Mönchengladbach: „I Dreamed a Dream“, Musicalgala

Die Musicalgala I Dreamed a Dream ist „ein Abend, der die Herzen aller Musicalfans höher schlagen lässt“, heißt es vollmundig auf dem Programmflyer des Theaters Krefeld-Mönchengladbach. Ein Satz, der immer wieder gerne verwendet wird, wenn es um einen Abend mit Highlights aus so bekannten Musicals wie Les Misérables, Miss Saigon, Elisabeth, Chicago, Jekyll & Hyde oder Der Glöckner von Notre Dame geht. Viele Konzertveranstalter bieten inzwischen Musicalabende an, die zum Teil durch das ganze Land touren, einige durchaus von sehr beachtlicher Qualität. Was aber fast immer fehlt, ist ein großes Orchester, welches die Lieder in ihrer ganzen Schönheit erklingen lässt. Denn gerade dies ist es, was die Herzen der Musicalfans höher schlagen lässt. Da man in Mönchengladbach (und ab dem 29. Mai 2025 dann in Krefeld) bei I Dreamed a Dream auf die große Besetzung der Niederrheinischen Sinfoniker zurückgreifen kann, die unter der musikalischen Leitung von Sebastian Engel wieder einmal ganz hervorragend aufspielen, kann man durchaus sagen, dass der Flyer hier nicht zu viel verspricht.

© Matthias Stutte

Sebastian Engel, der neben der musikalischen Leitung auch mit kurzen Anmoderationen zu den einzelnen Stücken durch den Abend führt, begrüßt das Publikum nach einem Ausschnitt aus Gypsy entsprechend mit den Worten, sich einfach für rund 2 1/2 Stunden zurückzulehnen und entspannt der Musik zu lauschen. Gleich in den ersten Werken des Abends können sich die sechs Solisten dann auch bereits von ihrer besten Seite zeigen. Andrea Matthias Pagani und Lukas Witzel singen Sei du selbst aus Bajazzo darf nicht platzen (Lend me a tenor) mit feinem Gespür für das richtige Timing und einer gehörigen Prise Humor. Da erinnert man sich gerne an die Zeit zurück, als dieses Stück auch am niederrheinischen Gemeinschaftstheater auf dem Spielplan stand. Schon damals war Andrea Matthias Pagani hierbei in der Hauptrolle zu sehen, auch wenn es damals noch die Oper Otello statt Der Bajazzo war, die wegen des indisponierten Tenors nicht platzen durfte. In Wer kann schon ohne Liebe sein? aus dem Musical Die drei Musketiere von Robert und Ferdinand Bolland stehen dann mit Antonia Busse, Gabriela Kuhn und Susanne Seefing die drei Damen des Abends im Mittelpunkt, bevor Markus Heinrich mit Die Glocken Notre Dames von Alan Menken das Publikum nach Paris einlädt. Bei den weiteren Aufführungen werden die Stücke von Andrea Matthias Pagani im übrigen teilweise alternierend von Bruno Grassini übernommen werden, der auch auf den Fotos zu sehen ist.

© Matthias Stutte

Doch zurück zur Premiere der Musicalgala. Einen kleinen Vorgeschmack auf die bevorstehende Erstaufführung des Sondheim-Musicals Sweeney Todd am 7. Juni am Theater Mönchengladbach gibt Antonia Busse mit dem Song Grünfink und Nachtigall, denn in diesem Musical wird sie die Rolle der Johanna Barker übernehmen. Es folgen jeweils zwei bis drei Lieder aus den Musicals Miss Saigon von Claude-Michel Schönberg, Jekyll & Hyde von Frank Wildhorn, Chess von Benny Andersson und Björn Ulvaeus sowie Sunset Boulevard von Andrew Lloyd Webber. Bemerkenswert hierbei, wie Bühnenbildner Udo Hesse zusammen mit Beleuchtungsmeister Tobias Wagener die Bühne immer wieder in etwas andere Stimmungen taucht und beispielsweise bei Chess schwarz-weiße Quadrate an der Rückwand hinter dem Orchester erscheinen lässt.

Nach der Pause spielen die Niederrheinischen Sinfoniker zunächst die Ouvertüre zu Chicago, bevor die drei Damen des Abends mit All that Jazz einen weiteren großen Klassiker dieses Stückes präsentieren. Bei einem bunten Streifzug durch die Welt des Musicals dürfen natürlich auch Sylvester Levay und Michael Kunze nicht fehlen, die mit den beiden Werken Elisabeth und Mozart! vertreten sind. Etwas weniger bekannt, dafür aber sehr melodisch sind die von Lucy Simon komponierten Songs Lily’s Eyes und How Could I Ever Know aus dem Musical The Secret Garden, das hierzulande nur am Theater für Niedersachsen, am Stadttheater Gießen und bei den Frankenfestspielen in Röttlingen zu sehen war. Im direkten Gegensatz dazu steht Les Misérables, das wohl erfolgreichste Musical aller Zeiten. Hieraus runden die fünf Lieder Stars, Ich hab‘ geträumt, Master of the House, Bring ihn heim und One Day More den Abend ab, die abwechselnd in englischer und deutscher Sprache erklingen.

© Matthias Stutte

Das Publikum im nahezu ausverkauften Theater zeigte sich bei der Premiere begeistert, so dass mit den beiden Zugaben Totale Finsternis aus Der Tanz der Vampire und The Show must go on aus dem Queen-Musical We Will Rock You noch zwei Stücke folgten, die nicht auf den kostenlos verteilten Programmflyern zu finden sind. Insgesamt präsentiert I Dreamed a Dream einen gelungenen Querschnitt durch die großen Musical-Hits, bei dem das Orchester und die sechs Solisten das Publikum im wahrsten Sinne des Wortes zum Träumen bringen.

Markus Lamers, 1. Mai 2025


I Dreamed a Dream
Musicalgala

Theater Mönchengladbach

Premiere: 29. April 2025

Musikalische Leitung: Sebastian Engel
Niederrheinische Sinfoniker

Weitere Aufführungen: 24. Mai (MG), 29. Mai (Krefeld), 3. Juli (Krefeld) und 8. Juli (Krefeld)