München: „Der Teufel auf Erden““

Premiere: 1. Juli 2016

nach Franz von Suppé


Seit Jahren bringt die Theaterakademie August Everding in München auch selten gespielte Raritäten auf die Bühne. Dieses Mal fiel die Wahl auf die Operette „Der Teufel auf Erden“ vonFranz von Suppé, die als deutsche Erstaufführung im Akademietheater am 1. Juli Premiere hatte.

Mit einer umfangreichen musikalischen Bearbeitung, die verschiedene Musikstile von Klassik über Jazz bis hin zu Rock und Elektronik miteinander verbindet, wurden Suppés Melodien in neue Kontexte gesetzt. Für die Arrangements waren Tom Smith und Jacopo Salvatori verantwortlich, die beide Studenten des Komponisten Moritz Eggert an der Hochschule für Musik und Theater sind. Das Libretto stammt von Karl Juin und Julius Hopp.

Die Handlung der Operette nach Franz von Suppé, der eigentlich Francesco Ezechiele Ermenegildo Cavaliere Suppe Demelli hieß, in Kurzfassung: In der Hölle ist Revolution angesagt. Die Teufel wollen Demokratie und Freiheit, doch der Höllenfürst Satanas denkt nicht daran, seine Macht zu teilen. Mit Hilfe seiner drei ihm teuflisch ergebenen Minister plant er, den Aufstand niederzuschlagen, aber die drei befinden sich noch im Urlaub auf Erden und niemand weiß, welche Gestalt sie angenommen haben. So macht sich Satanas mit seinem Hofmeister Mephisto auf die Suche nach ihnen auf. Es beginnt eine ironisch-philosophische Suche nach dem Bösen auf der Erde.

In einem Mädchenstift entlarven sie die Vorsteherin, die das Mädchen Amanda überredete, ihr Vermögen dem Stift zu vermachen, als Luzifer. – In der benachbarten Kaserne enttarnen sie den Hauptmann Donnerkeil als Teufelsminister Samiel. – Bei einer Ballettprobe im Theater vermuten sie Belzebub zu finden. Doch nach allem, was sie gesehen haben, kommen sie zum Schluss, dass wohl der Teufel in die gesamte Menschheit gefahren ist und beschließen, diesen Teufel auf der Erde zu lassen und sich wieder um die Revolution in der Hölle zu kümmern.

Durch die humorvolle Inszenierung von Till Kleine-Möller, der auch für die kreative Choreografie sorgte, wurde es ein unterhaltsamer Abend, der dem Publikum von Jung bis Alt vieles bot. Reinste Persiflage waren die Szenen, in denen die Emanzipation der Frauen, das Kasernenleben, aber auch die leidenschaftliche Liebesvereinigung bis zum Orgasmus aufs Korn genommen wurden, ohne deshalb in Klamauk zu verfallen. Dafür bürgten die Studentinnen und Studenten der Theaterakademie, die – wie fast immer – mit großer Begeisterung ihre Rollen spielten und die Ballettszenen mit erstaunlicher Perfektion darboten. Für Bühne, Kostüme und Video zeichnete Nicole Marianna Wytyczak verantwortlich.

Den Mephisto spielte der deutsche Schauspieler Philip Ceglarski, der auch die philosophischen Zitate sehr wortdeutlich wiedergab. Satanas wurde von der aus Uganda stammenden Altistin Amina Namugenyi Görsch mit starker Bühnenpräsenz dargestellt. Die kanadisch-griechische SopranistinAndromahi Raptis sang das Stiftsmädchen Amanda mit heller, klarer Stimme und spielte sehr ausdrucksstark ihre Rolle.


Einige der Darsteller waren in mehreren Rollen eingesetzt, wie beispielsweise die deutsche Sopranistin Wiebke Isabella Neulist, die als Stiftsvorsteherin Aglaja alias Luzifer, Hauptmann Donnerkeil und Ballettmeister Muzzerelli leider zu stark outrierte, wodurch auch ihre Stimme litt.

Zwei Rollen – Isabella und Rosine, die Schwester Amandas – spielte die englische SopranistinElizabeth Marshall mit angenehmer Stimme und ausdrucksstarker Mimik. Der mexikanische BaritonGustavo Castillo Estrada spielte temperamentvoll den Offizier Isidor, der Amandas Geliebter ist, und der Münchner Tenor Tom Amir Isidors Freund Reinhart.

In weiteren Rollen waren die Sopranistin Anahita Dittmann als Abadonna und der Bariton Manuel Wagner, der mit einem exzellenten Stepptanz brillierte, als Astaroth im Einsatz. Zum Ensemble, das in vielen Szenen ihre tänzerischen Qualitäten unter Beweis stellte, gehörten noch die Sopranistinnen Antonia Hoffmann, Rebecca Lorenz und Teresa Sperling.

Das Hornung-Kuhn-Wolfgruber-Trio ersetzte auf fulminante Weise ein ganzes Orchester (E-Bass: Julia Hornung, E-Gitarre:Leonhard Kuhn, Schlagzeug: Sebastian Wolfgruber), die musikalische Leitung hatte Tom Smith (Piano) inne.

Das Premierenpublikum, das auch mit Szenenbeifall nicht geizte, feierte am Schluss alle Mitwirkenden und das Regie-Team mit minutenlangem Applaus.

Udo Pacolt 4.7.16

Fotos (c) Theaterakademie / Jean-Marc Turmes

Besonderer Dank an unseren Kooperationspartner MERKER-online (Wien)

Weitere Vorstellungen von Suppés „Der Teufel auf Erden“ finden im Münchner Akademietheater am 6., 8., 9., 14. und 17. 7. um jeweils 20 Uhr statt.