Bereits zum zwölften Mal eröffnete Elīna Garanča am 5. Juli den Sommer in Kitzbühel mit einer festlichen Opern-Gala, in diesem Jahr erstmalig vor der neuen Kulisse des Schlosses Kaps und des herrlichen Panoramas des Kaisergebirges. Unter dem Motto „Einladung zum Tanz“, daß auch dem Jubiläum des Walzerkönigs Johann Strauss Rechnung trägt, gestaltete Garanča zusammen mit dem Symphonieorchester der Volksoper Wien unter der Leitung ihres Mannes Karel Mark Chichon und drei Gesangsfreunden einen stimmungsvollen wie stimmvollen Abend, der nicht nur zum Tanz, sondern auch zu einer Reise durch die vielfältigen Emotionen des Opern- und Operetten-Repertoires einlud.
Elīna Garanča, für ihre stete Weiterentwicklung und Offenheit für Neues bekannt, setzte auch diesmal die Tradition fort, das Konzert mit einem Rollendebut zu beginnen. Nach der orchestralen Eröffnung mit dem „Ägyptischen Marsch“ des heurigen Jubilars zeigte sie mit „La luce langue“ ihre gewohnt strahlende und starke Stimme, die auch die Abgründe einer Lady Macbeth zum Ausdruck bringen kann. Für eine Gesamtdarbietung dieser Rolle könnte es noch etwas mehr Düsternis und Verzweiflung vertragen, doch dass Garanča auch dazu in der Lage ist, bewies sie zuletzt unter anderem an der Wiener Staatsoper als Eboli in Verdis „Don Carlo“. Zudem mag es der heiteren Stimmung des Abends zu verschreiben – und zu verdanken – sein, dass ihr Können besonders in den Emotionen der Liebe und der Sehnsucht, ebenso in beschwingten Operettenklängen und südlichen Sommerstimmungen zum Strahlen kam. In der verträumten Sanftheit des Timbres besonders berührend gelang dabei das „Vilja-Lied“ aus Franz Lehárs „Lustiger Witwe“. Vor der Pause stellte jedoch vor allem das Duett „Mira o Norma“ aus der dem zweiten Namen gleichlautenden Oper, das sie zusammen mit Iulia Maria Dan präsentierte, einen berührenden Höhepunkt dar. In wunderbarer Verschmelzung der Klangfarben und einer musikalischen Vertrautheit, die auch ohne den Kontext der gesamten Oper deren hohe Emotionalität evozierte, verbanden sich die beiden Stimmen zu einem harmonischen Ganzen, das gerne noch länger hätte andauern können.
Iulia Maria Dan konnte auch in ihren solistischen Stücken, die zu den Glanzmomenten des Konzerts zählten, vollends überzeugen. Mit ihrer agilen, präsenten Stimme, die besonders im Pianissimo höchste Intensität erzeugt, bot sie eine beeindruckende Bandbreite an Emotionen, die von süßlich-verführerischen bis zu selbstbewussten, starken Klängen führte. Besondere Brillanz erreichte Dan in den hohen Tönen, die sie mit scheinbarer Leichtigkeit, feinster Präzision und zugleich weichster Farbe setzte. Besonders der „Csárdás“ aus der „Fledermaus“ bewies, auf welch hohem Niveau sich die Sopranistin befindet. Auch Kang Wang, der zweite Solist des Abends, bot einen überzeugenden Einblick in sein Können, das sich durch kräftigen und strahlenden Klang auszeichnet. Wie viel Kraft hinter diesem Tenor steckt, zeigte sich vor allem im vor Freude triumphierenden Stück „Freunde, das Leben ist lebenswert!“ aus „Giuditta“, das zugleich jedoch auch die Problematik der Verstärkung von Operngesang deutlich machte, denn es hätte diese wohl nicht gebraucht, um seine Töne über das gesamte Areal des Schlosses hören zu lassen. Als diesjährige Gewinnerin des Gesangwettbewerbs Zukunfts-Stimme bereicherte auch Maja Triler das vielfältige Konzert und zeigte in „O mio babino“, wie klar und weich sie ihren Sopran formen kann.
Zwischen den Gesangsstücken lockerte das Symphonieorchester der Volksoper Wien unter Karel Mark Chichon das Programm mit Strauss’schen Klängen auf und sorgte damit für beschwingte, unterhaltsame Momente. Gelegentlich fehlte im Zusammenspiel etwas die Präzision, so in der Ouvertüre zu „Luisa Miller“, doch insgesamt präsentierten sich Orchester wie Dirigent schwungvoll und energiegeladen, was besonders Donner und Blitz in der danach benannten Polka bei glücklicherweise ausbleibender meteorologischer Entwicklung musikalisch eindrücklich präsent werden ließ. Im ebenfalls bereits zur Tradition gewordenen „Südlichen Medley“, das dieses Jahr das Motto „Sol y viva“ trug und in die träumerische Sommeratmosphäre des südlichen Europas entführte, bewies das Orchester zudem seine Virtuosität, unter der die feinfühlige und dynamische Rücksicht auf die Solisten jedoch nie litt.

Mehrere Zugaben, zuletzt mit Anklang an Tirol, in dem man sich wohl mit bestimmter Absicht Rosen schenkt, rundeten den gelungenen Gala-Abend ab, der sowohl die solistische Brillanz und Vielseitigkeit im Bereich der Oper und Operette erleben ließ als auch Lust auf die folgenden Sommermonate machte, die hoffentlich von viel Sonne und Leben geprägt sein werden. Es ist eine Besonderheit, eine so herausragende Sängerin wie Elīna Garanča Jahr für Jahr in Kitzbühel erleben zu dürfen, und so ist zu hoffen, dass dies auch im kommenden erneut der Fall sein wird.
Elena Deinhammer, 13. Juli 2025
Dank an unsere Freunde und Kooperationspartner vom OPERNMAGAZIN
Klassik in den Alpen 2025
Gala Elīna Garanča & Friends
Kitzbühel
5. Juli 2025
Dirigat: Karel Mark Chichon
Symphonieorchester der Volksoper Wien