Premiere 17.1.2014
Sparefroh
Auch diese Produktion in dem schönen Teatro Coccia der in der Nähe von Mailand (Lombardei) gelegenen, aber zum Piemont gehörigen Stadt stand ganz im Zeichen größter Sparsamkeit. So verwendete der (auch für die passenden historischen Kostüme verantwortliche) Bühnenbildner Justin Arienti Teile der Verschalung des Orchestergrabens, um die Illusion der Kirche Sant’Andrea della Valle herzustellen. Dazu kamen verschieden hohe Stufenarrangements auf beiden Bühnenseiten, die sich auch im 2. Akt wiederfanden und eine bewegungsreiche Regie ermöglichten. Der 3. Akt zeigte nur eine Rampe rechts, von der sich Tosca (mit dem toten Cavaradossi in den Armen) in die Tiefe stürzte.
Die Regie von Fabio Ceresa präsentierte neben dem neuartigen Todessprung Toscas noch andere interessante Einfälle. So erfrischte der erschöpfte Angelotti zum Beispiel sein Gesicht im Weihwasserbecken, und besonders gelungen war der Einfall, Scarpia n seinen Räumlichkeiten à la Marat in eine Badewanne zu setzen, sodass er nachher nur im Schlafrock seiner Begierde nach Tosca Ausdruck verlieh. Als störend empfand ich hingegen die zur Präsenz gewordene Marchesa Attavanti, die in der Kirche umherirrte und während der Einleitung zum 3. Akt von ihrem toten Bruder Abschied nahm. Seltsamerweise sang sie auch die Melodie des Hirtenknaben. Im Ganzen handelte es sich aber um eine zwar traditionelle, aber um großteils gute Ideen angereicherte Produktion.
Die Titelrolle wurde von der Rumänin Cellia Costea mit interessant dunkel gefärbtem Sopran und überzeugendem Auftreten verkörpert. Die gut aussehende Sängerin gab eine temperamentvolle Frau und Künstlerin und sang ein sehr inniges „Vissi d’arte“. Dass das hohe C der „lama“ im 3. Akt über das Ziel hinausschoss, sei nur der Ordnung halber erwähnt. Einen großartigen Scarpia spielte Ivan Inverardi, der die Auffassung von einem widerlichen, brutalen Kerl ohne Hemmungen überzeugend umsetzte. Sein kraftvoller Bariton beherrschte die Szene mühelos. Erfreulich auch die Beiträge von Daniele Cusari und Davide Pelissero, ersterer ein auffallend sauber singender Angelotti, letzterer ein Mesner ohne Blödeleien, einfach ein erschreckter Mensch. Saverio Pugliese (Spoletta), Massimiliano Galli (Sciarrone), Radu Pintilie (Kerkermeister) und Alessandra Ferrari (Attavanti/Hirte) ergänzten zufriedenstellend. Schwachpunkt der Aufführung war der Cavaradossi von Lorenzo Decaro, dessen Tenor irgendwo hinten im Hals verschwunden war und bei den diversen Stemmversuchen seines Besitzers regelmäßig zerbröselte. Zurück zum Gesangslehrer!
Gut hielt sich der Coro Schola Cantorum San Gregorio Magno, während Valerio Galli am Pult einige Mühe hatte, das Orchestra Filarmonica del Piemonte zu sauberem Spiel zu animieren – die Orchestermusiker vermochten nicht immer in der verlangten Qualität den Anweisungen des Maestros zu folgen.
Eva Pleus 25.1.
Bilder Credit: Mario Mainin