Friedrich von Flotows Martha (1847 uraufgeführt im Theater am Kärntnerthor) war lange Zeit die erfolgreichste Oper der Welt, sogar in den Vereinigten Staaten und Großbritannien. Dann fiel sie allmählich in Ungnade, aber seit einiger Zeit ist das Interesse an der guten alten Martha wieder neu erwacht: nach Frankfurt, Stuttgart, München, Graz und Innsbruck wagte sich nun auch das Salzburger Landestheater an diese „romantisch-komische Oper“.
Wobei „Oper“ nicht unbedingt die richtige Bezeichnung ist: „Komische Oper triffts schon eher. Man könnte auch Operette zu ihr sagen. Oder sogar Musical: denn Andrew Lloyd Webbers späteres Prinzip, rund um einen einzigen (Welt)Hit ein bissl einen Handlungsrahmen zu spannen, ist hier schon in Vollendung vorweggenommen.

Der Welthit in diesem Falle heißt „Letzte Rose“ und beruht wiederum auf einem alten irischen Volkslied. Der Erfolg ist total berechtigt. Die „Rose“ ist nämlich ein wahrer Ohrwurm, und wer sich von dieser irischen lyrisch-melancholischen Melodie nicht zu Tränen rühren lässt, kann kein Herz haben. Taschentücher für den 2.Akt vorbereiten!
Die musikalische Umsetzung lässt in Salzburg keine Wünsche offen. Unter dem Dirigat von Carlo Benedetto Cimento glänzt das ganze Ensemble ausnahmslos.
Natürlich stechen die beiden Protagonisten daraus noch besonders hervor: denn was Nicole Lubinger (Lady Harriet/Martha) und Luke Sinclair (Lyonel/Graf von Derby) hier vollbringen, ist unbeschreiblich, erfüllt die höchsten Standards und braucht sogar den Vergleich mit den berühmten Rollenvorbildern nicht zu scheuen (Lyonel wurde von niemand Geringeren als Enrico Caruso kreiert!).
Über die szenische Umsetzung lässt sich leider nichts Gutes berichten. Christiane Lutz ist eine intelligente, sympathische und begabte Regisseurin, aber hier versucht sie wie eine x-beliebige Simon Stone-Epigonin, die romantische Vorlage gnadenlos ins grelle Neonlicht der gegenwärtigen Alltagsbanalität zu zerren, teils mit denselben Tricks: die handyfixierten Infuencerinnen-Tussies, deren Chat-Verlauf auf eine weiße Wand projiziert wird, hat man nun schon wirklich 150 Millionen Mal gesehen. Gähn!
Wer aber die Augen schließt, wird die wiederauferstandene Martha in Salzburg vorbehaltlos genießen können…
Robert Quitta, 4. Juni 2025
Dank an unseren Kooperationspartner MERKER-online
Martha
Friedrich von Flotow
Salzburg, Landestheater
Dernìere 26. Mai 2025
Regie: Christiane Lutz
Dirigat: Carlo Benedetto Cimento
Philharmonie Salzburg