsentiert und das Duett Lippen schweigen, welches sie mit Martin Fösel darbietet, beide Stimmen ergänzen sich dabei im Wohllaut. Kerstin Grotrian punktet dann noch mit Mein Herr Marquis aus Die Fledermaus, welches sie glockenklar und glockenhell, ohne jegliche Höhenschwierigkeiten zum umjubelten Gehör bringt, bevor aus derselben Operette alle Solisten mit Im Feuerstrom der Reben zur Pause einladen.

Der Csárdás von Vittorio Monti eröffnet den zweiten Teil, begeisternd dargeboten von Klavier und Trio Vier, welche sich hier richtig hineinlegen und so richtig auftrumpfen, was natürlich mit großem Beifall bedacht wird. Dann ein weiteres Highlight des Nachmittags. Aus der Nacht in Venedig zelebriert und man kann es nicht anders nennen, Kerstin Grotrian das Schwips-Lied. Mit einer unbändigen Ausstrahlung und einer stimmlichen wie darstellerischen Leidenschaft wandert sie mit dem Sektglas in der Hand durch die Reihen, streichelt den Herren der Schöpfung über das Haar, sofern vorhanden, oder gibt sogar ein Küsschen auf die Wange. Tosender Applaus für diese tolle Gestaltung eines tollen Liedes. Aus der Csárdásfürstin dann mit Doris Langara und Martin Fösel das Duett Tanzen möchte ich, was beide wunderschön gestalten, sowohl vom stimmlichen als auch vom darstellerischen her eine ausgezeichnete Leistung. Danach geht Harald Wurmsdobler ins Maxim, aus der Lustigen Witwe und er tut dies mit dem ganzen Charme eines österreichischen Tenors mit beweglicher, schlanker und warmer Stimmführung. Aus derselben Operette der Mädchenchor gemeinsam mit Doris Langara und Kerstin Grotrian mit Ja so sind wir die Grisetten. Und hier zeigen alle, was sie so draufhaben. Begeisternde Reaktion beim Publikum, welches auch mit dem Klatschen gar nicht mehr mitkommt. Beide Stimmen ergänzen sich auf das trefflichste, beide Beine werden gleichhoch geworfen und beide Leidenschaften gehen bis an die Grenzen. Eine tolle Darbietung. Aus dem Bettelstudent kann dann Michael Mrosek erzählen, dass er sie doch nur auf die Schulter geküsst hat. Mit profundem, zupackendem, prächtigem Bariton weiß er dabei voll zu überzeugen. Aus der Gräfin Mariza dann das flotte Komm mit nach Varasdin mit Kerstin Grotrian und Harald Wurmsdobler. Und noch einmal zeigen die zwei Künstler, wie sie sich in die Rollen hineinversetzen können. Stimmschön, leidenschaftlich bringen sie dieses flotte Duett zu Gehör.

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Schmelzend und gefühlvoll, zart und doch durchschlagskräftig dann das Wolgalied aus dem Zarewitsch, welches Martin Fösel bravourös darbietet. Mit viel Applaus kann er den wohlverdienten Lohn des Künstlers ernten. Und mit Kerstin Grotrian dann aus derselben Operette das wunderschöne Duett Kosende Wellen, mit der Solo-Violine eindrucksvoll begleitet. Zwei Stimmen, die ineinander verschmelzen und das Publikum berühren. Was will man eigentlich mehr?

Harald Wurmsdobler erklärt dann, dass er nicht zuschaun kann, denn Im weißen Rössl glaubt er, dass ihm seine Liebe nicht gegönnt wird. Innig, mit schlanker Stimmgebung und warmem Ton kann er das Publikum auf seine Seite ziehen. So wie aus Gräfin Mariza Doris Langara mit Höre ich Zigeunergeigen mehr als punkten kann. Klar, frisch, mit leuchtender sauberer Stimmführung bietet sie dieses schöne Lied dar. Und von der Solo-Violine begleitet können sich aus derselben Operette Harald Wurmsdobler, Michael Mrosek und Martin Fösel mit dem brauen Mädel von der Puszta auseinandersetzen. Und das tun sie einfach nur vorzüglich. Frisch, begeisternd wirbeln sie auf der Bühne umher und schon sind wir am Ende des herrlichen Konzerts angelangt, alle Stimmen vereinen sich mit Klavier und Trio Vier im Weißen Rössel und der Tatsache, dass das Barometer wieder Sommer macht. Das Publikum geht begeistert mit, die Stimmung ist einfach nur einmalig, alles sind begeistert und würden sicherlich noch länger den Künstlern zuhören.

Nach der Überreichung der obligatorischen Blumensträuße und entsprechender Flaschen für die Herren, geht man dann noch einmal ins Salzkammergut um mit allen gemeinsam eine rasante Zugabe zu geben, welche das Konzert eindrucksvoll abschließt.

Fast nicht endend wollender Beifall für einen wunderschönen Nachmittag, der gezeigt hat, dass die Operette lebt – und wie – den man so schnell nicht vergessen wird und der Lust auf das nächste Jahr macht, wenn hoffentlich wieder ein Feuerwerk der Melodien aus den schönsten Operetten abgebrannt werden wird.

Manfred Drescher, 21. Mai 2024


Zauber der Operette
Operettenkonzert

Konzerthalle Bamberg
28. April 2024

Klavier: Lorenz C. Aichner
Trio Vier: Rebekka Wagner, Violine, Sophia Schulz, Cello, Stephan Goldbach, Kontrabass