Dresden: „Der Graf von Luxemburg“

Franz Lehár in der Staatsoperette Dresden

Aufführung 13.10.12 (Nachtrag)

Die Staatsoperette Dresden hat (zusammen mit ihren Vorgängern) eine Tradition als musikalisches Volkstheater in Dresden von über 235 Jahren. Die Geburtsstunde der heutigen Staatsoperette Dresden war am 2. Oktober 1947, eröffnet wurde mit Franz Lehár „Die lustige Witwe“

In Deutschland dürfte die Staatsoperette Dresden das einzige Haus sein, welches nur Operette, Spieloper und Musical aufführt. Auch die „Musikalische Komödie“ in Leipzig, die ich ebenfalls sehr schätze, hat das gleiche Repertoire, ist aber nicht eigenständig, sondern gehört zur Oper Leipzig.

Besonders hervorgetan hat sich das Haus auch mit der Aufführung von Strauss-Raritäten wie „Der Carneval in Rom“ oder auch „Das Spitzentuch der Königin“. Ein großer Teil der Aufführungen sind der Nachwelt auf CD erhalten, ein ganz großes Dankeschön nach Dresden, für die Pflege und den Erhalt der Musikgattung Operette, welche in der heutigen Zeit leider total unterschätzt wird.

Ich war im Oktober das erste Mal in der Staatsoperette und habe einen ganz tollen „Graf von Luxemburg“ gesehen. Ich kann jedem das Haus nur wärmstens empfehlen, werde demnächst selbst „Eine Nacht in Venedig“ und „Giuditta“ aufsuchen, über die ich natürlich auch berichten werde. Doch nun zum leichtlebigen Grafen.

Die Geschichte des verarmten Grafen, der, um sich aus seiner finanziellen Misere zu retten, gegen gutes Geld eine Scheinehe eingeht. Der sich dann in die eigene (natürliche unbekannte) Gattin verliebt und schließlich obwohl er dem alten Fürsten, der alles eingefädelt hatte um die Sängerin Angele Didier für ihn standesgemäß zu machen, versprochen hat, nie nach der heimlichen Gattin zu fragen, diese doch bekommt, dürfte hinreichend bekannt sein. Ich hoffe deshalb mit meiner Miniaturkurzform nicht noch mehr verwirrt zu haben und will mich auf die Musik und die Sänger beschränken.

Richard Samek als René, Graf von Luxemburg, weiß voll zu überzeugen. Mit metallischer, durchschlagender Stimme, die mit einer mühelosen Höhe aufwartet, versteht man, dass sich Angéle Didier in ihn verliebt. Sie selbst wird dargestellt von Jessica Glatte, und auch hier gibt es in der Interpretation keine Abstriche zu machen. Mit klarem, leuchtendem Sopran kann sie aufwarten und auch im darstellerischen kommen beide problemlos zurecht. Man nimmt ihnen die Rollen darstellerisch, noch mehr jedoch musikalisch ab. Operette – um zu gefallen, muss nicht nur hervorragend gespielt werden (und dies ist hier heute der Fall) sondern muss auch gesanglich überdurchschnittlich dargeboten werden – und auch dies gelingt am heutigen Abend.

Eine sehr gute Leistung der beiden Hauptprotagisten an diesem Abend. So macht Operette Spaß. Und so wird die Operette auch nicht vom Spielplan verschwinden, auch wenn die öffentlich rechtlichen Sender wie ARD, ZDF und deren Regionalableger alles tun, um die Operette vergessen zu lassen. Es gibt die Operette im Programmangebot schlichtweg nicht mehr und ich wundere mich schon, warum die vielem Musikfreunde in ganz Deutschland hier nicht schon längst einmal Sturm gelaufen sind. Die schweigende Mehrheit sollte vielleicht auch einmal demonstrieren. Und gibt es eine schönere Demonstration als die, die versucht eine wunderschöne Musikgattung wieder etwas in den Fokus des Publikumsinteresses zu rücken.

Ja, ich schrieb gerade, dass Operette so Spaß macht. Spaß macht auch das zweite Paar, das sogenannte Buffopaar. Frank Ernst als Maler Armand Brissard und Olivia Delauré als Juilette Vermont singen und tanzen über die Bühne, dass es eine wahre Freude ist. Jürgen Mutze als Fürst Basil Basilowitsch überzeugt auch in allen Bereichen. Sei es in den, sicherlich etwas schwermütiger angelegten Liedern, als auch in der Darstellung des etwas überreifen, aber immer noch vom Feuer der Leidenschaft durchdrungenen ehemaligen Bohemies. Er bringt seine Rolle mit leisen Zwischentönen beeindruckend auf die Bretter, die die Welt bedeuten und kann auch gesanglich in seinen Partien voll überzeugen. Eine sehr gute Leistung, wenn auch vielleicht etwas zu sehr überzogen, aber dies ist sicherlich Geschmacksache, die Gräfin Stasa Kokozwa, die mit Feuer und Leidenschaft die – von diesem vergessenen – Versprechungen zur Ehe einfordert und damit eigentlich erst den Weg für das Liebesglück von René und Angéle freimacht.

Es gibt praktisch keinen Ausfall im Ensemble und Dietrich Seydlitz als Notar, Jens-Uwe Mürner als Botschaftsrat, André Eckert als Standesbeamter, Mirko Poick als Hotelportier und Martin Gebhardt als Polizeikommissar vervollständigen das gut aufgelegte Ensemble. Man merkt, dass alle Spaß daran haben zu singen und zu spielen und das kommt auch über die Rampe und das macht den Zauber der Operette aus. Ballett und Chor der Staatsoperette Dresden fügen sich nahtlos in die gute Leistung ein. Die musikalische Leitung hat Christian Garbosnik an diesem Abend und er führt das Orchester der Staatsoperette Dresden mit harter Hand, lässt aber trotzdem die Zügel, da wo es dem Fortgang der Handlung und der Musik dient etwas lockerer. Es wird sauber detailgenau und fein differenziert musiziert und es werden die Sänger auch nicht von den Klangwogen des Orchesters überdeckt. Klanglich fein ausgewogen, zugleich aber wunderbar flexibel lässt Garbosnik musizieren.

Manfred Drescher Alle Bilder: Staatsoperette Dresden