Freiburg: „Weisses Rauschen“

Premiere: 5. Januar 2019

Text: Bruce McKenzie nach dem Roman von Don de Lillo

Regie: Daniel Fish

Eine grosse weisse Wand, in dieser Wand ein schwarzes Loch, so sieht das grosse Haus in Freiburg beim Eintritt aus. Intendant Peter Carp gibt einen Hinweis: Konzentriert euch, liebe Zuschauer und Zuschauerinnen nicht zu stark auf den englischen Text, das Verstehen der einzelnen Wörter ist nicht so wichtig wie der Gesamteindruck: Text und Video!

Danke! Am Schluss, nach kurz gefühlten 80 Minuten wird mir klar dass dieser Hinweis für das Verständnis des Schauspiels/der Installation wesentlich ist. Der Roman WEISSES RAUSCHEN von Don DeLillo, entstanden 1986 analysiert die vom Konsumzwang beherrscht Pseudoelite Amerikas. Auch 33 Jahr nach dieser Analyse ist von hoher Aktualität, dies nicht nur in Amerika, nein auch hier in Europa, eigentlich auf der ganzen Welt.

Wir besitzen unsere Erde nicht, wir haben sie nur bestmöglich für unsere Kinder zu verwalten! Mantra artig wirft uns der Schauspieler Bruce McKenzie, im schwarzen Loch sitzend, Begriffe aus unserer Konsumwelt, aus unserem verschwenderischen Umgang mit Ressourcen und Umwelt entgegen:

Decken Stiefel, und Schuhe, Stifte und Bücher, Clever, brutal, verrückt nach Kino und Trivialwissen, ein verbarrikadierter Raum, Maschinengewehrsalven, Megaphone und Kampfanzüge,

Der ganze Text kann im Programmheft weisses Rauschen nachgelesen werden. Untermalt, begleitet, verstärkt wird dieser Text von Videos mit Schauspielerinnen und Schauspielern. Dieses Video von Jim Findlay ist ein Meisterwerk in sich. Dazu kommt stimmige Lichtdesign und eine subtile Tonuntermalung der gesamten Aufführung.

Das Theater Freiburg hat diese Produktion zusammen mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen ermöglicht. Das werk wird 2019 in New York wieder auf der Bühne zu sehen sein.

Das Premierenpublikum belohnte die Arbeit des Teams mit grossem, langanhaltendem Applaus.

Peter Heuberger 20.1.2019

Fotos von Marc Doradzillo