Nach derEröffnung des Festival Verdi mit „I lombardi alla prima crociata“ fand die jährliche Aufführung von Verdis Totenmesse statt. Die Musikdirektorin des Teatro Comunale Bologna, Oksana Lyniv, stand ihrem Orchester vor, der Chor des Teatro Regio war um den Chor des Bologneser Hauses verstärkt.
(c) Roberto Ricci
Die Gesangspartien waren auf dem Papier glanzvoll besetzt, und drei der Mitwirkenden entsprachen auch den Erwartungen. Federica Lombardi war von den vielen Sopranistinnen, die ich in über dreißig Aufführungen dieses Monumentalwerks hören konnte, eine der allerbesten. Die junge Sängerin war nicht nur stilistisch vollkommen im Bilde, sondern verlieh ihrem Part mit ausladendem Ton die nötige Dringlichkeit. Die vielen tiefen Noten des „Liberame domine“ vermochte sie furchtlos auszusingen und beschloss damit eindrucksvoll diese Wiedergabe. Den Mezzopart sang Daniela Barcellona mit einer Expressivität, die vergessen ließ, dass ihre Stimme nach einer langen erfolgreichen Karriere dazu neigt, in der Höhe eine hellere Farbe anzunehmen als sie in der Mittellage und Tiefe hat. Michele Pertusi gab mit balsamisch strömendem Bass und größter Intensität die Ängste der Menschheit vor Tod und Jüngstem Gericht wieder. Leider war Freddie De Tommaso für den Tenorpart fehlbesetzt, denn er schmetterte einfach drauf los, ohne sich um die Bedeutung des Textes zu kümmern und tat genau das, was speziell bei dieser Komposition nicht am Platz ist – er stellte seine kraftvolle Stimme aus (ich habe noch nie ein so grobes „Ingemisco“ gehört). Damit war die Balance im Solistenquartett leider nicht gegeben.
Phänomenal war die Leistung der zu einer einzigen Stimme zusammengeschweißten Chöre, einstudiert von Martino Faggiani und Gea Garatti Ansini. Vom fast stimmlosen Hauch bis zum großen Aufschrei wurde der ganze Bogen der Komposition durchmessen. Einfach großartig! Wie zu hören war, dirigierte Lyniv das Werk zum ersten Mal – trotz vieler schöner Stellen stellte sich die ganz große Spannung noch nicht ein. Vielleicht wäre ein kleinerer Rahmen für ein solches Debüt geeigneter gewesen. Dennoch war die Wiedergabe beeindruckend genug und wurde vom Publikum widerspruchslos bejubelt.
Eva Pleus 29. September 2023
Messa da Requiem
Giuseppe Verdi
Teatro Regio
Parma
Aufführung am 23.09.2023
Leitung: Oksana Lyniv
Orchestra del Teatro Comunale di Bologna
Chor del Teatro Regio di Parma und del Teatro Comunale di Bologna