Innsbruck: „Der Weibsteufel“, Florian Bramböck, Karl Schönherr

Vorstellung: 31. 3. 2016

Uraufführung einer Kammeroper in Innsbruck

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Sophie Mitterhuber als Weib und Florian Stern als Mann

Mit einer interessanten Uraufführung wartet zurzeit das Tiroler Landestheater in seiner Dependance Kammerspiele in der Messe auf: „Der Weibsteufel“ von Florian Bramböck nach dem gleichnamigen Stück von Karl Schönherr. Der 1867 in Axams geborene Schönherr galt lange Zeit als der wichtigste österreichische Dramatiker neben Arthur Schnitzler.

Die packende Dreiecksgeschichte ist ein Auftragswerk des Tiroler Landestheaters, das der Innsbrucker Saxophonist und Komponist Florian Bramböck als Kammeroper schuf, die sich dem Stoff nach seinen Worten „tonal, freitonal, geräuschhaft und rhythmisch“ nähert. Der Kampf der Frau mit sich selbst und mit den beiden Männern spiegelt sich in der Musik wider, die nach seinen eigenen Worten „fetzt und bremst, kratzt und klingt, schnauft und rauft, schwebt und singt“. Alle diese Töne, die die verschiedenen Stimmungen des Werks feinsinnig illustrieren, waren auch vom fünfköpfigen Orchester unter der Leitung von Seokwon Hong zu hören, das sich aus einem Klavier, einer Geige, einem Cello, einer Klarinette und einem Hackbrett zusammensetzte. Eine Besetzung, die den kammermusikalischen Charakter der Oper wahrte und die Partitur äußerst präzis zum Erklingen brachte.

Der Inhalt der Kammeroper, deren Libretto Johannes Reitmeier nach Schönherrs Text mit Gefühl für dessen expressive Sprache einrichtete: Auf ein Schmugglerehepaar an der Grenze zwischen Bayern und Tirol wird ein junger Grenzjäger angesetzt, der sich an die Frau heranmachen soll, um dem Mann das Handwerk zu legen. Auch der Schmuggler fordert seine Frau auf, dem Grenzjäger schöne Augen zu machen, um ungestört sein Gewerbe treiben zu können. Aber aus der geplanten Verbindung zwischen den beiden erwächst eine leidenschaftliche Liebe und aus der berechnenden Großzügigkeit des Ehemanns brennende Eifersucht. Als jedoch die Frau durchschaut, dass sie nur Objekt in den Spekulationen der Männer ist, hetzt sie beide gegeneinander auf. Dazu ein treffliches Zitat des Weibes aus dem

  1. Akt: „Aufgerissen habt ihr mich bis auf den Grund – und jetzt wollt’s mich wieder einfach zuadrahn, wie einen Wasserhahn. Aber mich fangt’s ihr nimmer, fangt’s ihr nimmer, nimmer, nimmer ein.“

Dem amerikanischen Tenor Dale Albright, der seit einigen Jahren auch als Regisseur tätig ist, gelang eine packende, atmosphärisch dichte Inszenierung mit guter Personenführung. Michael D. Zimmermann gestaltete eine Bühne mit wenig Requisiten in Blau und Rot (Licht: Michael Reinisch) und die farblich dazu glänzend passenden Kostüme. Im gut illustrierten Programmheft erläutert der Bühnenausstatter seine Farbenwahl: „Die Farbe Blau verdeutlicht die Gefühlskälte zwischen den Figuren. Mit den roten Möbeln versuchte die Frau zu Beginn ihrer Ehe vergeblich, etwas menschliche Wärme in die karge Hütte zu bringen. Rot ist aber auch die Farbe des Blutes, das am Schluss der Oper vergossen wird.“

Das Weib (Sophie Mitterhuber) wird vom Jäger (Johannes Wimmer) begehrt

Vor Beginn der Vorstellung ließen sich zwei der drei Darsteller – Sophie Mitterhuber und Florian Stern – als stark verkühlt ansagen, retteten aber durch ihr Auftreten die Vorstellung. Das Publikum dankte ihnen mit spontanem Applaus.

In der Rolle des Weibes bot die Sopranistin Sophie Mitterhuber eine exzellente Leistung – sowohl darstellerisch wie auch gesanglich (von ihrer Verkühlung war nichts zu bemerken!). Zu Beginn spielt sie eine demutsvolle Ehefrau – als sie jedoch merkt, als Köder benutzt zu werden, zeigt sie ihre innere Zerrissenheit und bietet zum Schluss einen „Teufelstanz“, den sie auf sehr erotische Art darzubringen versteht.

Schauspielerisch ebenso stark der Tenor Florian Stern als ihr Mann, obwohl er stimmlich ein-, zweimal sichtlich durch seine Verkühlung zu kämpfen hatte. In jeder Szene überzeugend der BassistJohannes Wimmer in der Rolle als Jäger, der als ehrgeiziger, karrieresüchtiger Mann dennoch bald durch das Weib seine Pflichten vergisst.

Am Schluss der eineinhalbstündigen Vorstellung großer Jubel des Publikums mit vielen Bravo-Rufen für die drei Darsteller und den Dirigenten, der schließlich auch die fünf Musiker auf die Bühne holte:John Groos (Klavier), Agnieszka Kulowska (Violine), Susanne Fritz (Violoncello), Max Bauer(Klarinette) und Anna Strickner (Hackbrett). Sie wurden ebenfalls verdientermaßen mit lang anhaltendem Beifall für ihre Leistungen belohnt.

Udo Pacolt 3.4.16

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Fotos (c) Rupert Larl