Braunschweig: Liederabend „An die Hoffnung“

Dachterrasse des Kleinen Hauses am 5. Juli 2020

Anspruchsvoll

Am Ende der durch Corona stark beeinträchtigten Spielzeit, in der das Staatstheater mit verschiedenen Online-Angeboten und vor allem mit der begeistert aufgenommenen Aktion „Wir kommen zu Ihnen“ den Kontakt zum Braunschweiger Publikum aufrecht erhielt, gibt es vier Liederabende auf der Dachterrasse des Kleinen Hauses des Staatstheaters mit der Mezzosopranistin Dorothea Spilger, die Christopher Lichtenstein am Klavier begleitete. Am späten Nachmittag des 5. Juli 2020 hatte sich eine wegen Corona nur kleine Schar von nicht mehr als 30 Personen auf der reichlich windigen Dachterrasse des Kleinen Hauses eingefunden. Gegen den Straßenlärm und vor allem das durch den starken Wind verursachte Blätterrauschen anzumusizieren, war gewiss nicht einfach. Dennoch gelang es den Künstlern fast immer, die nötige Spannung aufzubauen. Das gewählte Programm war für einen Sommer-Nachmittag sehr anspruchsvoll, weil weitgehend ernste und traurige Lieder erklangen. Es begann mit dem titelgebenden Beethoven-Lied „An die Hoffnung“, dem zehn Lieder von Johannes Brahms folgten. Durchgehend führte die das Braunschweiger Ensemble am Ende der Spielzeit verlassende Sängerin ihren volltimbrierten, tragfähigen Mezzo kultiviert und sicher durch alle Lagen und gestaltete die Lieder klug dem jeweiligen Inhalt nachempfunden. Mit vorbildlicher Diktion verfügte sie über den nötigen langen Atem (z.B. „An eine Äolsharfe“, „Der Tod, das ist die kühle Nacht“ oder „Auf dem Kirchhof“). Ihre ausgeprägte Gestaltungskraft gefiel besonders in den Liedern mit stärkerem dramatischem Zugriff wie in „Liebestreu“ oder „Madrigal“, „Lob des Leidens“ und „Aus den Liedern der Trauer“ aus den fünf frühen Liedern op.15 von Richard Strauss. Am Klavier war Braunschweigs 1.Kapellmeister ein zuverlässiger, partnerschaftlich auf die Sängerin eingehender Begleiter. Mit der den Rahmen des Liederabends sprengenden Erzählung Sieglindes aus dem 1. Akt von Richard Wagners „Walküre“ und dem schlichten, die Gemüter wieder beruhigenden Brahms-Volkslied „Da unten im Tale“ bedankten sich die Künstler für den lang anhaltenden Applaus des sehr angetanen Publikums.

Foto: © Staatstheater Braunschweig

Weitere Vorstellungen: 7. und 8. Juli 2020

Gerhard Eckels 6. Juli 2020