„Die Jubelzeit möge beginnen. Das werden goldene Zeiten.“ Mit diesem Versprechen feiert das Staatstheater Meiningen den 200. Geburtstag seines Gründers Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen. „Wie ehrt man einen Mann, für den das Theater alles war“, das nicht nur wegen seiner Aufführungen, sondern auch durch die kunstvollen Bühnenbilder weltberühmt wurde? „Ganz einfach: mit Theater, Theater und nochmals Theater“, so Intendant und Operndirektor Jens Neundorff von Enzberg.

Die Spielzeit startet deshalb mit der Ausgrabung eines barocken Schatzes aus der Sammlung Anton Ulrichs, dem Urgroßvaters des Herzogs. Voll virtuoser Arien war die spannende Oper des Neapolitaners Domenico Sarro von 1724, „Didone abbandonata“,einst ein Blockbuster in Wien und Neapel. Nun erwacht sie aus dem Dornröschenschlaf und wird in Deutschland erstmals szenisch zu sehen sein. Regie führt Dietrich W. Hilsdorf, Premiere ist am 19.09.25.
Geisterspuk und Menschheitsdrama gehen immer und Regisseur Philipp M. Krenn setzt mit einer Neuinszenierung von Carl Maria von Webers „Freischütz“ die Meininger Tradition fort. Mit Sicherheit wird er sich nicht an den letztjährigen Bregenzer Festspielen orientiert haben. Sonst hätte er hier vermutlich Hausverbot. Man darf gespannt sein. Premiere ist am 24.10.25.
Mit gleich 11 Vorstellungen flutet Emmerich Kálmán mit seiner „Csárdásfürstin“ das Haus und beglückt mit dieser Operette nicht nur die Walzerseligen. Da hier alles unter Motto „Carpe diem“ steht, ist sie doch recht zeitgemäß. Regie führt Dominik Wilgenbus. Premiere ist am 05.12.25.
Ein Highlight für Freunde der Musik des 20. Jahrhunderts verspricht die Meininger Erstaufführung der Oper „Cardillac“ von Paul Hindemith zu werden. Fans von E.T.A. Hoffmanns „Das Fräulein von Scuderi“ erleben hier einen Opernkrimi, den die junge Regisseurin Giulia Giammona, Körberpreisträgerin, inszenieren wird. Premiere ist am 12.02.26.
Auch in dieser Spielzeit trifft bildende Kunst auf Oper. Zum dritten Mal darf Markus Lüpertz seine Sicht auf einen Opernklassiker umsetzen: So wagt er sich diesmal an das „Das Rheingold“ von Richard Wagner. Er entwirft nicht nur Kostüme und Bühnenbild, sondern führt auch Regie. Premiere ist am 27.03.26.
Mit Verdis „Otello“ endet die Spielzeit im Musiktheater. Das musikalische Drama ist als Spätwerk des Komponisten ganz anders als die früheren Gesangsopern und fesselt durch eine hinterhältige Intrige, bei der alle nur verlieren können. Die schicksalhafte Musik garantiert Spannung bis zum Ende. Dass mit Hinrich Horstkotte wieder ein Regisseur gewonnen werden konnte, der auch Bühnenbild und Kostüme entwirft, ist ein Glücksfall. Premiere ist am 12.06.26.
Auch die acht Sinfoniekonzerte sind Georg II. gewidmet. So erklingen alle Sinfonien von Johannes Brahms, dessen Freund und Vertrauten. Daneben werden Komponisten der Gegenwart wie Helen Grime, Outi Tarkiainen und Detlev Glanert zu hören sein. Auch dem Herzog war es einst ein Anliegen, Zeitgenossen zu würdigen. Von Barock über Klassik und Romantik wird eine wertvolle Werkauswahl getroffen. Großartige Filmmusik holt wie schon in der letzten Saison Hollywood auf die Bühne und Weihnachts- und Neujahrskonzerte überraschen mit einem Programm, das nicht nur das Geburtstagskind elektrisieren und faszinieren würde. Natürlich steht und fällt dies mit dem leidenschaftlichen Engagement von GMD Killian Farrell, der das Publikum mit so viel Wissen und Empathievorbereitet, dass man schon fast als Experte im Konzertsaal sitzt und der Meininger Hofkapelle lauscht.
Von den zahlreichen Sonderkonzerten sei nur eines hervorgehoben: „Amerikanische Träume“ im Dampflokwerk mit Werken von Leonard Bernstein und George Gershwin am 11. und 12.07.26.
Die Wiederaufnahme der Kinderoper „Hexe Hillary geht in die Oper“ von Peter Lund bringt dem Nachwuchs mit viel Witz und Kuriosem die Welt der Oper näher und ist fünfsternemäßig.
Inge Kutsche, 18. April 2025