CD: „Rachmaninov, Symphonie Nr. 2“, Leonard Slatkin, neu remastert

Das berühmte Produktionsteam Joanna Nickrenz und Marc Aubort firmierte unter dem sehr passenden Namen »Elite Recordings«. Die beiden blieben der hohen Kunst der einfachen Mikrofonierung treu, die ohne Mehrspulverfahren und Aufnahmetricks bereits in den 1950er und 1960er Jahren ganz erstaunliche Ergebnisse produziert hatte. Nun wurden die Aufnahmen von den originalen analogen Masterbändern transferiert und neu gemastert, sodass die analoge Wärme der Originalaufnahmen erhalten blieb.

Mit der zweiten Sinfonie von Sergej Rachmaninow ist auf der vorliegenden CD ein umfangreiches Werk zu erleben, welches ein unendliches Farbspektrum vor dem Zuhörer auffächert.

Ursprünglich entstand die Sinfonie in den Jahren 1906/07, als Rachmaninow länger in Dresden weilte.  1908 dirigierte er selbst seine Uraufführung in St. Petersburg. Seine zweite Sinfonie ist besonders beliebt. Die schwärmerischen, endlos anmutenden Streicherpassagen sind ein besonderes Erlebnis und faszinieren stets aufs Neue, wie gekonnt Rachmaninow seine musikalischen Ideen realisierte. Dazu immer wieder berückende Soli, wie z.B. in der Solo-Klarinette des dritten Satzes. Und schlussendlich knackige Schlagzeugeffekte im vierten Satz gestalten dieses Werk sehr publikumswirksam.

Der langjährige ehemalige Chef-Dirigent des Saint Louis Symphony Orchestras, Leonard Slatkin, verfügt über ein sehr breites Repertoire. Eine besondere Affinität hat er zur russischen Musik. Viele Aufnahmen von Rachmaninov und Tschaikowsky bestätigen den besonderen Rang dieses Meister-Dirigenten.

Slatkin gestaltet dieses Sinfonie mit mitreißendem Elan und rhythmischer Prägnanz. Er lässt die Musik atmen und pulsieren. Slatkin befragt die Musik und hält zuweilen deutlich inne. Die vielfältigen Ausbrüche werden von ihm mit perfektem Timing realisiert. Die Klarinette im dritten Satz gestaltet mit Innigkeit das anrührende Solo. Interessant ist in diesem Zusammenhang das herrlich getragene Tempo des Satzes, gerade im direkten Vergleich mit Slatkins jüngster Aufnahme mit dem Detroit Symphony Orchestra, die in allen Sätzen merklich schneller ist.

Das Saint Louis Symphony Orchestra ist hörbar gut auf Slatkins Intentionen eingestellt. Das Orchesterspiel wirkt charakteristisch und hoch engagiert. Die Streicher, insbesondere die Celli, gefallen durch ihren warmen Ton und die Sonorität. Holz- und Blechbläser musizieren vielschichtig in der Dynamik und strahlend im Ton. Und das hier so wichtige Schlagzeug ist prominent zu vernehmen.

Die nun wieder veröffentlichte Vox-Aufnahme ist mitreißend musiziert, sie wirkt spontan und hinreichend impulsiv. Eine schöne Zugabe, ist die herrlich kantabel vorgetragene „Vocalise“.

Ein Erlebnis ist die Aufnahmetechnik. Es dürfte kaum eine Einspielung dieser Sinfonie geben, die derart transparent und dazu dynamisch klingt, wie diese Wiederveröffentlichung. Bei trockener und doch großräumiger Akustik entgeht dem Zuhörer keinerlei Detail. Die Musik ist nah und direkt am Ohr. Ein Hörplatz auf dem Podium des Orchesters. Wunderbar und unbedingt hörenswert!

Dirk Schauß, 12. Februar 2023


Sergej Rachmaninov

Sinfonie Nr. 2 e-moll, op. 27

Vocalise Nr. 14, op. 34

Leonard Slatkin, Leitung

Saint Louis Symphony Orchestra

Aufnahme: 1979, neu gemastered in 192 khz/ 24bit

Bestellnummer: VOX-NX-3013CD