Wien: Neuer Spielplan 2020/21

Willkommen im 21. Jahrhundert!
Der kulturelle Weltuntergang für hartgesottene Freunde der StOp?

DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL
Premiere: 12. Oktober 2020
Inszenierung Hans Neuenfels
Musikalische Leitung Antonello Manacorda

EUGEN ONEGIN
Premiere: 15.Oktober 2020
Inszenierung, Bühne Dmitri Tcherniakov
Musikalische Leitung Tomáš Hanus

DAS VERRATENE MEER
Hans Werner Henze
Inszenierung Jossi Wieler, Sergio Morabito
Musikalische Leitung Simone Young

CARMEN
Premiere: 6. Febriar 2020
Inszenierung Calixto Bieito
Musikalische Leitung Andrés Orozco-Estrada

LA TRAVIATA
Premiere: 4. März 2021
Musikalische Leitung Giacomo Sagripanti
Inszenierung Simon Stone

PARSIFAL
Premiere: 1. April 2021
Musikalische Leitung Philippe Jordan
Inszenierung, Bühne, Kostüme Kirill Serebrennikov

FAUST
Premiere: 23. April 2021
Musikalische Leitung Bertrand de Billy
Inszenierung Frank Castorf

L’INCORONAZIONE DI POPPEA
Premiere: 22. Mai 2021
Musikalische Leitung Pablo Heras-Casado
Concentus Musicus Wien
Inszenierung, Bühne, Choreographie Jan Lauwers

MACBETH
Premiere: 10. Juni 2021
Musikalische Leitung Philippe Jordan
Inszenierung Barrie Kosky

Da kann man nur rufen: WOW! Es sind praktisch alle bedeutenden Vertreter moderner Musiktheater-Regie des 20. und 21. Jahrhunderts dabei. Die Schreckenherolde und Albtraum-Evozierer des friedfertigen konservativen Opernpublikums dieser Welt. Unabhängig davon, ob man sie mag – ich bin da persönlich sehr r4eserviert, aber was für eine Leistung des neuen Intendanten Roščić und seines Teams diese wirklich fast alle (!) schon in der ersten Saison zusammen zu bekommen. Das ist wirklich Wahnsinn…

Jetzt schaut man zukünftig zuerst nach Frankfurt und dann aber sofort nach Wien. Zehn Premieren – das will schon in den heutigen Tagen auch etwas heißen. Und das ist ein Schlag ins Kontor der wahren Freunde der Wiener Staatoper. Aber immerhin werden ja die Klassiker, die teilweise über 500 und mehr Inszenierungen auf dem Puckel haben, als quasi Trostpflästerschen und Opernmuseums-Erhalt wiederaufgenommen – Näheres hier. Schlimmer hätte es kaum kommen können. Man wird nun endlich bevorzugt im Kreis der Musealen Wiener Opernfans feststellen, daß eben die Erde doch keine Scheibe ist in deren Zentrum Wien liegt. Die Erde ist eine Kugel! Quod erat demonstrandum. Und die ist am Rand ziemlich abschüssig… Ceterum censeo: "Ihrem Ende eilen sie zu, die so stark im Bestehen sich wähnten" (Rheingold, Richard Wagner)
Peter Bilsing, 27.4.2020