Freiburg: „Die Bartholomäusnacht“

Uraufführung/Premiere: 25. Januar 2019

Text von Jan Czaplinski und Michael Billenkamp

Regie: Ewlina Marciniak

Die Dramatisierung des Romans, Bartholomäusnacht von Alexandre Dumas (1802 – 1870) verspricht einen interessanten Theaterabend. Das Premierenpublikum in Freiburg war gespannt auf diese Uraufführung und erschien zahlreich.

Im Gegensatz zum Roman von Dumas wurde in Freiburg grossen Wert auf die politisch-religiöse Vorgeschichte gelegt. Dies ist aus historischer Sicht ein richtiger Ansatz, da das Massaker nur das tragische Resultat einer Machtpolitik war und zugleich den Anfang des vierten Religionskrieges in Frankreich bildete. Dieser dauerte bis 1573. Dieser Ansatz erlaubte es den Autoren auch, im Text zwingend auf Gegenwartsprobleme in sozio-ökonomischer und religiös-politischer Hinsicht hinzuweisen.

Das Team polnischen Regisseurin Ewlina Marciniak: Kostümentwurf Konrad Parol, Musik Janek Duszynski, Bühnenbild Anna Krolikiewicz, Choreografie Izabela Chlewinska. Das ganze Regieteam stammt aus Polen. Die Ausnahme davon sind der Freiburger Dramaturg Michael Billenkamp und der für die Lichtführung verantwortliche Lothar Baumgarte.

Die Regisseurin nützte in der Spielanlage die grosse Bühne in Breite und Tiefe hervorragend aus. Die Künstler bewegten sich auf der Bühne dramaturgisch sinnvoll, um die Handlung voranzutreiben. Das grosse Haus und die Bühnentiefe jedoch bedingten den Einsatz von Mikrophonen.

Die schauspielerische Leistung der Protagonistinnen und Protagonisten auf der Bühne war exzellent und entsprach den wie immer hohen Ansprüchen des zahlreich erschienen Freiburger Publikums. Der Text der Autoren war interessant und zielführend.
Die Margarete von Valois spielte Rosa Thormeyer. Ihre Mimik, ihre Körpersprache entsprach der darzustellenden Figur. Vielleicht kamen ihre Temperamentausbrüche ein bisschen zu heftig, nicht royal daher. Eine überzeugende Katharina von Medici spielte Anja Schweizer. Der politische Zynismus, Ihr Machtanspruch war hervorragend gespielt.

Nicht überzeugt hat mich die Personenführung bei den beiden Söhne Katharinas, Heinrich von Anjou (Lukas Hupfeld) und König Karl IX., (Martin Hohner). Zu Pubertär, zu primitiv war ihre Darstellung. Sie spielten, was die Regie verlangte, und dies taten sie ausgezeichnet.
Erfreulich dagegen war die Inszenierung der Bartholomäusnacht selber: Diese Szenen hätten es in sich gehabt, sehr blutig daherzukommen. Die Regie verzichtete auf diesen Horror und liess es bei Andeutungen, sehr deutlichen zwar, aber durchaus erträglich, bewenden.

Relativ unpräzise herausgearbeitet waren die unterschiedlichen Beziehungen unter den dargestellten Personen. Die Geschichte war sehr schwierig nachzuvollziehen und ohne vertiefte Kenntnis in der französischen Geschichte, der französischen Religionskriege nicht leicht verständlich. Aber! Was die Regie von den Schauspielerinnen und Schauspielern verlangte, zeigten die Freiburger KünstlerInnen auf der Bühne mit hoher Professionalität und viel Einsatz.

Den Einsatz von Individualmikrophonen beurteile ich jedoch eher negativ. Die Verstärkung erlaubt ein höheres Sprachtempo, da nicht mehr laut gesprochen werden muss. Dies geht zu Lasten der optimalen Diktion, im Klartext, zu Lasten der Sprachverständlichkeit. Und dies bei einer Produktion, welche in hohem Masse von genau dieser Sprachverständlichkeit lebt, leben muss. Es geht aber auch anders: Die Ansprache von Hartmut Stanke (Henrich II. und Admiral de Coligny) am Hochzeitsessen von Margarete von Valois. Dank seiner klaren Diktion, seinem angepassten Sprachduktus war, ohne übertrieben Lautstärke, jedes Wort zu verstehen. Bravo! Falls Mikrophone verwendet werden müssen, ist es wesentlich, dass die KünstlerInnen auf der Bühne mit dieser neuen Technik vertraut sind und die Regie, genau wie im Musiktheater auf optimale Diktion und richtiges Sprachtempo achtet. Der Regisseur Olivier Py hat anlässlich eines Interviews gesagt:> Ohne Worte(Verständlichkeit (keine Musik<, und dies gilt auch für das Sprechtheater, wo die Sprachkunst, die Verständlichkeit das Transportmedium für die zu erzählende Geschichte ist, sein muss.

Das Premierenpublikum belohnte die Arbeit des gesamten Teams mit langanhaltendem, hochverdientem Applaus.

© Fotos Birgit Hupfeld

Peter Heuberger 29.1.2019

Credits

Katharina von Medici: Anja Schweizer,
König Karl XI.: Martin Hohner, Heinrich von Anjou: Lukas Hupfeld, Margarete von Valois: Rosa Thormeyer, Claudia: Stefanie Mrachacz, Heinrich II. Admiral de Coligny: Hartmut Stanke, Heinrich de Guise: Henry Meyer, Johanna von Navavarra, Nostradamus: Janna Horstmann, Heinrich von Bourbon: Thiess Brammer, Carolina: Angela Falkenhan, La Mole: Tim Al-Windawe.