Berlin: Deutsches Requiem beim RSB

Das Nachmittagskonzert des Rundfunk-Sinfonie-Orchesters Berlin in der Philharmonie am 3. 11. dürfte schon jetzt zu den Höhepunkten der laufenden Saison gezählt werden. Eine exzeptionelle Besetzung war aufgeboten, um das Deutsche Requiem von Johannes Brahms zu einer denkwürdigen Aufführung zu bringen. Chefdirigent Vladimir Jurowski am Pult seines Klangkörpers ist eine gleichermaßen packende wie erhabene Interpretation zu danken. Er hatte den gewaltigen Apparat des groß besetzten Orchesters und des riesigen Chores jederzeit souverän in der Hand, baute einen enormen Spannungsbogen auf und fächerte das Werk in seinen dynamischen Kontrasten und der thematischen Vielfalt faszinierend auf.

Der Cantus Domus (Einstudierung: Ralf Sochaczewsky), der das Konzert mit einem Psalm und einer Motette von Heinrich Schütz klangvoll eröffnet hatte, sowie der Chor des Jungen Ensembles Berlin (Vinzenz Weissenburger) sorgten in der Komposition von Brahms für geradezu magische Momente mit ihrem machtvollen Gesang von makelloser Intonation. Man hörte Passagen von schwebendem, lieblichem Klang, gewaltige Steigerungen und tröstlich sanfte Einschübe. Die Perfektion des Doppelchores war von geradezu mirakulöser Vollkommenheit. Unvergesslich die Phrase „Denn alles Fleisch“ in der zweiten Abteilung, wo der mächtige Gesang sich wie ein Strom über den Zuhörer ergoss.

Der Baritonpart des Werkes gehört zum Standardrepertoire von Matthias Goerne (Bild unten). Seine Vertrautheit mit der Komposition zeigte sich auch darin, dass er seine Soli ohne Noten sang. Diese gestalteten sich in ihrer Eindringlichkeit, ihrem Ernst und ihrem Nachdruck zu bewegenden Momenten des Konzertes. Die Stimme des Sängers ist von resonantem Klang und in ihrem Spektrum von stupender Autorität, kann sich majestätisch entfalten, aber auch zurücknehmen bis zu zarten piano-Gespinsten. Das Sopransolo war Maria Bengtsson (Bild oben) anvertraut, die in der ersten Phrase

„Ihr habt nun Traurigkeit“ zwischen atmen musste, aber mit in der Höhe leuchtender Stimme und tröstlichem Klang für sich einzunehmen wusste. Man kann das Stück keuscher, inniger singen, als es der Schwedin mit ihrem zuweilen vibrierenden Sopran möglich war, aber insgesamt war ihre Interpretation mit dem verklärten Schluss des „Ich will euch trösten“ überzeugend. Die letzten Töne gehörten dem Chor mit „Selig sind die Toten“ und führten die Aufführung zu einem berührenden Ende, dem der anhaltende Applaus der Zuhörer folgte.

(c) Caroline de Bong / Monika Rittershaus

Bernd Hoppe 4.11.2019