Basel: „Portraitkonzert“, Opernstudio OperAvenir

Es ist jedes Mal eine Freude, das Porträtkonzert des Opernstudios OperAvenir zu besuchen. In dieser Saison sind vier neue Sänger im von Hélio Vida geleiteten Opernstudio zu erleben. Hier werden die jungen Talente aus aller Welt für Ihren Weg auf die Opern- und Konzertbühnen vorbereitet und können Ihre Erfahrungen vertiefen. Zudem haben sie die Chance, in Produktionen am Theater Basel mitzuwirken.

Zu Beginn des Konzertes erklang das Quintett aus dem 1. Akt der „Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart und bot den vier neuen Mitgliedern Camille Sherman, Sophie Kidwell, Lulama Taifasi und Sono Yu, nebst Inna Fedorii, welche schon seit 2021 dabei ist, eine lockere Eröffnung Ihrer Darbietungen. Hier ist besonders aufgefallen, wie die Stimmen sehr gut miteinander harmonieren.

© Ingo Hoehn

Der erste Soloauftritt des Abends bot dem polnischen Bass Jasin Rammal-Rykala die Gelegenheit, mit zwei Arien aus Claudio Monteverdi‘s „L‘incoronazione di Poppea“ seine sehr gut geführte Stimme zu präsentieren.

Die amerikanische Mezzosopranistin Camille Sherman ist bereits auf vielen Bühnen in Amerika aufgetreten. Dies konnte man bei Ihrer Interpretation der Arie „Parto!, Parto!“ aus Mozarts „La Clemenza di Tito“ sofort spüren. Ein ganz gelungener Vortrag mit viel Ausdruck und starker Stimme.

Der südafrikanische Tenor Lulama Taifasi bot mit dem populären „Dein ist mein ganzes Herz“ aus der Operette „Das Land des Lächeln“ einen souveränen Auftritt und man darf auf weitere Begegnungen mit ihm gespannt sein.

Aus der selten aufgeführten Oper „Hans Sachs“ von Albert Lortzing, boten Inna Fedorii, Camille Sherman, Lulama Taifasi und Sono Yu, das Quartett „Der Meister kommt“,“Den Gott der Liebe“ und “Fort ist jede Furcht“. Hier konnten die vier Sänger sich von der humorvollen Seite zeigen, was ihnen hervorragend gelang.

© Ingo Hoehn

Sophie Kidwell, die aus England stammende Mezzosopranistin und bereits mit kleineren Rollen im neuen Basler „Ring“ aufgetreten, sang von Georg Friedrich Händel die Arie „Where shall I fly?“ aus dem Oratorium „Hercules“. Ein sehr anspruchsvolles Stück, sowohl stimmlich, als auch interpretationsmäßig. Mühelos wurden alle Feinheiten dieser Arie präsentiert und man staunte ob der flexiblen Stimme dieser jungen Sängerin.

Ganz besonders gelungen ist dem aus Südkorea stammenden Bariton Sono Yu seine Darbietung der ebenfalls nur sehr selten zu hörenden Arie „Vision Fugitive“ aus der Oper „Hérodiade“ von Jules Massenet. Herrlich, wie er mit fließender Stimme die ganzen Emotionen dieser Arie zu interpretieren vermag. Kompliment!

Die ukrainische Sopranistin Inna Fedorii braucht man den regelmäßigen Besuchern dieser Konzerte und diverser Aufführungen im Theater Basel nicht mehr vorzustellen. Im Dezember wird sie an diesem Haus als Gilda in „Rigoletto“ debütieren. Mit „O luce di quest‘anima“ aus Donizettis „Linda di Chamounix“ erlebte man einen weiteren Beweis dafür, was für ein höhensicherer Sopran diese äusserst begabte Sängerin besitzt.

© Ingo Höhn

Den Abschluss dieses Konzertes machte das Finale 1, Septett aus der Oper „L‘italiana in Algeri“ und bot allen Mitgliedern, verstärkt durch Kyu Choi, ehemaliges Mitglied von OperAvenir und nun im Ensemble des Hauses, noch einmal die Chance mit viel Schalk, dieses fröhliche Finale zu singen.

Dass Hélio Vida ein großer Gewinn für das Opernstudio ist, ist allemal bekannt. Er ist ein hervorragender Pianist und leitete einmal mehr diese Veranstaltung mit viel Freude und Kompetenz. Gerade ein Konzert wie dieses verlangt eine große Flexibilität. Die ganz verschiedenen Werke mit jeweils wechselnden Solisten zu begleiten, erfordert viel Vorarbeit und Feingefühl. All dies kann man Hélio Vida bescheinigen. Ein tolle Leistung.

Das dankbare Publikum spendete viel Applaus und wurde mit einem ukrainischen Volkslied, dargeboten von allen Mitwirkenden, belohnt.  Man darf allen Sängern viel Erfolg auf ihrem weiteren Weg wünschen und sich auf die noch anstehenden Konzerte, sowie eine Meisterklasse mit Thomas Hampson im Februar 2024 freuen.

Marco Stücklin, 5. November 2023

Besonderer Dank an unsere Freunde vom OPERNMAGAZIN


Basel

Portraitkonzert des Opernstudios Operavenir

24. Oktober 2023