Berlin: „SYM-PHONIE MMXX“

Vorstellung am 13. März 2022

Für Tanz, Licht und Orchester

SYM – PHONIE MMXX heißt der neue Abend von Sasha Waltz beim Staatsballett Berlin, für den Georg Friedrich Haas als Auftragsarbeit die Musik geliefert hat. Die Jahreszahl 2020 im Titel verweist auf die ursprünglich geplante Uraufführung vor zwei Jahren, die durch die Pandemie verschoben werden musste. Diese fand nun am 13. März 2022 statt und empfing enthusiastische Aufnahme beim Premierenpublikum.

Auf der schwarz ausgeschlagenen Bühne von Pia Maier Schriever gibt es lediglich eine rostrot/kupferfarbene Wand, die zu Beginn im Hintergrund steht und sich am Ende als Plafond bedrohlich auf die Tänzer senkt. Von David Finn wird sie beleuchtet, aber auch oft ins absolute Dunkel getaucht. Die Kostüme von Bernd Skodzig wechseln von hautfarbenen Trikots über schwarze Anzüge und Kleider bis zu extravaganten schwarzen Roben mit Fledermausärmeln und eleganten Seidenkleidern in Pastelltönen. Die Musik von Haas, live geboten von der Staatskapelle Berlin unter Leitung von Ilan Volkov, ist ein Konglomerat aus geheimnisvoll rauschenden, brummenden, raunenden Geräuschen, die zuweilen anschwellen und sich bis zum schmerzenden Aufschrei steigern. Fast durchgängig ist sie von nervöser Unruhe, oft aggressiv geschärft und noch öfter stumm. In solchen Momenten ist auch die Bühne in schwarzes Dunkel getaucht – man sieht und hört nichts.

Die Choreografie von Sasha Waltz ist von monotoner, ermüdender Gleichförmigkeit, oft in Bewegungslosigkeit verharrend oder im endlosen Wiederholungsmodus verbleibend. Manche Szenen sind geradezu enervierend ausgebreitet und scheinbar ohne jede Aussage. So gibt es eine Gruppe von Tänzern, die sich wie in Zeitlupe nach vorn bewegen, dann zu Boden sinken und sich mit gegenseitiger Hilfe wieder aufrichten. Jedes Gefühl für Timing ist hier ausgeblendet.

Anfangs sieht man Körperskulpturen, aus denen sich eine Tänzerin löst, Männer-Duos mit komplizierten Hebungen, Frauengruppen gleich aggressiv-bizarren Amazonen, stampfende Männerformationen. Die Choreografie assoziiert Situationen von Angst, Schutzsuche, Beklemmung, Ohnmacht und Zuneigung, verdeutlicht mit flatternden Händen, wackelnden Köpfen, wiegenden Körpern, animalischen Sprüngen und Umarmungen. Es gibt Pietà-Figuren und zu Boden stürzende Menschengruppen, die sich am Ende verzweifelt gegen eine drohende Gefahr zu wehren versuchen und dieser nur knapp entkommen. Die Erfindungskraft der Choreografin scheint erschöpft und hat in dieser Arbeit einen Tiefpunkt erreicht.

Bernd Hoppe, 14.3.22